Halbjahrespressekonferenz Landesvereinigung Milch NRW

Milch ist global

Die internationale Marktlage des Milchsektors zeigt sich stabil. Zusätzlich sind für die zweite Jahreshälfte höhere Auszahlungspreise in Sicht.

Während die Exporte von Milchprodukten ins europäische Ausland steigen, erwartet die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen (LV Milch NRW) keinen Aufwärtstrend der Ausfuhren in Drittländer. Das prognostizierte Geschäftsführer Dr. Rudolf Schmidt am Mittwoch der vergangenen Woche bei der Halbjahres-Pressekonferenz der LV in Gronau-Epe (Kreis Steinfurt). Trotz dieser Prognose, rechnet die LV aber langfristig mit Importzuwächsen nach China.

Mehr Milch von weniger Betrieben in NRW

Europaweit ist die Milchanlieferung im Zeitraum Januar bis April 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 2 % gestiegen, erklärte Schmidt. Insbesondere Deutschland, Frankreich, Italien und Polen lieferten mehr Milch an. Auffällig ist, dass die Niederlande als einziges Land europaweit weniger Milch produzierte. „Das ist vermutlich auf die Phosphatquote zurückzuführen“, schlussfolgerte der Geschäftsführer.

Im selben Zeitraum weiteten die Milcherzeuger in Deutschland ihre Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 % aus; in NRW um 2,7 %. Gründe für den vergleichsweise geringen Anstieg in NRW könnten laut Schmidt die Anzahl der Betriebe sein, die ihre Produktion eingestellt haben. Während im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres noch knapp 5950 Betriebe melkten, sind es in diesem Jahr zur selben Zeit lediglich etwa 5600, also rund 250 Milcherzeuger weniger als im Vorjahr. Im Schnitt halten diese rund 73 Kühe pro Betrieb. Im vergangenen Jahr waren es 70 Tiere je Milchviehhalter.

Nach der Milchpreiskrise im Jahr 2016 entwickelte sich der Milchpreis 2017 stabil: „Wir gehen davon aus, dass der hohe Preis von 2017 nicht gehalten werden kann“, räumte der Fachmann ein. Und ergänzte: „Allerdings erwarten wir eine steigende Tendenz in der zweiten Jahreshälfte.“Die Erzeugerpreise liegen mit derzeit 33 Cent/kg Milch im Mittel auf einem soliden Niveau, der Milchmarkt sei aber zwiegespalten: Aufgrund der hohen Nachfrage nach Butter und Sahne, stützt der Fettmarkt den Milchpreis, so der Geschäftsführer. Im Eiweißbereich dagegen drücken die noch vorhandenen Interventionsbestände die Preise. Erfreulich sei die Entwicklung der Käsepreise, dort hätten sich in der ersten Jahreshälfte festere Preise durchgesetzt.

Biomilchmarkt unter Druck

Der Absatz von konventioneller Trinkmilch ist seit einigen Jahren leicht rückläufig. Dahingegen ist die Nachfrage nach Biomilch innerhalb der vergangenen vier Jahre um 30 % gestiegen. Der Anteil der Biomilch im Vergleich zu konventioneller Trinkmilch liegt aber lediglich bei 9 %, gab Schmidt zu bedenken. Erstmalig wurde auch das Segment Weidemilch bei der LV Milch NRW ausgewertet. Hier liegt der Nachfragezuwachs innerhalb der vergangenen vier Jahre bei 170 % – allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau: Nur 3 % der konventionell erzeugten Milch ist Weidemilch.

Auf dem Biomilchmarkt stieg die Anlieferung innerhalb eines Jahres um fast 27 %. Die Preise blieben trotzdem auf hohem Niveau stabil. „Allerdings gerät auch der Milchpreis der Biolandwirte unter Druck“, erklärte Schmidt. Grund dafür ist die größere Anlieferungsmenge bei nicht proportional steigender Verarbeitungsmenge. „Der Biomilchmarkt steht trotz mehr Nachfrage vor großen Herausforderungen“, so sein Fazit Auch bei Biomilcherzeugern sei ein Strukturwandel, wenn auch langsamer als bei konventionell wirtschaftenden Kollegen, zu erwarten.