In diesem Jahr ist es besonders krass. Zunächst konnten die Landwirte mit der Frühjahrsbestellung nur sehr zögerlich starten, da die Böden wegen zu viel Wasser nicht befahrbar waren. Dann setzte die erhoffte Hochdruckwetterlage ein, aber das trockene Wetter will jetzt nicht enden. Der Dünger liegt vielerorts auf dem Acker, die Pflanzen hungern aber trotzdem, weil die Wurzeln die Nährstoffe nicht aufnehmen können.
Die Trockenheit führt aber noch zu vielen anderen Schäden. Die einzelnen Regionen und Kulturen sind allerdings unterschiedlich hart betroffen.
Westliches Münsterland
Bastian Lenert berät von Coesfeld aus Landwirte im westlichen Münsterland. Er hat festgestellt, dass sich die Winterungen sehr unterschiedlich entwickeln. Auf Senkelböden oder Sand hat er fast den Eindruck, dass die Bestände im Moment stehenbleiben oder gar verlieren, nur auf besonders gut strukturierten Böden „ziehen“ die Kulturen. Der Flächenanteil der Winterungen, die eine zu geringe Triebzahl haben, ist relativ hoch, nur die Wintergerste ist davon weniger stark betroffen.
Düngegaben haben kaum Wirkung
Der Berater stellt fest, dass die Düngegaben der vergangenen Wochen nicht die normale Wirkung haben, selbst Mineraldünger wie Kalkammonsalpeter liegen noch auf der Bodenoberfläche, die Nährstoffe stehen den Pflanzen nur unzureichend zur Verfügung.
Dünne Gülle von Sauen oder Mastschweinen mit weniger als 5% Trockenmasse ist einigermaßen in den Boden eingezogen. Dicke Gülle von Bullen oder Milchkühen liegt in mittlerweile eingetrockneten Würsten auf dem Boden, bei weiter andauernder Trockenheit ist nicht mit einer Umsetzung der organischen Nährstoffe zu rechnen.
Als kurzfristig wirkende Notmaßnahme kann sich Lenert 30 bis 50 l/ha AHL plus Bittersalz oder Epsotop vorstellen. Das führt zu einem Wiederergrünen der Bestände, ist aber gewiss keine Dauerlösung.
Maisaussaat: Wasser für Keimung fehlt
Die Maisaussaat ist zu ganz großen Teilen abgeschlossen. Aus Sicht des Pflanzenbauexperten haben einige Landwirte aber zu intensiv geackert, sodass der Boden bis auf Maisablagetiefe völlig trocken ist. Deshalb fehlt nun das nötige Wasser für die Keimung.
Wegen der sowieso schon geringen Wasservorräte im Oberboden müssen sich Landwirte genau überlegen, wie sinnvoll es ist, Feldgras nach dem ersten Schnitt umzupflügen, um dort Mais anzubauen, oder ob es wirtschaftlicher ist, das Gras weiter wachsen zu lassen. Kleegras als Greening-Maßnahme müssen Landwirte allerdings umpflügen.
Am Winterraps konnte Lenert nur wenig Spätfrostschäden finden. Trotzdem gefällt ihm der Zustand im Allgemeinen nicht, da er die Düngung nicht häufig zeitgerecht erhalten hat, so hat er bereits zu viele Triebe reduziert.
Leichte Böden im Norden
Auch auf den leichten Böden der Kreise Steinfurt, Warendorf und Gütersloh leiden die Winterungen sehr unter dem Wassermangel. Auch dort bleiben die Bestände wegen der mangelnden Nährstoffverfügbarkeit im Moment stehen.
Raphaela Overmeyer von der Kreisstelle Steinfurt hat festgestellt, dass das trockene Wetter aktuell die Entwicklung der Schadpilze ausbremst. So waren bisher nur Fungizidmaßnahmen gegen Gelbrost in Triticale sinnvoll. Die anderen Krankheiten sind zwar in den Beständen vorhanden, aber aktuell nicht behandlungswürdig.
Geduld bei Bodenherbiziden
Die Situation auf den Maisflächen stellt sich ähnlich dar wie in Coesfeld. Overmeyer empfiehlt, mit dem Einsatz von Bodenherbiziden zu warten, bis dafür ausreichende Niederschläge gefallen sind, um gute Wirkungsgrade zu erreichen.
In der Beratungsregion bauen relativ viele Landwirte Ackerbohnen im Programm „Vielfältige Fruchtfolge“ an. Auf den sehr trockenen Böden ist es nicht überall gelungen, die Bohnen ausreichend tief abzulegen, sodass sie jetzt gar nicht oder verzettelt auflaufen. Noch gerade angekeimte Bohnen sind zum Teil bereits vertrocknet. Die betroffenen Landwirte müssen nun überlegen, wie sie den Bedingungen des Förderprogramms genügen können. Welche Alternativen gut zum Betrieb passen, sollten sie mit ihren Beratern besprechen.
Im Winterraps sieht auch Overmeyer keine nennenswerten Schäden, dort steht jetzt die Blütenspritzung an. „Der Raps ist nicht das Sorgenkind.“
Hochsauerland: Dauergrünland leidet sehr
Kaum eine Kultur ist so abhängig von ausreichenden und vor allem regelmäßigen Niederschläge wie das Dauergrünland, da es keine tief in den Boden reichende Wurzeln ausbildet. Martin Hoppe, Pflanzenbauberater im Hochsauerland, stellt fest, dass die Kombination aus wenig Wasser und sehr lange kühlen Nächten, oft mit Frost, den Gräsern gar nicht gefallen hat. Er schätzte am Freitag der vergangenen Woche den aktuellen Aufwuchs in den Höhenlagen nur auf 4 bis 5 dt/ha Trockenmasse. Wenn die erhofften Niederschläge fallen, erwartet Hoppe aber eine schnelle Entspannung der Lage.
Die Bedingungen für die bisher notwendigen Pflegemaßnahmen auf dem Grünland waren optimal. Das Kalken, Düngen, Striegeln und Nachsäen konnten die Landwirte ohne große Probleme erledigen. Allerdings sind die Nachsaaten wegen der oben beschriebenen Bedingungen noch nicht immer aufgelaufen. Es sieht aber so aus, als wenn Schlitzsaaten sich bisher etwas besser entwickelt haben, ebenso die Saaten auf gut wasserführenden Böden.
Weiterer Witterungsverlauf entscheidet
Hoppe möchte die Situation aber noch nicht total schwarz sehen. Die Erfahrung lehrt, dass Sommerungen, die sich unter trockenen Bedingungen entwickeln müssen, von Anfang an dem Wasser hinterher wachsen und sofort eine tief gehende Wurzel bilden. Der weitere Witterungsverlauf entscheidet, wie die Ernte letztendlich ausfällt. Wenn es weiterhin trocken bleibt, erwartet der Grünlandexperte aber, dass die Gräser das Blattwachstum einstellen und früh in die generative Phase übergehen.
Um gute Futterqualitäten zu erhalten, müssten die Landwirte dann früh genug mähen. Bei später einsetzendem Regen werden sich die Grasnarben aber erfahrungsgemäß sehr schnell regenerieren.
Börde ist noch entspannt
Die Landwirte in der Soester Börde profitieren noch von dem guten Wasserhaltevermögen ihrer Böden. So stellt der zuständige Pflanzenbauberater, Johannes Klewitz, fest, dass im Unterboden genügend Wasserreserven vorhanden sind. Trotzdem geht das beständige Hochdruckwetter mit regem Ostwind und relativer Luftfeuchte von unter 50% nicht spurlos an den Bördeböden vorbei.
Die oberste Bodenschicht ist häufig schon so stark ausgetrocknet, dass es für die spätgelegten Zuckerrüben an dem nötigen Keimwasser fehlt. Das führt innerhalb eines Schlages zu einem verzettelten Auflaufen der Rüben, so lassen sich nur sehr schwer optimale Termine für die Herbizidanwendungen finden. Aus dem gleichen Grund sind einige Sommergetreidebestände ziemlich lückig.
Wegen des angespannten Wasserhaushalts in den Pflanzen rät Klewitz dazu, Wachstumsregler in den Wintergetreiden zwar einzusetzen, aber mit geringerer Aufwandmenge. Auch in Soest gibt es Ausgangsbefall für Pilzkrankheiten, vor allem von Septoria, doch sind aktuell keine Behandlungen erforderlich.
Klewitz konnte noch berichten, dass Landwirte in Einzelfällen schwache Rapsbestände umgebrochen haben, da Tauben diese zu sehr geschädigt haben. Die lange kalten Nächte, oft mit Frost, haben den Wuchs gestört, auch viele Gerstenbestände haben darunter ziemlich gelitten.
Ostwestfalen stark betroffen
Von der langen Regenpause sind die Landwirte auf der Paderborner Hochfläche und dem benachbarten Haarstrang besonders arg gebeutelt. Auf dem Kalksandsteinverwitterungs-gestein ist die Bodenauflage oft nur 15 bis 25 cm dünn. Allein daraus ergibt sich ein sehr geringer Wasserspeicher. Ferdinand Falke, Pflanzenbauberater für den Kreis Paderborn, bezeichnet die Lage gerade auf diesen Böden als dramatisch. Der Ackerbau in der Region zeichnet sich traditionell durch hohe Rapsanteile in der Fruchtfolge aus.
Der Körnerraps liefert aber seit einigen Jahren nur unbefriedigende Erträge. In dem englischen Winter haben sich die Bestände gut entwickelt und die Landwirte schöpften Hoffnung, eine gute Rapsernte einfahren zu können. Der Frost vor drei Wochen mit –10 °C hat diese Hoffnung zerschlagen, die Stängel haben sich verdreht und sind oft aufgeplatzt.
Bei einer folgenden Regenperiode hätte sich der Raps noch regeneriert, doch die stetige trockene Ostluft lässt den Raps nun fast welk dastehen. Falke kennt viele Bestände, in denen der Raps bereits die unteren Blätter abwirft und Triebe reduziert.
Rüssler unterschätzt?
Regional treten zusätzlich Schädlinge auf. Falke befürchtet, dass Landwirte die Rüssler zum Teil unterschätzt haben. Außerdem ist die Beurteilung der Rüsslerfänge in Gelbschalen sehr schwierig, was zu einigen Fehlentscheidungen geführt haben kann.
In Regionen mit tiefgründigen Böden beurteilt der Paderborner Pflanzenbauberater die Rapsentwicklung noch sehr entspannt.
Ähnlich unterschiedlich schätzt Falke den Wuchs des Wintergetreides ein. Auf der Hochfläche, aber auch auf den leichten Sandböden in Delbrück oder Hövelhof, leidet das Getreide sehr und zeigt deutliche Symptome für Trockenstress. Das Reduzieren von Blättern wird sich bei weiterhin ausbleibendem Regen aber noch deutlich verschärfen. Der Berater rechnet damit, dass die bis jetzt sehr gesunden Bestände dann noch Stressmehltau bekommen werden.Falke macht sich Sorgen um die Stimmung der betroffenen Landwirte. Er beschreibt sie als stark ernüchtert. Sie wird sich aber sofort aufhellen, wenn der ersehnte Landregen das Wasserdefizit im Oberboden wieder ausgleicht.
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