Landesvereinigung Milch NRW: Pressekonferenz

Milch NRW: Milchwirtschaft zwischen Ökonomie, Politik und Gesellschaft

Bei der Pressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW prognostizierte Geschäftsführer Dr. Rudolf Schmidt für 2020 stabile bis leicht steigende Milchpreise.

Der Abwärtstrend aus den vergangenen Jahren hält an: In Deutschland gab es 2019 wieder weniger Milchkühe und -halter. "Aktuell zählen wir rund 400.000 Milchkühe und 5300 Milcherzeuger in NRW" , stellte Dr. Rudolf Schmidt auf der Jahrespressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW (LV Milch NRW) am Mittwoch fest. Mit rund 33 ct für konventionelle Milch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) blieb der Milchpreis im Jahr 2019 knapp unter dem Niveau des Vorjahres. Für das Jahr 2020 erwartet der Geschäftführer aber stabile bis leicht steigende Milchpreise. 2019 hat sich ein weiterer Trend bemerkbar gemacht: "Biomilch und Weidemilch haben in einem schrumpfenden Markt für Trinkmilch eine steigende Tendenz." Die Nischenprodukte schafften einen Zuwachs von knapp 9 % und 13 %. Die zunehmende Produktvielfalt verwirre aber manchen Verbraucher.

Keine Angst vor dem Brexit

Weltweit war die Milcherzeugung in 2019 stabil, erklärte Schmidt. In Russland sei eine leichte, politisch gewollte Steigerung in der Milchproduktion zu erkennen. In Australien dafür ein Rückgang durch die verheerende Situation um die Brände. Auch in Neuseeland hat die Milcherzeugung durch neue Umweltauflagen eine eher rückläufige Tendenz. Für die EU ist ebenfalls ein leichter Rückgang zu erwarten.

Die Auswirkungen des Brexits auf die Milchproduktion in der Bundesrepublik hält Schmidt für überschaubar: "Gewisse Sorgen haben alle, aber auf dem Milchmarkt sind keine großen Verwerfungen zu erwarten." Deutschland exportiere nur eine geringe Milchmenge in das Vereinigte Königreich.

Umwelt- und Naturschutzvorgaben sind die neue Quote

Sorge bereitet Schmidt der zunehmende Strukturwandel. Der Investitionsdruck auf die deutschen Milchviehhalter steigt durch zunehmende Umweltauflagen, die Umsetzung der Düngeverordnung und baurechtliche Vorgaben zur Lagerung von Gülle und Silage. "Betriebe mit fehlenden Rahmenbedingungen steigen eher aus, statt große Investitionen zu tätigen", erklärte Schmidt. Noch vor zehn Jahren wurde die Reduktion der Betriebe aufgefangen, das sei heute nicht mehr der Fall. „Die Umwelt- und Naturschutzvorgaben sind die neue Quotenregelung“, brachte Schmidt die kritische Lage auf den Punkt. Außerdem belaste die gesamtwirtschaftliche Situation die Betriebe: Die vergangenen Dürresommer sind noch nicht verkraftet und die Kälberpreise sind schlecht.

"Die Potestaktionen von besorgten Landwirten zeigen, dass sie nackte Existenzangst haben. Vor allem die jungen Landwirte brauchen Luft zum Atmen", verdeutlichte Schmidt die aktuelle Situation.