Spontane Bauern-Demo vor dem Kreishaus in Gütersloh

Landwirte fordern Öffnung des Tönnies-Schlachthofes in Rheda

Während im Kreishaus die Verantwortlichen über ein Hygienekonzept für den Tönnies-Schlachthof in Rheda verhandelten, versammelten sich etwa 120 Landwirte auf dem Vorplatz. Sie forderten die Öffnung des Betriebs.

Weil die Verantwortlichen des Kreises Gütersloh am vergangenen Freitag das Hygienekonzept der Firma Tönnies nicht angenommen hatten, versammelten sich heute spontan etwa 120 Landwirte vor dem Kreishaus in Gütersloh zu einer Demonstration.

Die Bauern forderten die Öffnung Tönnies-Schlachthofs in Rheda im Kreis Gütersloh bzw. sie wollten wissen, wann er seinen Betrieb wieder aufnehmen könnte. Der Schlachthof war wegen zahlreicher Coronafälle am 17. Juni geschlossen worden.

Zeitgleich fand im Kreishaus eine Sitzung statt, in der verhandelt wurde, welche Maßnahmen die Firma Tönnies ergreifen muss, damit der Schlachthof wieder an den Start gehen kann. Das vorliegende Konzept beantworte bei Weitem viele Fragen nicht, die geklärt werden müssen, berichtete Landrat Sven-Georg Adenauer den Landwirten in einem Gespräch.

Es kann dauern, bis der Betrieb wieder anläuft

Zum Unmut der Bauern konnte der Landrat keine konkreten Aussagen treffen, wie es in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht. "Bis der Betrieb wieder anläuft, das kann noch etwas dauern", betonte Adenauer. Für ihn als Landrat habe die Gesundheit der Menschen, die in der Firma arbeiten und die im Kreis Gütersloh leben, oberste Priorität. Der Schlachthof gehe erst in Betrieb, wenn er hundertprozentig sicher ist.

Es liege einzig und allein an der Firma Tönnies, die Vorgaben der Behörden zu erfüllen und da sei noch Handlungsbedarf. Es stünden noch einige Umrüstungen an. In der Vergangenheit sei es oft so gewesen, dass die Firma Tönnies gemacht hat, was sie wollte, erklärte Adenauer. Jetzt geben die Behörden den Takt an.

Gefährdung des Tierwohls

Schweinemäster Burkhard Berg aus Lichtenau machte im Gespräch mit dem Landrat deutlich, dass dringend eine Lösung her müsse. Denn den Landwirten fehlen die Absatzmöglichkeiten für ihre Schweine. Die Folge: Das Tierwohl sei gefährdet, weil es zu eng in den Ställen wird. Aktuell gebe es noch Spielraum, aber in den nächsten Tagen sei dieser ausgereizt. Die Kriterien des Tierschutzes seien dann von den Landwirten nicht mehr einzuhalten. Die Produktionskette müsse wieder in Gang kommen.

Berg wies ausdrücklich darauf hin, dass die Landwirte vor dem Gütersloher Kreishaus nichts fordern, was die Gesundheit der Bevölkerung gefährden könnte. "Aber wir fordern auch, dass die Belange des Tierschutzes in den Ställen beachtet werden, die tagtäglich von uns eingefordert werden," so der Schweinemäster. Diese Sorgen und Nöte der Bauern würden in der aktuellen Diskussion nicht beachtet. Das sei in Zeiten wie heute sehr bedauerlich, weil die Belange des Tierwohls der Gesellschaft wichtig sind.

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