Metalldorne im Kartoffelfeld

Das war kein Dummejungenstreich, sagt Bernhard F. Aber was war es dann? Ein Racheakt an einem Berufskollegen, der seinen Konkurrenten die Pachtflächen wegschnappt? Die Polizei im Kreis Borken und der Geschädigte tappen im Dunkeln.

Familie F. bewirtschaftet in Heiden einen Sauenbetrieb mit Mast. Weiteres Standbein ist der Anbau von Kartoffeln. Zwei Flächen hat F. 2014 erstmals in Rhede-Krommert am Niemarktsweg für ein Jahr gepachtet. Aus Fruchtfolgegründen baut die Familie auf wechselnden Flächen jeweils ein Jahr die Knollen an. Die Flächen in Krommert liegen 20 km vom Stammbetrieb in Heiden.

Am Montag, 7. Juli, fing alles an. Mit Schlepper und angehängter Spritze war Bernhard F. auf der Fläche unterwegs. Eine Routinebehandlung gegen die Kraut- und Knollenfäule („Phytophthora“). Plötzlich war im linken Reifen der Spritze keine Luft mehr. Ursache unbekannt.

Am Donnerstag, 17. Juli, fuhr ein Mitarbeiter der Familie auf dem gleichen Acker mit der Spritze. Er meldete plötzlich drei platte Reifen. Erst jetzt entdeckten Vater und Sohn die Ursache: In einer Fahrgasse, versteckt unter Kartoffelkraut und halb in der Erde vergraben, fanden sie ein Metallgerüst. Oben war ein etwa 10 bis 12 cm langer Eisendorn aufgeschweißt. „Beim Fahren hat sich der Dorn durch die Reifendecke gebohrt,“ erklärt der Junior.

Anzeige bei der Polizei

Der dritte und vierte Anschlag ereigneten sich mit ähnlichen Gestellen auf den zwei Flächen am 24. Juli und am 15. August. Beides Mal waren die rechten Hinterreifen am Schlepper zerstochen.

Belohnnung für Hinweise
Bernhard F. hat 4.000 € Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Wer hat etwas Verdächtiges gesehen? Das Metallgestell deutet darauf hin, dass der Täter mit dem Schweissgerät umgehen kann. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Bocholt unter Tel. (0 28 71) 29 90 entgegen.

Bernhard F. hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Für die Reifenschäden, eine fast fünfstellige Summe, kommt keine Versicherung auf. Auch die Ausfallzeiten kosten Geld. „Pro Reifen verlieren wir vier Stunden Arbeitszeit“, so der Senior.

Weitere Erkenntnisse liegen der Polizei nicht vor. Dank Smartphones und „Whatsapp“ wissen viele Landwirte in der Region inzwischen Bescheid. Alle fragen: Will tatsächlich ein Berufskollege dem Pächter einen Denkzettel verpassen? Oder ist ein anderer Ortskundiger am Werk, der mit den Sabotageakten einem „Gift spritzenden Bauern“ schaden will?

Flächen knapp und teuer

Bernhard F. und sein Sohn, 36, sind ratlos. Vor allem über die Tat eines Berufskollegen wären sie fassungslos. Kann man die allgemein sehr hohen Pachtpreise im westlichen Münsterland allein einer Familie ankreiden? Ist es nicht so, dass viele Landwirte mit Blick auf ihre Vieheinheiten und die Gülleverwertung händeringend Flächen suchen, egal ob sie Schweine mästen, Biogas erzeugen, Gemüse anbauen oder ihre Baumschule erweitern wollen?

Bernhard F. sagt: „Bislang war es immer so, dass Berufskollegen an uns herangetreten sind und uns ihre Flächen und Ställe zur Pacht angeboten haben. Wir sind keine Pachthaie." Armin Asbrand