Grundwasserschutz
Lippe: Nitratwerte falsch interpretiert
Grundwasserschutz nimmt zu Recht eine wichtige Rolle ein. Doch bei der Interpretation von Messwerten gilt es, den Überblick zu behalten. Aussagen zur Nitratkonzentration in der Lippe im Kreis Paderborn beruhen offenbar auf einer Fehlinterpretation.
Im Grunde war es eine Falschmeldung: Ende März berichteten zwei Paderborner Tageszeitungen: „In der Lippe ist zu viel Nitrat. Messwerte zeigen, dass die intensive Landwirtschaft den Fluss stark belastet.“ Die Aussagen der Journalisten stützten sich auf Datenmaterial des Umweltverbandes VSR-Gewässerschutz.
Werte verwechselt?
Die Lippe weise von der Quelle bis zur Rheinmündung eine viel zu hohe Nitratkonzentration auf, wird der Umweltverband zitiert. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser dürfe das Flusswasser für einen guten Zustand höchstens 11 mg/l Nitrat aufweisen. Die Messungen hätten jedoch an der gesamten Lippe und an den Mündungen der Nebenbäche einen mehr als doppelt so hohen Wert ergeben – in der Spitze bis zu 29,3 mg/l.
Diese Aussagen basieren allerdings auf einer Fehlinterpretation! Hier wurden offenbar entscheidende Kennzahlen verwechselt: Für Nitrat (NO3) gilt nach deutscher Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 50 mg/l. Und dieser Wert wird beim Lippewasser im Kreis Paderborn deutlich unterschritten. Die zitierten 11 mg/l beziehen sich auf den Nitrat-Stickstoff, also den N-Anteil im NO3-Molekül. Dieser Wert lässt sich mit dem Faktor 4,427 recht einfach auf Nitrat umrechnen. Das wurde bei der Beurteilung der Analysewerte allerdings offenbar versäumt.
Wasser ist sauber
Wie auch immer die Falschmeldung entstanden ist: In der aktuellen Diskussion um „rote Gebiete“ mit stark nitratbelastetem Grundwasser und die geplante Verschärfung der Düngeverordnung rücken solche Zeitungsberichte die Landwirtschaft in ein denkbar schlechtes Licht.
Deshalb hat die Wasserkooperation Paderborn reagiert und die Medien am Montag dieser Woche über die tatsächliche Wasserqualität informiert. „Wir haben hier im Kreis Paderborn sauberes Wasser“, erklärten Johannes Giesguth und Michael Bernemann unisono. Giesguth ist Kreislandwirt und Vorsitzender der Wasserkooperation, Bernemann Prokurist der Wasserwerke Paderborn und stellvertretender Kooperationsvorsitzender.
Wir haben hier im Kreis Paderborn sauberes Wasser." (Wasserkooperation Paderborn)
Sowohl öffentliche Messungen des Landes NRW als auch private Untersuchungen des VSR-Gewässerschutzes hätten ergeben, dass der strenge Nitratgrenzwert in der Lippe eingehalten wird, stellte Bernemann klar: Und auch bei der Untersuchung privater Entnahmestellen bzw. Hausbrunnen im Februar 2018 seitens des VSR wurde der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/l Nitrat in 95 % der Fälle unterschritten.
Weiterhin Verbesserungspotenzial
Es gebe beim Grundwasserschutz selbstverständlich noch Verbesserungspotenzial, erklärte Bernemann. Aber daran arbeite man gemeinsam mit den Partnern in der Wasserkooperation. Dass der Grenzwert trotz der insgesamt gestiegenen Menge an Wirtschaftsdünger so deutlich eingehalten wird, zeige jedenfalls, dass die Zusammenarbeit von Land- und Wasserwirtschaft in der Region funktioniert, ergänzte Giesguth.
Dies sei nicht zuletzt das Ergebnis der erfolgreichen Entwicklung der 1991 gegründeten Kooperation aus den neun Wasserversorgungsunternehmen im Kreis und der Landwirtschaftskammer NRW, zu der kurz danach auch der Landwirtschaftliche Kreisverband im Kreis Paderborn stieß. Heute sind mehr als 800 Landwirte der kreisweit aktiven Vereinigung beigetreten, die 82 % bzw. 46 400 ha der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis Paderborn bewirtschaften, erklärten Stefan Berens sowie Norbert Hermelingmeier und Christoph Kleibrink von der Landwirtschaftskammer.
Erfolgreiche Kooperation
Die Beratung der Wasserkooperation bietet ihren Mitgliedern neben der schlagbezogenen Düngeplanung und dem betrieblichen Nährstoffvergleich im Jahresverlauf ein Bündel an Maßnahmen an. Unter anderem wird der Anbau von Zwischenfrüchten in Wasserschutzgebieten gefördert. Auch werden zusätzliche Bodenproben gezogen, um weitere Informationen zur bedarfsgerechten Düngung zu erhalten. Schließlich leben und arbeiten die Landwirte in der Natur und haben ein großes Eigeninteresse am Grundwasserschutz – auch wenn das zuweilen anders dargestellt wird.