Corona-Krise

Klöckner sichert Land- und Ernährungsbranche Unterstützung zu

Die Versorgung mit Lebensmittel in Deutschland ist laut Landwirtschaftsministerin Klöckner gesichert. Dringend erforderlich sei aber die Absicherung einer funktionierenden Infrastruktur in der Lebensmittelkette. Vor allem für Saisonarbeitskräfte müsse schnell eine Lösung her.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Bedeutung der Land- und Ernährungswirtschaft in der Corona-Krise betont und schnelle Lösungen zur Unterstützung des Warenverkehrs sowie der Sicherstellung der Produktion versprochen. Klöckner stellte heute in Berlin klar, dass die Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland gesichert sei. Deutschland habe laut Ministerin Klöckner einen Selbstversorgungsgrad von über 100 %. Es gebe daher keinen Anlass zu Hamsterkäufen.

Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liegt teils deutlich über 100%. (Bildquelle: BLE, Angaben für die Jahre 2017 bzw. 2018)

Infrastruktur sicherstellen

Dringend erforderlich ist nach den Worten der Ministerin allerdings die Absicherung einer funktionierenden Infrastruktur in der Lebensmittelkette. Dazu zählt sie neben der Unterstützung der Transportlogistik insbesondere auch Maßnahmen zur Sicherstellung der landwirtschaftlichen Saisonarbeit, wo sich wegen der geschlossenen Grenzen ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften aus Osteuropa abzeichnet.

Hier müsse geprüft werden, ob Arbeitskräfte aus Branchen, die infolge der Corona-Pandemie aktuell keine Aufträge hätten, bei der Anpflanzung, Pflege und Ernte in Sonderkulturen eingesetzt werden könnten, erklärte Klöckner. Sie schlägt auch den Einsatz regionaler Jobbörsen vor. Darüber stehe das Bundeslandwirtschaftsministerium in Kontakt mit osteuropäischen Ländern, um abzuklären, ob Saisonmitarbeiter eventuell per Flugzeug nach Deutschland gebracht werden könnten, so die CDU-Politikerin.

Rukwied: keine Engpässe zu erwarten

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, bekräftigte seine gestrige Zusicherung, dass die deutschen Landwirte alles dafür tun werden, damit auch in diesem Jahr die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert ist. Er zeigte sich mit Blick auf die Feldbestände und die Futtergrundlagen zuversichtlich, dass es weder bei pflanzlichen noch bei tierischen Nahrungsmitteln zu Engpässen kommen werde.

Rukwied ruft die Politik auf, die Landwirtschaft nicht nur als systemrelevante Branche zu bezeichnen, sondern sie auch als solche zu behandeln. Er erwartet daher Unterstützung bei der Beschaffung von Betriebsmitteln und Lockerungen bei den arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Dringend erforderlich sei eine schnelle Lösung bei den Saisonarbeitskräften, betonte der DBV-Präsident.

Von Boetticher: Flexibilisierungen nötig

Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Dr. Christian von Boetticher, rief dazu auf, jetzt die Vorbereitungen für den Höhepunkt der Corona-Krise zu treffen. Um dem absehbaren Mangel an Arbeitskräften zu begegnen, sind ihm zufolge weitere Flexibilisierungen bei der Regulierung der Sonntagsarbeit, bei der täglichen Arbeitszeit-Obergrenze sowie beim Einsatz von 450 Euro-Kräften erforderlich. Von Boetticher drängte zudem auf den Verzicht von umfänglichen Quarantänemaßnahmen bei Corona-Verdachtsfällen und die Versorgung der Handelshäuser mit Desinfektionsmitteln.

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