Im Wettkampf um den höchsten Milchpreis hat eine Molkerei erneut die Nase ganz weit vorn: FrieslandCampina (FC). Schon seit vielen Jahren schafft es die niederländische Genossenschaft, ihren Mitgliedern ein überdurchschnittliches Milchgeld zu zahlen und erweist sich somit zum wiederholten Male als uneinholbar: Je nach Jahresanlieferungsmenge haben wir Erlöse für den Molkereiriesen zwischen 35,75 Cent (300.000 kg) und 38,21 Cent/kg Milch (2 Mio. kg) errechnet.
Im Vergleich zum Vorjahr kam es sogar zu einer leichten Verbesserung der Auszahlungsleistung – dem allgemeinen Trend entgegen. Denn beim Großteil der am Wochenblatt-Milchpreisvergleich teilnehmenden Unternehmen konnte das Vorjahresniveau nicht gehalten werden. Die Erzeugerpreise für Milch gingen minimal um rund 0,70 Cent/kg zurück.
So haben wir gerechnet
Grundlage unserer Berechnungen sind folgende Parameter:
1. Die Grundpreise für Milch mit 4 % und 3,4 % Eiweiß.
2. Die Korrekturwerte für höhere oder niedrigere Fett- sowie Eiweißgehalte.
3. Nachzahlungen, Warenrückvergütungen, Jahresabschlusszahlungen sowie besondere Boni. Zum Teil war bis zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt, ob einzelne Milchwerke für 2019 noch eine (weitere) Nachzahlung planen oder nicht.
4. Weitere Zahlungen im Rahmen von besonderen Güteanforderungen (S-Milch) oder Nachhaltigkeitsprogrammen. Hier ist die Palette vielfältig. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, gehen wir davon aus, dass unsere „Musterbetriebe“ den höchstmöglichen Bonus erhalten. So zahlte FrieslandCampina für „Landliebe“-Milch mit Weidegang und Foqus-Planet-Zuschlag bis zu 2,16 Cent/kg. DMK-Mitglieder erhielten im Rahmen von „Milkmaster“ bis zu 1,0 Cent/kg, DOC-Lieferanten (Melkkompass) 1,25 Cent, Arla zahlt für „Arlagarden Plus“ 1 Cent und Hochwald für ihr Programm „MilchPlus“ ebenfalls 1,0 Cent/kg.
5. Grundkostenbeiträge und Stoppgelder werden für jedes Unternehmen individuell berechnet. Staffelzuschläge wurden für die fünf Musterbetriebe berücksichtigt.
Alle Preis- und Kostendaten werden auf die fünf Beispielbetriebe mit unterschiedlichen Jahresmilchmenge übertragen. Anlieferungsprofil im Jahresverlauf sowie Fett- und Eiweißgehalte orientieren sich an den tatsächlichen Durchschnittswerten für NRW. Zum Teil gibt es weite-re, sehr individuelle Zuschläge, diewir nicht eingerechnet haben. Hier-zu zählen beispielsweise ein Kühl-kostenzuschlag von 0,2 ct/kg füralle DMK-Milcherzeuger, die eine 24-Stunden-Abholung bei entsprechender Kühlung gewährleisten. Eine 3-Zoll-Auslassleitung bei Arla wird mit 0,15 Cent/kg honoriert.Im weiteren Verlauf der Berechnung werden die für jeden Monat einzeln ermittelten Milchpreise mit der Anlieferungsmenge der jeweiligen Monate multipliziert und daraus ein Monatsmilchgeld errechnet, jeweils unter Berücksichtigung der zu zahlenden Kosten und der gezahlten (oder möglichen) Zuschläge, wie in den Punkten 4 und 5 beschrieben.Die Summe der zwölf Monatsmilchgelder, geteilt durch die Jahresanlieferungsmenge des Betriebes, ergibt den Durchschnittsmilchpreis, der in den Tabellen ausgewiesen wird. Alle in diesem Zusammenhang genannten Werte verstehen sich als netto, das heißt die Mehrwertsteuer müsste hinzugerechnet werden.
Hochwald auf Hochtouren
Auf Platz zwei rangiert die Hochwald-Molkerei. Schon 2018 hatte die Genossenschaft ihr Ergebnis gesteigert und erreichte in unserer Hitliste den dritthöchsten Preis. Bei der Umsetzung der „Strategie Hochwald 2020“ haben die Chefs der Molkerei mit Sitz im rheinland-pfälzischen Thalfang offensichtlich den richtigen Riecher gehabt. Vor allem die Erweiterung des nationalen Markengeschäfts wie „Bärenmarke“ und hohe Anteile im Exportgeschäft führten bei Hochwald zu starken Umsätzen.
Zudem können Lieferanten der Genossenschaft bei der Teilnahme am 2018 eingeführten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsprogramm „MilchPlus“ ihr Milchgeld um bis zu 1 Cent/kg verbessern. Und auch eine Nachzahlung wird es für 2019 geben. Wie in jedem Jahr muss die Generalversammlung der Nachzahlung noch zustimmen. Der Vorschlag ist bereits in den Hochwald-Milchpreis eingerechnet.
Der direkte Vergleich zum Branchenprimus FC zeigt allerdings auch, wie viel Luft nach oben vorhanden sein kann. In keiner Größenklasse erreichte Hochwald die 35-Cent-Marke. Und so liegen zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten Unternehmen im Schnitt satte 3 Cent/kg Milch!
Starker dritter Platz
Knapp hinter Hochwald liegt die Moers Frischeprodukte GmbH auf Platz drei. Das Gemeinschaftsunternehmen von Dr. Oetker und Gropper hält mit den Großender Molkereilandschaft mit und zahlt das zweite Jahr in Folge ein überdurchschnittliches Milchgeld. Für 2019 ist laut Unternehmen eine Nachzahlung vorgesehen. Über die Höhe war bis Redaktionsschluss jedoch noch keine Entscheidung gefallen. Deshalb befindet sich das Milchwerk im unteren Teil der Übersicht „Alle Preise auf einen Blick“. Je nach Ausschüttung (mehr als 0,50 Cent/kg Nachzahlung wären notwendig) könnten sie Hochwald noch locker einholen.
Über dem Durchschnitt und auf den Plätzen vier und fünf wechseln sich je nach Größenklasse Arla Foods (im Vorjahr noch auf Platz zwei) und die Privatmolkerei Paul Mertens ab. Hier spielen vor allem die Mengenstaffeln eine Rolle. Beide Unternehmen zahlen ordentliche Zuschläge für größere Betriebe.
Erwähnenswert ist ebenfalls die Leistung von Naarmann. Der H-Milch-Spezialist landete bei allen fünf Musterbetrieben mit seinem Auszahlungspreis über dem Durchschnitt – und das obwohl die Nachzahlung noch offen ist. Wäre diese im berechneten Preis berücksichtigt, hätte die Privatmolkerei aus Neuenkirchen sicherlich im Ranking das ein oder andere Unternehmen im oberen Segment überholt.Auch die Wiehengebirgsmolkerei in Hille-Unterlübbe konnte zumindest in den Größenklassen ab 500.000 kg Milchauszahlungspreise knapp über dem Durchschnitt auszahlen.
DMK zahlte unterm Schnitt
Ernüchternd dagegen das Ergebnis der größten deutschen Molkerei. Das Deutsche Milchkontor (DMK) war nicht in der Lage, überdurchschnittliche Milchpreise zu erzielen und landet somit im Mittelfeld des Vergleichs. In keiner Größenklasse erhielten DMK-Lieferanten mehr als 33 Cent/kg Milch. Dies wird bei den rund 7000 Mitgliedern für schlechte Stimmung sorgen.
Noch 2017 erreichte der DMK-Milchpreis den Bundesschnitt und erweckte Hoffnung: Weg von Standardprodukten – hin zu Produkten mit mehr Wertschöpfung. So lautete damals die bei der DMK-Umstrukturierung neu aufgestellte Unternehmensphilosophie. Nach eigenen Angaben gehen allerdings noch 80% der DMK-Verarbeitungen in Standardprodukte wie Käse, Butter und Milchpulver. Sind die Rohstoffverwertungen schlecht, schlägt sich das auf den Auszahlungspreis nieder.
Noch bescheidener sieht es bei DOC Kaas aus. Das Partnerunternehmen des Milchkontors bildet im Wechsel mit anderen Milchwerken das Schlusslicht unserer Rangierung. Warum sie nicht das identische Milchgeld erhalten, wie die Kollegen von DMK, lässt sich folgendermaßen erklären: Seit der deutsch-niederländischen Fusion vor vier Jahren werden die Deutsche Milchkontor eG und die DOC Kaas-Genossenschaft von der DMK-GmbH gleich vergütet. Unterschiedlich sind die genossenschaftlichen Regelungen. Auch die Staffelpreise unterscheiden sich voneinander. Deshalb die von uns errechneten und voneinander abweichenden Milchpreise für DMK und DOC Kaas.
Für kleinere DOC-Betriebe gab es durchschnittlich gerade mal 31,13 Cent/kg Milch – das geringste Milchgeld im kompletten Vergleich; für den 2-Mio.-Betrieb schaffte es DOC Kaas – bedingt durch hohe Mengenzuschläge – immerhin im Schnitt 32,53 Cent/kg zu zahlen und lag somit auf ähnlichem Niveau wie das Milchkontor (32,49 Cent/kg Milch).
Im unteren Segment der Leistungsskala befinden sich des Weiteren der Privatbetrieb Wiesehoff sowie die Petri Feinkost GmbH. Für keinen der Musterbetriebe waren im vergangenen Milchjahr mehr als 32 Cent je kg Milch beim Frischkäsespezialisten aus Ottenstein in Niedersachsen „drin“. Auch der Wiegert-Milchpreis des vergangenen Jahres lässt wenig Freude aufkommen. Hier sind vor allem die kleineren Betriebe, die nicht von der Mengenstaffel profitieren, benachteiligt.
Und Wagenfeld?
Interessant ist der Blick auf die Molkerei Wagenfeld. Der Butterspezialist erlebte im Preisvergleich 2018 einen regelrechten Absturz und landete auf dem letzten Platz. Leichtes Aufatmen im aktuellen Vergleich. Zwar zahlte Wagenfeld weiterhin unterdurchschnittlich, allerdings befindet sich das Milchwerk nun im Mittelfeld, auf ähnlichem Niveau wie DMK. Die Nachzahlung in Höhe von fast 0,70 Cent/kg spielte dabei sicherlich eine entscheidende Rolle.
Seit 2012 gehören 50% der Gesellschaftsanteile von Wagenfeld der Almil AG, die andere Hälfte der Schütten & Lemmerholz Handelsgesellschaft mbH. Zum Jahresbeginn hat Hochwald die Almil AG zu 100% übernommen. Wie Hochwald dem Wochenblatt bestätigte, bleibt die Almil AG als eigenständiges Unternehmen bestehen und kauft weiterhin Rohmilch. Mit im „Deal“ die bereits genannte Handelsgesellschaft und Wagenfeld. Ob die Übernahme auch eine Auswirkung auf den Milchpreis von Wagenfeld haben wird, bleibt abzuwarten. Wie Hochwald meldet, laufen diesbezüglich derzeit Gespräche, für konkrete Angaben ist es noch zu früh.
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