Mit Ferkeln per Du

Aufregung in der Messehalle: Handys werden gezückt, Fotos geschossen und Videos gedreht. Die Stars? Acht Ferkel, die sich entspannt im Schweine-Mobil ausstrecken und vom Rummel nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Ergebnis: perfekte Öffentlichkeitsarbeit für moderne Schweinehaltung dank der Betreuung durch praxiserfahrene, authentische Landwirte und Berater.

Magisch angezogen von Geräuschen und Geruch der lebenden Tiere fühlten sich Händler der Rewe Group, die von ihrem Unternehmen zu einer Nachhaltigkeitsmesse nach Düsseldorf eingeladen worden waren. Neben Firmen aus dem Bereich Ernährung und Haushalt präsentierte sich die moderne Schweinehaltung in der Reihe der Rewe-Produzenten.

Für viele Besucher war es das erste Mal, dass sie lebende Schweine sahen. Die Ferkel waren Hingucker und zugleich die besten Botschafter für moderne Haltungsverfahren. Denn sie lagen dermaßen entspannt auf dem Spaltenboden, dass manche Besucher schon argwöhnten: „Haben die Valium bekommen?“ Ein guter Einstieg ins Gespräch, um die Erfolge der Tierzucht bei der Stressresistenz herauszustellen.

Klare Botschaften

Die Besucher waren interessiert, nicht ablehnend oder überkritisch. Am stärksten bewegte sie der fehlende Ringelschwanz bei den Ferkeln. Doch ließen sie sich auf nachvollziehbare Erklärungen ein. Dabei kamen einfache, klare Botschaften ohne Fachchinesisch am besten an:

  • Es kommt in allen Haltungssystemen vor, dass Schweine Artgenossen am Schwanz beißen. Die Ursachen sind vielfältig und oft nicht nachvollziehbar.

  • Schwanzbeißen führt zu sehr schmerzhaften Entzündungen. Deshalb kürzen wir zurzeit das letzte Drittel des Schwanzes beim Ferkel. Das machen wir nicht gerne.

  • Wir forschen derzeit in vielen Projekten, wie Schwanzbeißen sicher verhindert werden kann, das heißt welche Voraussetzungen bei Stall, Fütterung, Lüftung usw. geschaffen werden müssen.

  • Sobald wir ein sicheres System gefunden haben, behalten die Schweine ihren Ringelschwanz.


Mindestens so wichtig wie Informationen sind „Aha-Erlebnisse“, mit denen Besucher bei Bekannten und Familie punkten können. Witzige Details, Vergleiche mit der eigenen Lebenswirklichkeit und interessante Fakten ernten daher oft mehr Aufmerksamkeit als Fachargumente. So beispielsweise, dass Schweine gesellige Tiere sind, die sich zum Schlafen an ihre Buchtenkollegen „kuscheln“. Oder dass sie ihr Mehl am Breiautomaten selbst mit Wasser mischen, denn „Sie essen Ihr Müsli doch auch nicht gern trocken“. Oder dass Schweine als Dämmerungstiere den Tag verschlafen und erst spätnachmittags aktiv werden. Deshalb sieht man tagsüber nie ein Wildschwein im Wald.

Auf den Punkt gebracht

Das Schweine-Mobil ist ein hervorragender Türöffner, um mit Verbrauchern über moderne Tierhaltung ins Gespräch zu kommen. Die Ferkel sind ungemein attraktiv, da viele Leute noch nie echte Schweine gesehen haben. Wenn dann noch Landwirte als Standbetreuer ihre Praxiserfahrungen schildern, ist ihnen die volle Aufmerksamkeit sicher.

Das Konzept begegnet den Ängsten der Verbraucher mit der Botschaft: „Schaut her, wir haben nichts zu verbergen!“ Schweinehalter nutzen so die Chance, ihre Branche auf kurzem Weg und ohne großen Aufwand positiv und realistisch in der Öffentlichkeit darzustellen. Gerburgis Brosthaus