Die Anzahl der Landwirte, die sich intensiv mit Ackerbohnen, Körnererbsen, Sojabohnen oder neuerdings mit Körnerlupinen beschäftigen, steigt, trotzdem ist der Flächenanteil mit 1,4% noch sehr gering. Der Leguminosentag auf Haus Düsse in der vorvergangenen Woche zeigte aber, dass Ackerbohnen und Erbsen als Winterform interessant sein könnten. Außerdem gibt es mit anthraknosetoleranten Sorten der Weißen Lupine zusätzliche Alternativen.
Nur mit Förderung sinnvoll?
Die bisherige Anbaufläche der Körnerleguminosen in NRW lag nach Aussage von Heinrich Brockerhoff, Landwirtschaftskammer NRW, bei etwa 10.000 ha Ackerbohnen, 4200 ha Körnerbsen, 600 ha Sojabohnen und 200 ha Lupinen. Selbst diese relativ geringe Fläche basiert auf der Förderung aus der Agrarumweltmaßnahme „Vielfältige Fruchtfolge“. Das Programm läuft noch ein Jahr. Wie es dann in NRW weitergeht, ist noch nicht klar.
Lupinensorten überzeugen
Die bisher flächenmäßig kleinste Körnerleguminose, die Lupine, scheint aber aktuell Auftrieb zu bekommen. Bisher war der Anbau wegen der Anthraknose sehr risikobehaftet. Die Krankheit zerstört nicht nur Einzelpflanzen, sondern tritt nicht selten nesterweise auf oder rafft ganze Bestände dahin.
Aktuell hat das Bundessortenamt aber drei neue Sorten der Weißen Lupine von zwei Züchtern zugelassen, die gegen diese Krankheit tolerant sind. Besonders bemerkenswert ist nach Meinung von Oliver Wellie-Stephan, Deutsche Saatveredlung AG, die überzeugende Gesundheit und das überragende Ertragspotenzial der neuen Sorten. So lohnt der Anbau nicht nur auf leichten Böden, die zu unsicher für den hohen Wasserbedarf von Ackerbohnen erscheinen, vielmehr können die neuen Sorten auf guten Böden ihr ganzes Leistungsvermögen richtig ausspielen.
Erste Anbauerfahrungen
Bernhard Wegener, Agravis-Berater aus Brakel, beschäftigt sich auf seinem eigenen Betrieb seit einigen Jahren mit dem Anbau der Weißen Lupine. Dabei ist er wie folgt vorgegangen:
- Aussaatzeit: März/April.
- Aussaatstärke: 55 bis 60 Kör-ner/m2.
- Saattiefe: 3 cm. Dieser Wert sollte wegen der epigäischen (oberirdischen) Keimung und Schäden beim Herbizideinsatz möglichst genau eingehalten werden.
- Eine Saatgutimpfung mit Rhizobien ist zwingend notwendig, um die Besiedlung der Wurzeln mit Knöllchenbakterien zu fördern.
- Phosphor: 10 bis 15 kg/ha, wegen des guten P-Aneignungsvermögens der Weißen Lupinen aber nur bei schlechter Versorgung.
- Kalium: 40 bis 80 kg/ha.
- Magnesium: 15 bis 25 kg/ha.
- Schwefel: 30 bis 60 kg/ha, da durch den Schwefelgehalt in Aminosäuren ein hoher Bedarf besteht.
- Den Borbedarf schätzt Wegener hoch ein, deshalb hat er Bor über den Boden und über das Blatt gegeben. Eine Blattdüngung zum Reihenschluss mit 1,5 l/ha Bor, 4 l/ha Schwefel und Spurennährstoffen. Höhere Mengen in einer Gabe vertragen Lupinen nicht.
- Ein möglichst sauberer Standort ist von Vorteil. Herbizide sind möglich, ebenfalls Hacken und Striegeln, für geringe Pflanzenverluste vornehmlich nachmittags.
- Rotordrescher produzieren bei der Ernte weniger Bruchkorn.
- Saatgut von den neuen Sorten ist kaum verfügbar.
Wegener erwartet, dass die Weiße Lupine Erbse und Bohne von schwächeren Standorten verdrängt, weil sie wirtschaftlich mehr leistet.
Elke zu Münster, Brotbüro GmbH, Hamburg, kümmert sich um die Vermarktung von Weißer Lupine in den Nahrungsmittelbereich. Dort sieht sie großen Bedarf, wichtig erscheint es ihr aber, dass die Landwirte ausreichend große Partien anbieten.
Jetzt Winterleguminosen?
In den beiden vergangenen Jahren haben Ackerbohnen und Erbsen an vielen Standorten darunter gelitten, dass die Wasservorräte im Boden nicht ausreichten. In Lagen ohne starke Kahlfröste kann der Anbau der Winterformen das Problem entscheidend verringern.
Josef Frey aus Geilenkirchen, Kreis Heinsberg, baut in einer Kooperation mit insgesamt 600 ha neben vielen anderen Früchten Winterackerbohnen an. Die Saat erfolgt sowohl in Einzelkorn- als auch in Breitsaat. Bei Letzterer sieht Frey aber die Gefahr, dass sich die Bohnen im Herbst gegenseitig treiben und dann zu stark in den Winter gehen. Mit Erträgen von 50 bis 60 dt/ha ist er gut zufrieden.
Als weiteren Grund für den Anbau von Winterackerbohnen nennt er die oft besseren Bodenbedingungen im Herbst. Eine sehr zeitige Frühjahrssaat ist an seinem Standort oft nicht möglich.
Die gleichen Gründe haben Eberhard Schulz aus Aerzen, Landkreis Hameln-Pyrmont, dazu bewogen, sich mit Wintererbsen zu beschäftigen. Der Biobauer wirtschaftet auf schluffigen Lehmböden und hat viel Gemüse in der Fruchtfolge. Häufig baut er Wintererbsen im Gemenge mit Winterweizen an. Zusammen mit der Zwischenfrucht Ölrettich hält er das für die beste Vorbereitung für Kartoffeln. Zur Aussaat kommen 150 Körner/m2 Weizen und 30 Körner/m2 Erbsen. Bei der Ernte hat sich das Verhältnis mit 70 % Erbsen : 30 % Weizen umgedreht, da der Weizen unter der Erbse leidet.
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