Trinkmilch-Preise und Bauernproteste

Milchpreise: Gespräch von Aldi und DBV, Brief ans Kartellamt

Nach der angekündigten Preissenkung für Milchprodukte und den Bauernprotesten vor Aldi-Lagern haben Vertreter des Discounters mit der Spitze des Bauernverbandes gesprochen. Parallel hat die CDU/CSU-Fraktion einen Brief ans Kartellamt geschichkt.

Um mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft und die Vergütung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ging es gestern bei einem Spitzentreffen in Berlin zwischen Aldi Nord und dem Deutschen Bauernverband (DBV). Aktueller Anlass war die von Aldi angekündigte Preissenkung für Milchfrischprodukte (wir berichteten), die darauffolgende Reaktion des Discounters (wir berichteten) sowie die anschließenden Bauernproteste vor Aldi-Lagern (wir berichteten). An dem Treffen nahmen Torsten Hufnagel, Gesamtverantwortlicher von Aldi Nord, Jürgen Schwall, Leiter des internationalen Einkaufs Aldi Nord, DBV-Präsident Joachim Rukwied sowie DBV-Milchpräsident Karsten Schmal teil, berichten beide Seiten in separaten Pressemitteilungen.

Aldi und DBV an einem Tisch

Aldi schreibt im Nachgang: "Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass auch in Zukunft konkrete Maßnahmen für mehr Wertschätzung der heimischen Landwirtschaft auf den Weg gebracht werden müssen. Denkbar sind Konzepte, die zu einem Mehrwert für landwirtschaftliche Erzeugnisse beitragen und insofern auch höhere Vergütungen ermöglichen." Der Discounter verweist darauf, dass er sich bereits seit Jahren für die Landwirtschaft engagiere, zum Beispiel mit der Marke „Fair und Gut“, die zu einem fairen Preis mehr Wert auf Tierwohl lege. Der Mehraufwand für die Landwirte für bessere Haltungsbedingungen der Tiere würde selbstverständlich höher entlohnt, die Marke stärker beworben.

Der DBV begrüßte den Vorschlag für mehr Wertschätzung, betont aber, dass Wertschätzung auch im ökonomischen Bereich stattfinden müsse. Dazu gehöre, ein Modell zu finden, in dem höhere Qualitätsstandards eine finanzielle Anerkennung erhalten. Bei den anstehenden Verhandlungen zur sogenannten Weißen Linie (Trinkmilch usw.) fordert der Verband, auch die wirtschaftliche Situation der deutschen Milchbauern zu berücksichtigen. „Wer Milch aus heimischer Landwirtschaft will, der muss auch bereit sein, einen angemessenen Preis zu bezahlen“, so Präsident Rukwied. Auch die Molkereien als Vertragspartner von Aldi Nord hätten hier den Landwirten gegenüber eine Verantwortung.

Brief ans Kartellamt: CDU/CSU fordert "Waffengleichheit"

Parallel zu dem Spitzengespräch haben Gitta Connemann, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU Bundestagsfraktion sowie Albert Stegemann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft, einen Brief an den Präsidenten des Bundeskartellamstes Andreas Mundt geschickt. Darin weisen sie auf die wachsende Nachfragemacht der großen Handelsunternehmenb in Deutschland hin. Der Handel würde die damit verbundene Möglichkeit, Einkaufspreise bei Landwirten und Produzenten zu drücken, nutzen. Die Landwirte, genossenschaftliche und private Molkereien, hätten diesen Druck kaum etwas gegenzusetzen. "Damit gibt es eines nicht mehr: Waffengleichheit. Der Erzeugerseite sind bestimmte Zusammenschlüsse verschlossen. Demgegenüber spitzt sich der Konzentrationsprozess auf Handelsseite zu", schreiben sie wörtlich.

Deshalb fordere die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu prüfen, ob und inwieweit es den Molkereien erlaubt werden kann, sich zu Verkaufsverbünden zusammenzuschließen. Es stelle sich zudem die Frage, ob künftig der Maßstab, ob es auf den regionalen Märkten für Rohmilch noch genug Wettbewerb gibt, weiter angelegt werden kann.

Nach Ansicht von Connemann und Stegmann können Landwirte und Verarbeiter dem Handel derzeit nicht auf Augenhöhe begegnen. Zudem gebe es zwei weitere Wettbewerbsnachteile: Wegen der Verderblichkeit der Ware könnten Landwirte bzw. Molkereien keinen Konflikt mit dem Handel austragen. Und der Handel könne über Eigenmarken problemlos auf andere Lieferanten zurückgreifen.

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