Fast Food mit Mehrwert

McDonald’s startet „Young Farmers Programm“

Verständnis füreinander wecken und Verbesserungen für die Umwelt und die gesamte Erzeugerkette zu entwickeln, das ist das Ziel des „Young Farmers Programms“ von McDonald’s. Elf junge Landwirte arbeiten als Vordenker mit.

Pommes gehen immer. Bei McDonald’s sind sie ein gefragtes Produkt. Damit sie den Kunden schmecken, müssen sie eine schöne Färbung haben und kross sein. Alexandre Moulay erläutert, dass in Europa gelbe und weiße Knollen gefragt sind. Wichtig ist zudem, dass die Textur im Inneren der Pommes stimmt. Nur dann haben sie auch einige Zeit nach dem Frittieren noch ­einen Crunch. Kartoffelverarbeiter Agrar­frost, für den Moulay arbeitet, berücksichtigt diese Anforderungen mit entsprechenden Anbauempfehlungen.

Fortschritt für Erzeugerkette

Auch die Bedürfnisse der Landwirte will McDonald’s mehr inden Blick nehmen. 2017 wurde deshalb eine Plattform ins Leben ­gerufen, die einen engeren Austausch zwischen Erzeugern, Ver­arbeitern und dem Fast-Food-Anbieter selbst ermöglicht. Die Hersteller von Käse, Pommes, Burgerbrötchen und Fleischpattys wählten aus ihren Zulieferern junge Landwirte aus, die neuen Entwicklungen offen gegenüberstehen. Auch Anbauer von Gurken und Salat sind mit im Boot.

Einige der insgesamt elf Landwirte und Landwirtinnen waren schon als Werbeträger für McDonald’s im Einsatz. Doch das ist Nebensache. Vielmehr geht es darum, neue Ideen zu entwickeln, von denen die gesamte Wertschöpfungskette profitieren kann. „Es ist für alle besser, wenn wir enger zusammenrücken“, macht Moulay klar.

Johannes Ruhe aus Lüsche im Landkreis Vechta ist ein Teilnehmer der kreativen Runde. Der 24-Jährige arbeitet neben seinem Studium der Agrarwirtschaft auf dem elterlichen Hof mit Schweinen, Junghennenaufzucht und Ackerbau mit. Auf 34 ha wachsen Kartoffeln, die alle an Agrarfrost geliefert werden.

Pflanze natürlich stärken

Die Ressourcen effizienter einsetzen und Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu finden, daran arbeitet die Ackerbaugruppe bei den Young Farmers derzeit besonders, wie Ruhe erzählt. So wird aktuell die Bewässerung in den Fokus genommen. Welche Vorteile stehen dabei den Kosten gegenüber? Damit setzen sich die jungen Landwirte ausei­nander. Wasser-, Blatt- und Boden­untersuchungen stehen in Zukunft auf der Agenda. Auch die Stärkung der Kartoffelpflanze durch Mykorrhiza, der Symbiose zwischen Pilz und Pflanze, wird intensiv geprüft. Die Pilze werden beim Pflanzen der Kartoffeln mit in die Reihe gesprüht. Ruhe hat das bereits auf dem elterlichen Hof getestet.

Nutzen für alle Erzeuger

Nach einem intensiven Praxistest der im Programm gewonnenen Erkenntnisse können diese auch anderen Anbauern zugutekommen. Die Young Farmers agieren somit als Multiplikatoren. Auf dem Hof von Stefan Teepker aus Handrup im Emsland werden unter anderem Schweine und Hähnchen aufgezogen. Teepker ist in der Gruppe der Tierhalter aktiv. Wichtigstes Projekt dort ist gerade die Klimabilanzierung. Anhand ­eines Programmes der Landwirtschaftskammer werden die Emissionen der erzeugten Produkte und Ansatzpunkte zur Verbesserung ermittelt. Neben dem großen Hebel Futterverwertung hat Teepker mit seinem Team dabei auch ganz neue Erkenntnisse gewonnen: „Die Lagerung von Gülle ist schlecht, weil dabei relativ viel Methan entweicht“, so Teepker. Das Gas ist ­etwa 25-mal schädlicher als CO2.

Methan im Behälter halten

Nun sollen Möglichkeiten geprüft werden, das Gas unschädlich zu machen. Angedacht sind dichte Behälter nach dem Vorbild einer Biogasanlage. Auch ein Abfackeln des Methans für die energetische Verwertung kommt in Betracht. „Wir können uns auf die Fahnen schreiben, dass wir diese Diskussion angestoßen haben“, freut sich Teepker. 29% des Hähnchenfleisches für McDonald’s wurde 2018 in Deutschland erzeugt. 69% im europäischen Ausland. Das Unternehmen schreibt eine maximale Besatzdichte von 38 kg LG/m2 vor. „Will McDonald’s jetzt einen neuen Standard einführen, werden Landwirte und Verarbeiter vorher angesprochen, ob die Vorgaben so umzusetzen sind“, sagt Moulay. Auch das sei ein positiver Effekt des intensiven Austauschs. Das Rindfleisch bei McDonald’s kam 2018 zu 93% aus Deutschland, Kartoffeln zu über 70% und die Milch zu 97%. 61% der Eier wurden hierzulande erzeugt, der Rest stammte jeweils aus dem europäischen Ausland.

Mehr zum Thema:

Fleischersatz: Neue Chancen für Erbsen?

von Patrick Liste

Der aktuelle Boom um pflanzliche Alternativen zu Fleisch verunsichert manchen Tierhalter. Gleichzeitig bieten sich aber auch interessante Perspektiven für den Anbau von Erbsen.

Fachschule Herford

Jungbauern als Fotomotiv

von Patrick Otte

Junglandwirte geben der Landwirtschaft ein Gesicht. Der sechste Fotowettbewerb der Fachschule Herford ist entschieden.