Aktion Grünes Kreuz

Marler Bauern sind sehr verärgert

"An der Lippe weiden Kühe mit ihren Kälbern auf saftigen Wiesen. Der Betrieb ist tipptop in Ordnung. Wenn jetzt die Auflagen des ,Agrarpaketes' kommen, muss er aufgeben.“ Mit diesem Beispiel warnen Marler Landwirte - und fordern, mehr Gehör zu finden.

Mit einem großen grünen Holzkreuz, auf dessen Querbalken zwei Grablampen brennen, machten 40 Marler Landwirte auf ihre Lage aufmerksam. Wenn sich nichts ändert, werden Höfe sterben so lautet ihre Botschaft, wie eine Pressemitteilung des örtlichen landwirtschaftlichen „Localverein“ unterstreicht.

"Eltern raten ihren Kindern ab"

Der Verein wendet sich mit der Aktion gegen ständig neue Anforderungen und Regelungen, vor allem aber gegen das „Agrarpaket“ von Bundesumwelt- und Landwirtschaftsministerium. Es lasse viele kleine landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaftlich nicht überleben, heißt es in der Mitteilung, die den Vereinsvorsitzenden Hubert Franzen mit diesen Worten zitiert: „Die Situation ist inzwischen so, dass viele Eltern ihren Kindern, die vielleicht den Hof übernehmen wollen, davon abraten, weil sie in der Landwirtschaft keine sichere Zukunftsperspektive mehr sehen.“ Die Politik behaupte immer, die regionale Landwirtschaft erhalten und stärken zu wollen, handele aber so, dass sie sie zerstöre.

Als ein Beispiel werden die neuerdings geforderten Siloplatten, angeführt, die die bisherigen Betonplatten bei der Silolagerung ersetzen sollen und etwa 80 bis 100 € pro m2 kosten. Kosten von weit über 150.000 € kämen da rasch zusammen.. Hubert Franzen: „An der Lippe weiden bei einem Kleinbetrieb Kühe mit ihren Kälbern gemeinsam auf saftigen Wiesen. Der Betrieb ist tipptop in Ordnung. Wenn jetzt die Auflagen kommen, muss er aufgeben.“

Die Auflagen sind hoch, die Preise niedrig

Wenn die Höfe aufgeben, werde das Land verkauft oder verpachtet, Großbetriebe würden die Flächen übernehmen und Monokulturen in großem Stil anbauen. Das könne nicht das Ziel einer vernünftigen Umwelt- und Landwirtschaftspolitik sein. „Wenn wir alle geplanten Auflagen erfüllen wollen, dann verursacht das hohe Kosten, dafür bräuchten wir höhere Preise“, so Hubert Franzen. „Die gibt es aber nicht. Im Gegenteil: Mit den lateinamerikanischen Staaten werden Freihandelsabkommen geschlossen, es wird billiges Rindfleisch importiert, das unter tierunwürdigen Bedingungen in riesigen industriellen Betrieben erzeugt wird, und den deutschen Markt überschwemmt, nur damit dann dort deutsche Autos preiswert verkauft werden können. Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen.“

Die Marler Landwirte fordern, dass endlich wieder ihre Interessen gehört werden und mehr Sachkompetenz in die Entscheidungen einfließt. Deshalb waren einige Landwirte aus Marl auch mit ihren Traktoren bei der großen Bauerndemo in Bonn dabei. Sie finden, dass es dem Kunden nicht egal sein sollte, woher ihre Lebensmittel in Zukunft kommen und wie sie erzeugt werden.