Verhandlungen über Trinkmilch

Milchpreise: Aldi nimmt Stellung

Nach dem Aufschrei über die Verhandlungsmethoden von Aldi rudert der Discounter zurück: Er verlängert die Preisverhandlungen über Milchprodukte. Und will mit Landwirten im Dialog bleiben.

Die Milchbauern sind in Aufruhr: Die Nachricht, Aldi wolle die Preisverhandlungen über Produkte der Weißen Linie (Trinkmilch usw.) vorziehen und dabei die Preise drücken, hat sich rasend schnell verbreitet. Das Wochenblatt hat am Freitagmorgen darüber berichtet und parallel eine Anfrage an Aldi Nord gestellt.

"Orientieren uns am Weltmarkt"

In der Antwort geht der Discounter nicht auf die Wochenblatt-Fragen ein und stellt auch klar, dass er keine weiteren Details nennt, teilt aber allgemein mit: „Für die Verhandlung unserer Einkaufspreise orientieren wir uns an Weltmarktpreisen. Dieser unterliegt vor allem im Bereich Milchprodukte deutlichen Schwankungen und Währungsveränderungen. Hieraus ergeben sich aktuell keine Anzeichen für einen Anstieg. Dennoch liegen die Angebote einiger potentieller Lieferanten in den laufenden Gesprächen deutlich über den aktuellen Notierungen.“ Aktuelle globale Entwicklungen wie die Verbreitung des Coronavirus würden zwar die Weltmarktsituation und damit die Weltmarktpreise beeinflussen, seien aber in keiner Weise ausschlaggebend für den Zeitrahmen der Verhandlungen. Dieser Zusammenhang treffe nicht zu „und ist mit unseren Grundsätzen als Kaufleute nicht vereinbar“, heißt es aus der Aldi-Zentrale in Essen.

Auch der Vorwurf einiger Molkereien, Aldi hätte den Stichtag für Verhandlungen aus taktischen Gründen vorgezogen, sei falsch. Grund seien vielmehr interne, administrative Abläufe in beiden Unternehmensgruppen. Es handele sich keinesfalls um eine Verhandlungstaktik, sondern um eine organisatorische Begebenheit.

Verhandlungen verlängern, Dialog suchen

Der Discounter stellt in der Mitteilung klar, dass er den Verhandlungsprozess verlängern will und weiter einen sachlichen und partnerschaftlichen Dialog sucht. „Obwohl die Verhandlungen erst kommende Woche in die finale Phase eintreten sollten, beobachten wir eine zunehmende Eskalation auf verschiedenen Ebenen. Als Zeichen einer Deeskalation verlängern wir den Angebotszeitraum mit unseren potentiellen Lieferanten. Darüber hinaus suchen wir auch den aktiven Dialog mit Landwirten und Erzeugern“, schreibt Aldi und verweist auf Treffen mit „Land schafft Verbindung Deutschland“ sowie dem Spitzengespräch mit Bundeskanzlerin Merkel.

Voraussetzung für sei jedoch, dass der Dialog weiter von beiden Seiten gesucht und auf einer sachlichen und kooperativen Ebene geführt wird. Der Discounter verurteilt jüngste, vereinzelten Anfeindungen aus Landwirtschaftskreisen.

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