Milchforum bei den Agrar Unternehmertagen

Milcherzeuger optimistisch

Von Resignation keine Spur: Laut einer Umfrage der Landwirtschaftskammer NRW blickt ein Großteil der Kuhhalter positiv in die Zukunft.

Wie sehen Milchviehhalter ihre Zukunft? Die Landwirtschaftskammer (LWK) NRW hat zu dieser Frage 500 Milch­erzeuger befragt. Die Ergebnisse überraschen. Sie waren Bestandteil des „Milchforums“ der Kammer auf den Agrar Unternehmertagen in Münster.

Entwickeln wie bisher

Demnach empfinden 47 % der befragten Milcherzeuger ihre betriebliche Situation als gut. Sehr zufrieden sind größere Betriebe mit höheren Milchleistungen und dem im Vergleich bestem Ergebnis der Betriebszweigauswertung. 71 % der Befragten wollen ihre Betriebe wie bisher weiterentwickeln. „Von Resignation keine Spur“, erläuterte Josef Assheuer, betriebswirtschaftlicher Berater der LWK. Auf die Frage, wie die Milchbauern ihre Arbeit organisieren wollen, antworteten 31 % „mit Mitarbeitern“, 17 % setzen auf Automatisierung. Unzufriedenheit kam lediglich bei der Frage nach dem Ausgleich von Beruf und Privatem auf: 54 % sagten, ihnen würde das „zufriedenstellend“ gelingen, während 38 % mit „unzureichend“ antworteten.

Die Rolle der Fütterung

Doch wie sieht die Zukunft der Milcherzeugung in NRW aus? Aus Sicht der Fütterung nannte Kammermitarbeiter Dr. Martin Pries unter anderem folgende Punkte:

  • Der Kraftfutteraufwand wird zwischen 230 und 250 g/kg ECM (energiekorrigierte Milchleistung) liegen. Voraussetzung sind optimale Grobfutterleistungen.
  • GVO-freie Milchproduktion bleibt der Standard. Soja aus dem Ausland wird demnach durch Rapsextraktionsschrot, Körnerleguminosen und Schlempen ersetzt. Hier müsse laut Pries auf den Phosphor (P)-Gehalt der Ration geachtet werden. Denn Raps enthält mehr als 11 g P/kg TM. Laktierende Kühe benötigen nur 3,5 bis 4 g P/kg TM. Ein Überschuss entsteht.
  • Der begrenzende Faktor der Milcherzeugung wird die Nährstoffausscheidung sein.
  • Milchviehhalter kommen aus dem „Dilemma“ des erhöhten Nährstoffkontos nur raus, indem sie in Phasen füttern. Konkret: Eine N- und P-reduzierte Fütterung, die an den Bedarf der Laktationsstadien angepasst ist.

Den Blick in die Zukunft richtete auch Beraterin Sabine Pittgens. In der Tierhaltung wird vor allem die Automatisierung und die Digita­lisierung die Milcherzeuger auf Trapp halten. Knackpunkt dabei wird es sein, mit der Menge an anfallenden Daten klarzukommen. Pittgens wünscht sich noch „intelligentere Systeme“, um die Arbeitsbelastung auf den Betrieben zu verringern. Vorstellbar sei für sie beispielsweise ein Abschieberoboter, der gleichzeitig Mulden im Tiefstreu der Boxen erkennt und aufgrund dessen ein Signal an das Einstreugerät sendet.

Brexit und die Folgen

Ganz so technisch waren die Prognosen von Hubert Kivelitz, Grünlandexperte der LWK, nicht. Die Zukunft des Futterbaus wird seiner Meinung nach vom Klimawandel und rechtlichen Vorgaben beeinflusst. „Das Wetter wird extremer“, warnte er. Aus diesem Grund sind ertragsreichere und trockenheitstolerantere Gräser wünschenswert.

Marktaussichten erhielten die Teilnehmer von Heiner Wurm, Marktreferent der LWK. Er geht davon aus, dass sich 2019 die weltweite Milchmenge langsam steigert. Gleichzeitig erhöht sich die Nachfrage, besonders aus China. Sorge bereite derzeit der geplante Brexit. Da Großbritannien Milch und Milchprodukte aus der EU importiert, stellt sich die Frage, wo die für England bestimmten Agrar­exporte demnächst untergebracht werden. Importe nach Großbritannien sind zukünftig durch hohe Zollsätze unattraktiv.

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