Euphorische Höhepunkte und drastische Abstürze: Die Organisation „Land schafft Verbindung“ (LsV) hat in nur sieben Monaten etliche Höhen und Tiefen durchlebt.
Auf der einen Seite eine riesige Mobilisation und ein ganz neuer Zusammenhalt unter den Landwirten, ein Agrargipfel bei Kanzlerin Angela Merkel, den es ohne die Demos nicht gegeben hätte, sowie viele positive Berichte in den Medien. Auf der anderen Seite aber auch persönliche Anfeindungen und eiskalte Machtkämpfe, die Aufspaltung in zwei Lager, juristische Streitigkeiten über die Nutzung des Logos und zum Schluss noch ein heftiger Streit innerhalb eines Lagers.
Streit und Aufspaltung
Am 1. Oktober 2019 gründete Maike Schulz-Broers die Facebookgruppe „Land schafft Verbindung“. Drei Wochen später, am 22. Oktober 2019, strömten Zehntausende Menschen mit Tausenden Schleppern in mehrere deutsche Innenstädte (das Wochenblatt berichtete). Sie machten auf die existenzbedrohende Situation vieler Landwirte aufmerksam und wünschten sich Gespräche mit der Politik. Die Proteste gaben der Branche einen ganz neuen Elan sowie Zusammenhalt.
Prompt folgten aber die ersten Reibereien innerhalb der LsV-Führungsmannschaft. Es gab Anfeindungen gegen Maike Schulz- Broers, zum Teil in scharfer Wortwahl. Der Vorwurf der Kritiker: Sie wolle eine Nichtregierungsorganisation wie Greenpeace mit ihr an der Spitze gründen und sie verschweige wichtige Informationen. Maike Schulz-Broers widersprach vehement. Die Wortgefechte trugen die Kontrahenten meist öffentlich in den sozialen Netzwerken aus. Schlichtungsversuche scheiterten.
Die Gruppierung spaltete sich in „LsV – Das Original“ um Maike Schulz-Broers und „LsV – Deutschland“ um die beiden Sprecher Dirk Andresen und Sebastian Dickow auf. Es gibt bis heute getrennte Internet- sowie Facebookseiten.
Schulz-Broers versus Andresen
Spätestens seit der historischen Berlin-Demo am 26. November 2019 mit mehr als 8000 Traktoren und 12.000 Teilnehmern (das Wochenblatt berichtete) tritt in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem LsV – Deutschland auf. So hat auch Dirk Andresen am Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 2. Dezember 2019 teilgenommen, nicht Maike Schulz-Broers. Und Dirk Andresen von LsV – Deutschland hat auch gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband die Ideen zur „Zukunftskommission Landwirtschaft“ im März 2020 präsentiert. Maike Schulz-Broers und LsV – Das Original waren und sind aber weiter aktiv.
Erneute Eskalation
Im April 2020 eskalierte der Streit zwischen den beiden LsV-Lagern erneut: LsV – Deutschland musste seine Facebookseite komplett und seine Internetseite zeitweise abschalten, da Maike Schulz-Broers juristische Schritte gegen die Logonutzung eingeleitet hatte. Seit Ende vergangener Woche nutzt LsV – Deutschland nun ein eigenes, neues Logo. Ebenfalls Ende vergangener Woche ist Sprecher Sebastian Dickow bei LsV – Deutschland zurückgetreten. Er begründet seinen Schritt mit heftigen Streitereien innerhalb der bayerischen Landesgruppe.
Interview mit LsV-Chefs
Etliche Landwirte sind frustriert und enttäuscht über diese Entwicklung. Deshalb hat das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Maike Schulz-Broers sowie Dirk Andresen zu einem gemeinsamen Telefoninterview eingeladen. Das hat Maike Schulz-Broers abgelehnt. Als Alternative haben wir die Interviews einzeln geführt.
Die Interviews können Sie hier nachlesen: