Masthähnchen: Mit Viren gegen Campylobacter

Wissenschaftler der TiHo Hannover haben in einem Feldversuch eine Wirkung von Bakteriophagen (Viren) auf die Campylobacterbesiedlung in Broilerherden nachgewiesen. Campylobacter können beim Menschen Darmentzündungen mit schweren Durchfällen auslösen.

Bakteriophagen sind Viren, sie benötigen für ihre Vermehrung eine lebende Bakterienzelle. Nach der Entwicklung und Freisetzung von neuen Bakteriophagen stirbt das besiedelte Bakterium ab. Jede Bakteriophagenart ist auf einen bestimmten Erregerstamm spezialisiert.

Verabreicht wurde den Hähnchen bei dem Versuch der TiHo Hannover der Cocktail aus vier verschiedenen Phagenarten über das Trinkwasser. Bei einer Broilergruppe sank die Campylobacterkonzentration im Kot und im Blinddarm einen Tag nach der Applikation unter die Nachweisgrenze.

Die Behandlung hat bei allen Gruppen zumindest zu einer Stagnation der Belastung mit Campylobacter jejuni geführt. Da die Bakterienkonzentration vier Tage nach der Behandlung wieder steigt, vermuten die Forscher, dass für bessere Ergebnisse eine Phagengabe zwei bis vier Tage vor der Schlachtung ratsam wäre.

EU-weit sind 71 % der Masthähnchen zur Zeit ihrer Schlachtung mit Campylobacter kontaminiert. Über fokale Kontamination können die Bakterien auf das Hähnchenfleisch und somit in die Lebensmittelkette gelangen. Beim Menschen kann dies zu einer Darmentzündung und schweren Durchfällen führen. 2012 war es in Deutschland mit 62.000 Fällen die häufigste durch Lebensmittel verursachte Darmentzündung beim Menschen.