Klöckner: „Wunschkonzerte mach‘ ich nicht mit“

Am 1. Juli übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft. Agrarbudget, Agrar­politik, Green Deal: Für die Landwirtschaft stehen Weichenstellungen an. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Wochenblatt-Interview.

Wochenblatt: Frau Klöckner, die Corona-­Krise hat die agrarpolitischen Debatten befeuert. Zum 1. Juli übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft. Ein guter Zeitpunkt?

Der Zeitpunkt steht schon lange fest. Aber ja: Angesichts der Corona-Pandemie müssen wir die anstehende Ratspräsidentschaft neu denken: Die Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig es für die Bürgerinnen und Bürger ist zu wissen, dass es genug Nahrungsmittel gibt. Daher gibt es die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Es geht jetzt darum, wie wir uns hinsichtlich der europäischen Ernährungssicherung noch robuster aufstellen. Mehr denn je brauchen wir eine ­regionale Vor-Ort-Landwirtschaft.

Wir brauchen ebenso aber gestärkte Lieferketten innerhalb Europas und einen starken Binnenmarkt. Und schließlich muss der Agrar- und Ernährungsbereich bei dem von der EU angekündigten Konjunkturpaket ausreichend berücksichtigt werden.

Knackpunkt ist das Geld: Der Mehrjährige Finanzrahmen ist noch offen und somit auch das Agrar­budget. Wie will Deutschland in der sechsmonatigen Ratspräsidentschaft eine Einigung erzielen?

Klar ist: Je früher das Budget bekannt ist, umso leichter wird es sein, voranzukommen. Sich hier zu einigen, ist Aufgabe der europäischen Staats- und Regierungschefs. Corona hat uns dabei gelehrt, dass wir in Europa die Eigenversorgung und die heimische Produktion nicht vernachlässigen dürfen. Dazu brauchen wir ein starkes Agrarbudget, das die Bauern in die Lage versetzt, Ernten sicher einzubringen und zugleich zusätzliche Umweltauflagen erfüllen zu können. Es muss sich für sie rechnen, wenn sie zusätz­liche Anforde­rungen erfüllen. Wunschkonzerte von der Umweltseite bei begrenztem Budget und einseitig zulasten der Landwirte – die mache ich nicht mit.

Gelingt es auch, die Gespräche über die künftige Gemeinsame Agrarpolitik abzuschließen?

Was wir...