Bullenmast

Konventionell mit Hörnern

Eigentlich hat Philipp Mauentöbben (Emsland) einen ganz normalen Rindermastbetrieb. Eigentlich. Seine Bullen dürfen ihre Hörner behalten, werden 2-mal täglich gefüttert und alle 3 Monate umgestallt.

Sie sehen beeindruckend aus: Behornte Endmastbullen mit knappen 800 kg Lebendgewicht sind ein ungewohntes Bild. Besonders das Braunvieh hat ausgeprägte Hörner. Einige Fleckviehbullen haben dagegen eher kleines, stumpfes Horn, andere ebenfalls lange kräftige Hörner. Zu Verletzungen durch die Hörner kam es wider Erwarten noch bei keinem der Tiere.

Erfolgreich mit Hörnern

Seit drei Jahren enthornen Philipp und und sein Vater Josef Mauentöbben aus Handrup im Emsland ihre Kälber nicht mehr. „Entweder die Kälber wurden enthornt, bevor sie unseren Betrieb erreichen oder sie haben Glück und dürfen ihre Hörner behalten“, schmunzelt Jung­landwirt Philipp. Vor wenigen Jahren fing der Emsländer an, schwachen oder kranken Kälbern das Enthornen zu ersparen, damit sie keinen Extrastress erleiden. Hintergedanke war auch, dass die schwachen Tiere durch die Hörner eventuell Vorteile in der Gruppe haben. Die Bullen mit Hörnern machten keine Probleme. „Dann haben wir vor drei Jahren aufgrund der stressigen Ernte eine Gruppe von Kälbern gar nicht enthornt. Der Mastdurchgang machte keiner Probleme.“ Allerdings versucht Mauentöbben, enthornte und behornte Bullen zu trennen, sprich Tiere mit Hörnern nicht mit Tieren ohne Hörner in eine Bucht zu stallen. „Manchmal gelingt uns das nicht, weil die Gruppen nicht aufgehen. Bisher hatten wir damit aber noch keine Probleme, solange die Fütterung stimmte“, erklärt der Bullenmäster. Zwingende Voraussetzung für die Mast mit Hörnern ist, dass es keine Fressgitter gibt, in denen die Tiere mit den Hörnern hängen bleiben.

Guter Start ist wichtig

Im Alter von vier bis sechs Wochen und einem Gewicht von mindestens 90 kg erreichen alle drei Monate 95 Kälber den Betrieb in Handrup. Zurzeit kaufen die emsländischen Bauern Fleckviehkälber, sie wollen ihre Mast nach und nach auf die bunte Fleischrasse umstellen. „Wir waren reine Braunviehmäster, aber das Braunvieh hat an Schlachtkörperqualität verloren“, begründet Mauen­többen den Rassenwechsel. Bei Mauentöbbens stehen sie auf Bongossispalten und werden zweimal täglich mit je 2,5 l Milch­austauscher (MAT) aus Eimern gefüttert. Die ersten drei bis vier Mahlzeiten bekommen sie 150 g MAT/l, danach nur noch 125 g/l. „Viele Landwirte tränken 3 l pro Mahlzeit, aber bei uns funktioniert 2,5 l einfach besser“, berichtet Mauentöbben aus Erfahrung und erklärt das so: „Am Anfang brauchen die Tiere Kraft, deshalb bekommen sie MAT in höherer Dosierung. Aber dann sollen die Kälber anfangen zu fressen, da ist eine höhere Tränkegabe kontraproduktiv.“ Die Tiere bekommen von Anfang an Kraftfutter, gemahlenes Stroh und Melasse. Die Ration mischt der Emsländer im Futtermischwagen. Eine Mischung reicht 10 bis 14 Tage, je nach Konditionierung der Kälber. Von der vierten Woche an erhalten die Kälber Silomais ergänzend zu ihrer Ration. Nach der fünften Woche tränkt Mauentöbben seine Tiere langsam ab.

Philipp Mauentöbben füttert seine Bullen zweimal täglich - dadurch sind die Tiere ruhiger. (Bildquelle: Schmidtmann)

Besonders wichtig ist den Landwirten die Hygiene, so zieht zum Beispiel der Tierarzt immer betriebseigene Kleidung an, bevor er den Kälberstall betritt.

Rinderpreise im Keller

Aktuell behält der junge Mäster seine Bullen 21 Monate lang im Stall. Es kommt vor, dass Bullen über 500 kg Schlachtgewicht haben. „Mir ist bewusst, dass das eigentlich zu schwer ist“, sagt Mauentöbben. Aktuell hat er wenig Lust, seine Tiere früher zu verkaufen. „Ich hoffe noch auf bessere Preise und Futter habe ich momentan noch etwas“, behält er den Humor in der gegenwärtig absolut schwierigen Situation. Mauentöbbens Tiere haben im Schnitt eine Ausschlachtung von 56 %. Jeden Transporter wiegt er auf dem Weg zum Schlacht­hof, um selbst einen Überblick zu behalten.

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