Trinkmilch und Proteste

Milch: Aldi zahlt 5 Cent mehr – was noch passieren muss

Nach Protesten und Gesprächen zur angekündigten Preissenkung von Aldi will der Discounter jetzt 5 Cent/Liter mehr zahlen. Die Branche fordert, dass weitere Taten folgen müssen – sonst sei es „billige PR“. Treffen von Klöckner mit Handel fällt aus.

Es ist ein positives Zeichen und sicherlich auch ein Erfolg der Bauerproteste und Gespräche mit Vertretern des Discounters: Aldi will den Einkaufspreis für Milch erhöhen, die Molkereien sollen ab 1. Mai mehr Geld bekommen. Das Plus soll nach Wochenblatt-Informationen bei 4 bis 5 Cent pro Liter liegen. Aber: Es gilt lediglich für Konsummilch, nicht für die gesamte Palette der sogenannten Weißen Linie (u.a. Sahne, Joghurt usw.). Und ob die anderen Lebensmittelunternehmen wie sonst üblich gleichziehen, ist derzeit noch offen.

Die Milchbranche begrüßt die angekündigte Preiserhöhung grundsätzlich. Es sei ein lobenswertes Zeichen von Aldi, die bisher mit Blick auf Weltmärkte geführte Verhandlung jetzt realistisch auf die hiesige Marktsituation, die hohe Qualität von nationalen Milchprodukten und die Situation auf den Höfen zu beziehen und sich an die eigene Aussage „mehr zu zahlen, als sie gemäß der Marktlage hätten akzeptieren müssen“, sagt ein norddeutscher Molkereivertreter gegenüber dem Wochenblatt.

Billige PR?

Er fordert gleichzeitig aber auch: „Aldi muss in den laufenden Verhandlungen diese Haltung auch für die anderen, größeren Sortimente der Weißen Linie anwenden. Gleiches gilt für Käse. Nur für Trinkmilch würde diese Haltung einer „billigen PR“ gleichen, um dem Konsumenten das Gefühl zu vermitteln, die Landwirte dürften jetzt mit entsprechenden Mitteln rechnen können.“

DBV-Milchpräsident Karsten Schmal sieht es ähnlich: „Der Abschluss von Aldi ist ein erster wichtiger Schritt für uns Milchbauern. Die anderen Unternehmen müssen jetzt diesem Beispiel folgen. Diese Richtung muss auch für alle anderen Milchprodukte gelten. Da nur etwa 10 % der deutschen Rohmilch zu Trinkmilch verarbeitet werden, sind auch Käse, Quark, Joghurt, Sahne und andere Milchprodukte entscheidend. Die Molkereien sind nun gefordert, den erzielten Mehrerlös auch an die Bauern weiterzureichen.“

Treffen Klöckner mit Handel fällt aus

Auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner begrüßt die Preiserhöhung, sendet aber auch eine Mahnung an den Handel: „Unsere Milchbauern produzieren unter hohen Qualitätsstandards. Das muss sich auch lohnen, damit die Bauernfamilien davon leben können. In den Verhandlungen mit dem Handel muss sich das in fairen und auskömmlichen Einkaufspreisen niederschlagen. Das sollte bei Preisverhandlungen eine Selbstverständlichkeit sein und nicht erst zu Demonstrationen führen müssen. Die jetzige Einigung begrüße ich. Denn es geht auch um Wertschätzung.“

Das für heute geplante Gespräch zwischen Klöckner und Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels fällt aufgrund der Corona-Epidemie aus.

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