Umweltministerin Schulze in Telgte

Landwirte demonstrierten mit 1000 Traktoren gegen einseitiges Maßnahmenpaket

Mit rund 1000 Traktoren kamen Landwirte am Samstagabend nach Telgte bei Münster, um auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen. Eine Diskussion mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze brachte jedoch nur den Austausch bekannter Argumente.

Bereits den gesamten Samstag hatten sich Landwirte aus NRW und Niedersachsen mit ihren Traktoren auf den Weg nach Telgte bei Münster gemacht. In mehreren Konvois kamen sie dann ab etwa 16.30 Uhr in Telgte an.

Um einen reibungslosen Ablauf der von „Land schafft Verbindung“ (LsV) organisierten Demonstration sicher zu stellen, hatten sich die Organisatoren mit der Polizei darauf verständigt, einen etwa 2,5 km langen Teilabschnitt der B 64 für den Durchgangsverkehr zu sperren. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde die B 64 dann zum größten Treckerparkplatz in NRW. Nach vorläufigen Schätzungen hatten sich etwa 1000 Traktoren mit Fahrern,. Beifahrern und Begleitpersonal versammelt.

Ein Teil der Landwirte machte sich dann zu Fuß oder per Fahrrad auf den etwa 3 km langen Weg zum Bürgerhaus in Telgte. Dort war Bundesumweltministerin Svenja Schulze zum Neujahrsempfang der Stadt eingeladen und hatte den Vertretern von LsV eine etwa halbstündige Diskussionsrunde zugesagt. Am Ende blieb die Ministerin dann sogar knapp 50 Minuten.

Einseitige Schuldzuweisungen indiskutabel

Die Vertreter von LsV konfrontierten Svenja Schulze in der Diskussion mehrfach mit ihrer Sicht auf das Agrarpaket der Bundesregierung. Insbesondere zu den Themen Düngeverordnung und Insektenschutz machten die Landwirte der Ministerin klar, dass sie durchaus zu Kompromissen bereit sind, sich jedoch vehement gegen eine einseitig Schuldzuweisung wehren.

Martin Wickensack, LsV, erläutert Bundesumweltministerin Svenja Schulze vor dem Bürgerhaus in Telgte die Situation der Landwirte. (Bildquelle: Wobser)

Dem Ministerium und damit der Ministerin warfen die Landwirte unter anderem vor, sich durch ihre Politik aktiv am Höfesterben zu beteiligen und damit weiter wachsenden Agrarbetrieben oder dem Import weniger kontrollierter Lebensmittel aus dem Ausland den Weg zu bereiten.

Keine Alternative zu weniger N-Düngung

In ihrer Antwort blieb die Chefin des Umweltressort jedoch bei ihren bekannten Positionen. Sie unterstrich mehrfach die Notwendigkeit, dem Grundwasserschutz durch eine restriktive Düngegesetzgebung mehr Bedeutung beizumessen. Aus ihrer Sicht seien die Messwerte wissenschaftlich abgesichert und deshalb nicht anzuzweifeln. Auch eine höhere Anzahl Messstellen würde am Ergebnis nichts ändern, erklärte Schulze „Sie wollen doch auch, dass das Trinkwasser gut bleibt“, sagte die Ministerin. Deshalb sei es jetzt notwendig, weniger Stickstoff einzuleiten. Letztlich auch, um teure Trinkwasseraufbereitung zu vermeiden. Auf eine Diskussion zur Bedeutung anderer Einleiter für die Belastung des Grundwassers wollte sich die Ministerin nicht einlassen.

Insektensterben: Landwirtschaft aus Sicht des Umweltministeriums Hauptverursacher

Auch die Diskussion zur Frage, wer für das Insektensterben verantwortlich ist, verlief erwartbar. Ministerin Schulze machte in erster Linie den Ackerbau der zurückliegenden Jahre mit wenig Variabilität, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und der Beseitigung von Rückzugsflächen für Insekten verantwortlich. Zwar nannte sie Lichtverschmutzung, Schottergärten oder Flächenverbrauch als weitere Gründe, konkrete Maßnahmen diese einzudämmen, nannte sie jedoch nich

Unfall auf Rückfahrt von Demonstration

Nach Ende der Demonstration kam es zwischen Telgte und Raestrup zu einer Kollision zwischen der dort verkehrenden Eurobahn und einem Traktor. Dabei wurden der Fahrer und Beifahrer verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr jedoch nicht schwer. Beide wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Traktor befand sich auf der parallel zur Bahnstrecke führenden Bundesstraße B 64 und wollte nach rechts in einen Wirtschaftsweg abbiegen - in diesem Streckenabschnitt sind viele Bahnübergänge unbeschrankt. Offenbar hatte der Fahrer den Zug übersehen und die Hupsignale nicht gehört. Der Zug erfasste den Traktor im Bereich des rechten Hinterrades, das abgerissen wurde. Der Schlepper selbst wurde neben die Bahn auf einen Acker katapultiert und kippte auf die rechte Seite. Die sofort benachrichtigten Rettungskräfte konnte die Personen aus der beschädigten Kabine befreien und ärztlich versorgen.

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