Mehr Biogas - ist das gut?

Erst waren es nur 14 Biogasanlagen (Anfang 2009), dann 18 (Mitte 2010) und Ende des Jahres werden es 40 sein. Die Biogasbranche in Deutschland und – wie die Zahlen zeigen – auch im Kreis Soest boomt. Seit der Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) sind Bau und Betrieb einer Biogasanlage für viele landwirtschaftliche Betriebe sehr interessant geworden. Damit hat die Bundesregierung das Ziel, die Zahl der Biogasanlagen zu erhöhen und den Anteil der Erneuerbaren Energien am Energiemix zu steigern, erreicht.

Durch das EEG haben sich aber auch die Bedingungen auf den Agrarmärkten geändert. Silomais in Biogasanlagen einzusetzen ist um einiges wirtschaftlicher geworden als ihn zu verfüttern oder auf der gleichen Fläche Getreide anzubauen. Unter diesen Bedingungen kommt immer wieder Kritik auf. Einige Stimmen: „Biogasanlagen steigern die Pachtpreise.“ „Veredelungsbetriebe können da nicht mithalten und erleiden wirtschaftliche Einbußen.“ „Ein weiter steigender Maisanteil in der Fruchtfolge verschandelt nicht nur die Landschaft, sondern führt früher oder später zu Problemen mit Krankheiten und Schädlingen.“

Was ist los in NRW?

In Nordrhein-Westfalen, so die Zahlen der Biogas-Betreiberdatenbank NRW, werden Ende diesen Jahres vorraussichtlich 410 landwirtschaftliche Biogasanlagen betrieben werden. Bei einer installierten elektrischen Leistung von insgesamt rund 150 MW benötigen diese dann theoretisch 45 .000 bis 50 .000 ha für den Substratanbau. Zum Vergleich: Ende 2008, also vor gerade einmal eineinhalb Jahren, aber eben vor der Novellierung des EEG, waren es noch 280 Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von 105 MW. Der theoretische Flächenbedarf lag da noch bei 31 .500 bis 35 .000 ha.

Im Kreis Soest, so Dr. Arne Dahlhoff von der Landwirtschaftskammer NRW, liefen Ende 2008 gerade 14 landwirtschaftliche Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Gesamtleistung von 6,3 MW. Heute sind es rund 22 Anlagen mit einer installierten Leistung von 8,6 MW, bis Ende des Jahres werden es voraussichtlich 40 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rund 16,1 MW sein. Geht man davon aus, dass die Anlagen für den Substratanbau je kW eine Fläche von 0,35 ha benötigen, steigt damit die für die Biogasanlagen im Kreis Soest benötigte Fläche von gut 2200 ha bis Ende 2008 auf in diesem Jahr knapp 5630 ha für die bereits bestehenden und bis Ende des Jahres geplanten Anlagen.

Damit ist die Entwicklung aber sicher noch nicht am Ende. Wahrscheinlich werden auch im nächsten Jahr noch weitere Anlagen folgen. Was nach der erneuten Novellierung des EEG zum 1. Januar 2012 passieren wird, ist noch völlig offen. Hinzu könnten bis 2013 aber noch weitere gut 1000 ha Substratanbaufläche kommen, wenn die von RWE Innogy und WLV in Werl geplante Biogasanlage tatsächlich gebaut wird. stü

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 28/2010, S. 25.