Eine frische Brise weht über den rund 270 m langen Futtertisch. Zahlreiche neugierige Kuhaugen blicken herüber. „In diesem Stall sind 1850 Kühe untergebracht“, erklärt Julie Veldhuis. Seit fünf Jahren kümmert sie sich um das Marketing und den Social-Media-Auftritt von Pagels Ponderosa Dairy. Die Farm ist mit 5200 Kühen Wisconsins größter familiengeführter Milchviehbetrieb – und das, obwohl der Betrieb erst 1946 mit acht Kühen gegründet wurde.
Viel Wind im Stall
Oberhalb der Liegeboxen sind in regelmäßigen Abständen gut 70 Ventilatoren anmontiert. Zusätzlich zu den an den Außenwänden der Ställe angebrachten Lüftern sorgen sie geräuschvoll für Luftbewegungen von 11–16 km/h.
Dreimal täglich verlassen die Kühe ihren Stall, wenn es zum Melken geht. Im 72er-Melkkarussell drehen rund 3800 Kühe dreimal täglich ihre Runde. Im Doppel-20er-Melkstand geben jeden Tag 1400 Kühe ihre Milch. „Jeden Tag liefern wir gut 180 000 kg Milch ab“, erklärt Julie. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Herdenleistung von rund 12 700 kg Milch je Kuh und Jahr.
Pro Melkschicht arbeiten fünf bis sieben Personen im Kuhstall. Einer ist dafür zuständig, die Kühe zum Melkstand zu treiben. Während der Stall leer ist, pflegt dieselbe Person die mit separierter Gülle eingestreuten Tiefboxen (siehe Kasten) und schiebt die Laufflächen ab. Einen automatischen Schieber gibt es nicht. „Die Laufgänge sind zu lang für ein automatisches Schiebesystem“, erklärt die Marketing-Verantwortliche. Was in Deutschland gang und gäbe ist, gibt es in Amerika auf den wenigsten Betrieben. Bei der Länge der Ställe wären die Gülleseen vor den Schiebern groß und der Kraftaufwand für die Technik zu hoch. Die Laufgänge sind planbefestigt und mit Rillen versehen, sodass die Kühe möglichst trocken stehen.
5200 Kühe, die weibliche Nachzucht und 3200 ha Futterbau erfordern eine Menge Arbeit. Um diese zu bewältigen, sind rund 140 Mitarbeiter bei Pagels Ponderosa Dairy angestellt. „Bei der Betriebsgröße ist es eine Herausforderung, gute und zuverlässige Mitarbeiter zu finden“, weiß Julie. Deshalb spielt die Arbeitszufriedenheit der Angestellten eine große Rolle: Eine Schicht dauert nie länger als acht Stunden und die Mitarbeiter haben ein eigenes Haus, in das sie sich in den Pausen zurückziehen können – Wohnzimmer mit Großbildfernseher und Playstation inklusive. Auch die Arbeitssicherheit hat hohe Priorität. Weil viele Fahrzeuge auf dem Betriebsgelände unterwegs sind, tragen Besucher und Angestellte Warnwesten, wenn sie sich auf dem Areal bewegen. Zusätzlich gibt es regelmäßig Fahrsicherheitstrainings auf einem extra auf dem Grundstück errichteten Verkehrsübungsplatz.
Betriebsorganisation
Die imposante Betriebsgröße erfordert ein ausgeklügeltes Management: „Die Arbeitsabläufe müssen gut organisiert und ineinander verzahnt sein“, erklärt Julie. Deshalb stehen Besprechungen der drei Bereichsleiter an der Tagesordnung. Für den Bereich Herdenmanagement, Fütterung und Jungviehaufzucht gibt es jeweils einen Hauptverantwortlichen. Ihnen sind weitere Mitarbeiter untergeordnet, die sie anleiten. Ein eigener Tierarzt sowie ein Klauenpfleger gehören ebenfalls zum Team.
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