Kritik an "Landwerkstätten"


Bayrische Tierschützer werfen den Landwerkstätten vor, eine "heile Welt der Öko-Tierhaltung" zu vermitteln, in der Praxis aber zu Antibiotika und "höchst umstrittenen Haltungsformen" wie Kastenständen in der Schweinehaltung zu greifen. Weitere Vorwürfe betreffen den Einsatz von Antibiotika, Verletzungen der Tiere in den Ställen sowie "zeitweise extrem hohe Sterblichkeitsraten", wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Demnach sollen die Sterblichkeitsraten bei Saugferkeln im ersten Halbjahr 2015 bei knapp einem Drittel gelegen haben – "plus zehn Prozent Totgeburten".

"Kein Tier soll leiden"

Diese Raten hätten sich inzwischen normalisiert, erklärte der Betriebsleiter Karl Schweisfurth, der die Vorwürfe zurückweist. Der Betrieb halte ausschließlich Schwäbisch-Hällische Sauen und damit "bewusst eine nicht überzüchtete Rasse". Statt der sonst üblichen 12 bis 14 Ferkel pro Wurf habe es 2015 ungewöhnlicherweise bis zu 20 Ferkel pro Wurf gegeben, die entsprechend schwach gewesen seien und geringe Überlebenschancen gehabt hätten.

Die Kastenstände für die Muttersauen seien abgeschafft. Als vor gut 15 Jahren der Stall gebaut worden sei, "waren Bio-Ställe mit der Möglichkeit, die Sauen zu fixieren, das anerkannt modernste System", heißt es in der Mitteilung der Werkstätten. Der Einsatz von Antibiotika erfolge "streng nach den Biovorgaben", wenn alternative Heilmittel versagten. In einer aktuellen Pressemitteilung der Werkstätten heißt es: "Kein Tier sollte leiden. Allein der behandelnde Tierarzt entscheidet und verantwortet, ob und welches Antibiotikum er verordnet.

Ein Vorzeigebetrieb

Die "Landwerkstätten" bei Glonn, südöstlich von München, stehen weit über Bayern hinaus im Ruf eines Vorzeigebetriebs einer naturnahen Landwirtschaft. Die Geschichte ihrer Gründung wurde in den Medien vielfach erzählt: Die Landwerkstätten gehen auf die persönliche "Agrarwende" des früheren Fleischfabrikanten Karl Ludwig Schweisfurth aus Herten, Kreis Recklinghausen, zurück. Er hatte in den 1980er Jahren das Familienunternehmen "Herta-Wurst", damals eines der größten fleischerarbeitenden Unternehmen in Deutschland, verkauft, um mit dem Kapital die Landwerkstätten aufzubauen. Der Betrieb wird inzwischen von seinem Sohn Karl Schweisfurth geführt. Wichtige Betriebszweige sind die Haltung von derzeit 600 Schweinen, Ackerbau sowie Direktvermarktung, in der insbesondere die Produkte aus eigener Metzgerei, Käserei und Brauerei verkauft werden. Str.