Mehr als nur ein Randgebiet

Der Kreis Höxter ist landwirtschaftlich geprägt und nur dünn besiedelt. Am Ostrand von Westfalen ist aber trotzdem viel Interessantes zu entdecken. Hier erfahren Sie mehr über die Grenzregion zu Niedersachsen und Hessen.

Der Kreis Höxter ist landwirtschaftlich geprägt und nur dünn besiedelt. Am Ostrand von Westfalen ist aber trotzdem viel Interessantes zu entdecken.
Hier erfahren Sie mehr über die Grenzregion zu Niedersachsen und Hessen.

Wer im Kreis Höxter nach einer Metropole Ausschau hält, sucht vergeblich. Die Kreisstadt selbst hat mit allen zwölf Ortsteilen und Dörfern zusammen gerade mal 30 000 Einwohner. Warburg, Bad Driburg und Brakel sind die nächstgrößeren Städtchen, die als regionale Zentren dienen. Alle Städte im Kreisgebiet untergliedern sich in mehrere, meist kleinere Ortsteile oder Dörfer mit überschaubarer Einwohnerzahl.

Gegenteil von Ballungsraum

Die Menschen im Kreis Höxter haben viel Platz, zumindest rein rechnerisch. Die knapp 145 000 Bewohner verteilen sich auf 1200 km2, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von nur etwa 120 Personen/km2 – der niedrigste Wert in ganz Nordrhein-Westfalen.

Im Westen formt das Eggegebirge naturräumlich die Grenze des Kreises, im Osten ist es auf weiten Strecken der Lauf der Weser und das Weserbergland. Zwei besonders fruchtbare Regionen schaffen günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft, im Norden die Steinheimer, im Süden die Warburger Börde. Dazwischen liegt das Brakeler Bergland.

Der Kreis Höxter ist aus nordrhein-westfälischer Sicht Grenzregion zu Niedersachsen und Hessen, außerdem der am weitesten östlich gelegene. Die Kreisstadt selbst liegt wiederum ganz am Ostrand ihres „Machtbereiches“. Wer von dort bis zur nächsten Autobahnauffahrt möchte, braucht in alle Richtungen mindestens 40 bis 50 Minuten. Im ganzen Kreisgebiet gibt es nur 10 km Autobahn. Nur ganz im Süden schneidet die A 44 den Landkreis – damit hat der Kreis Höxter einen der niedrigsten Werte in NRW.

Fabrik für Zucker

Für die Bauern und ihre Familien ist das kein Nachteil. Tatsächlich ist die Landwirtschaft bis heute prägend für das Gesicht des Kreises. Mehr als 85 % seiner Gesamtfläche werden landwirtschaftlich oder als Wald genutzt, weit mehr als im Landesdurchschnitt. Die Agrarstrukturerhebung 2016 zählte für den Kreis Höxter noch 1300 Betriebe mit mindestens 5 ha Fläche, und immerhin 163 davon mit 100 ha oder mehr. Der Strukturwandel lag in den vergangenen sechs Jahren etwas über dem Landesmittel, aber nicht dramatisch.

Den Ackerbau dominieren Getreide und Raps sowie Mais. Wegen der guten Böden spielen aber auch Zuckerrüben eine wichtige Rolle, immerhin geht es um rund 2800 ha. Südzucker betreibt in Warburg eine Zuckerfabrik, deren Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen.

Etwa 170 Milchviehbetriebe sind registriert mit 52 Kühen als Durchschnittsbestand. Die meisten Kuhhalter sind Mitglieder beim Deutschen Milchkontor (DMK), viele haben dort aber gekündigt. Nicht zuletzt deshalb soll das DMK-Werk in Warburg-Rimbeck bald geschlossen werden. Die Zahl der Zuchtsauenhalter hat sich seit 2010 glatt halbiert und liegt nur noch bei 80.

Region plus X

Ländliche Regionen tun sich manchmal schwer mit der Selbstdarstellung, sind aber genau wie die städtischen Zentren darauf angewiesen, leistungsfähige Wirtschaftsunternehmen und gut qualifizierte Arbeitnehmer(innen) für sich zu gewinnen. Kreisverwaltung und Wirtschaftsförderungsgesellschaft haben deshalb das Projekt „Region plus X“ gestartet, das die Standortvorteile der Region Höxter bekannt machen soll.

Bezahlbarer Wohnraum, Hilfen für Existenzgründer, viel regenerative Energie und die Lage „Mitten in Deutschland“ sind einige Schlagworte, die dabei im Mittelpunkt stehen. Tatsächlich ist die Höxteraner Wirtschaft mit ihren knapp 6000 Unternehmen geprägt von sehr vielen Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten, in der Regel familiengeführt.

Nur 17 Betriebe zählen mehr als 250 Mitarbeiter – darunter aber ein paar „Hidden champions“, die weltweit aktiv sind. Hochwertige Türklinken, Keilriemen und auch Gläser aus dem Kreis Höxter finden in Europa und der Welt Absatz.

In den ehemaligen Ackerbürger- und Hansestädten im Kreisgebiet findet der Besucher gut erhaltene Fachwerkhäuser aus der Weserrenaissance – einer Epoche zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Auf dem Land finden sich ehemalige Gutssitze aus verschiedenen Epochen, die zum Teil heute noch landwirtschaftliche Betriebe beherbergen.

Erlesene Natur

Reizvoll für Wanderer und Erholungssuchende ist die abwechslungsreiche Natur. 10 % der Kreisfläche stehen unter Naturschutz. Es gibt orchideenreiche Buchen­wälder, blühende Magerrasen und Heiden mit Wacholderbüschen. Das Kreisprojekt „Erlesene Natur“ macht diese Naturschätze dem Besucher zugänglich. Anselm Richard

In unregelmäßigen Abständen stellt das Wochenblatt Regionen und Kreise vor.
Folgende Themen finden Sie in der aktuellen Ausgabe im Blickpunkt Höxter


- Dem demografischen Wandel begegnen
- Optibelt-Keilriemen aus Höxter
- Die Bioenergie-Region
- Unterwegs im Kulturland