Jeden Tag stellen rein statistisch fünf Betriebe in Deutschland auf ökologische Wirtschaftsweise um. In NRW war es im vergangenen Jahr etwa alle drei Tage ein Betrieb mit durchschnittlich rund 50 ha/Betrieb, das meiste davon Ackerland. Damit wächst die Erzeugung derzeit schneller als der Absatz. Ob das Gleichgewicht im Markt gehalten werden kann, wird das nächste Jahr zeigen.
Marktanteil 6 bis 7 %
Der Biolebensmittelmarkt setzt jährlich etwa 11 Mrd. € um. Das sind 6 bis 7 % des gesamten Lebensmittelmarktes. Das kräftige Wachstum in diesem Segment setzt sich kontinuierlich fort. Dabei werden etwa 60 % des Umsatzes im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) einschließlich Discount erzielt, also bei Rewe, Edeka, Aldi, Lidl usw.
Es ist klar erkennbar, dass der Biomarkt für die großen Ketten ein wichtiges Zukunftssegment ist. Dabei fällt auf, dass sich jede Handelskette um eine exklusive Zusammenarbeit mit einem renommierten Ökoverband bemüht. Hintergrund dieser Kooperationen ist natürlich, dass die Handelsketten Verbandsstandards nutzen wollen. Für die Verbände ihrerseits bietet die Zusammenarbeit die Möglichkeit, einen breiteren Kundenkreis zu erreichen und mehr Ware abzusetzen. Der Absatz im konventionellen LEH wächst stetig.
Trotz dieser Entwicklung wächst aber auch der traditionell starke Naturkostfachhandel, also der Handelsbereich, der ausschließlich mit Bioprodukten handelt und in der Vergangenheit quasi ein Exklusivrecht auf die Verbandsstandards hatte. Der Naturkosthandel kann durchaus als Gradmesser für die Entwicklung des Biosektors insgesamt angesehen werden, weil dort die von Biolebensmitteln überzeugten Kunden kaufen.
Wo bieten sich Chancen?
In NRW ist die Nachfrage nach Ökoprodukten besonders groß. Die Einstiegsmöglichkeiten für neue Erzeuger sind also günstig. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Produktionsbereiche in wichtigen Aspekten voneinander. Der Biomarkt für Schweine ist mit etwa 1 % am Gesamtmarkt klein und wächst langsam. Neu-Umstellungen sind möglich, allerdings nur in geringem Umfang. Der Absatz ökologisch erzeugter Milchprodukte entwickelt sich weiter stark steigend auf gleichbleibendem Preisniveau.
Aufgrund der dynamisch steigenden Nachfrage werden zukünftig auch wieder Betriebe umstellen können. Die Ökogetreideernte hat 2019 einen neuen Spitzenwert von deutschlandweit knapp 973 000 t erreicht, ein Plus von 14,5 % gegenüber 2018. Die deutlich vergrößerte Handelsmenge hat allerdings auch einen Rückgang der Erzeugerpreise zur Folge gehabt. Deutlich besser sieht es bei Körnerleguminosen aus. Hier dürfte der Bedarf das Angebot übersteigen.
NRW ist Spitzenreiter in Deutschland beim Ökogemüseanbau. Frische Ware von guter Qualität lässt sich, abgesehen von den üblichen saisonbedingten Überschüssen, sehr gut und weitgehend problemlos am Markt unterbringen. Heimische Ware wird in der Regel bevorzugt genommen. In den Bereichen Konserve oder Tiefkühlware, beides derzeit noch eher Nischenerzeugnisse, hat der Absatz mit Ökogemüse bei Weitem das vorhandene Potenzial noch nicht ausgeschöpft, deutliche Zuwächse sind zu erwarten.Der Biomarkt bietet, abgesehen von Teilsegmenten, nach wie vor sehr gute Chancen für Neueinsteiger.
Mehr zum Thema: