Klimaschutz – was geht?

Zurzeit diskutiert die Politik, welche Klimaschutzmaßnahmen die Landwirtschaft zukünftig ergreifen muss. Doch welchen Beitrag können Landwirte tatsächlich leisten? Die Fachtagung Klimaschutz in Braunschweig gibt einen Einblick.

Eins ist sicher: Auch die Landwirtschaft wird ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen. Was genau gesetzlich gefordert werden wird, steht jedoch noch nicht fest. „Zurzeit läuft eine intensive politische Diskussion. Das BMEL hat einen Zehn-Punkte-Plan vorgeschlagen, mit dem die für Landwirtschaft und Wald definierten Klimaschutzziele bis 2030 erreicht werden sollen“, sagte Dr. Wolfgang Zornbach vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen der Fachtagung „Klimaschutz – Was kann die Landwirtschaft tun?“, die unter Leitung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Anfang Juli am Thünen-Institut in Braunschweig stattfand.

Politische Diskussion läuft

Von Bedeutung, so Zornbach, seien unter anderem die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, die Erhöhung der Stickstoff(N)-Effizienz, die Verringerung der Emissionen aus der Tierhaltung (Abluftfilter) sowie die gasdichte Lagerung von Wirtschaftsdüngern. „Die gasdichte Lagerung ist technisch möglich, kostet aber. Damit es schnell geht, wird die Landwirtschaft Unterstützung brauchen“, sagte er. Doch auch wenn die Maßnahmen laut Zornbach möglichst auf „Freiwilligkeit, Kostenneutralität und der Nutzung von Synergien“ aufbauen sollen, werde es – wie bei der Düngeverordnung – ganz ohne Zwang nicht gehen. Konkreter wollte Zornbach mit Hinweis auf die laufenden politischen Diskussionen nicht werden.

An welcher Stelle Treibhausgas­emissionen in der Landwirtschaft entstehen, erläuterte Prof. Heinz Flessa, Leiter des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz. Deutschlandweit, so Flessa, verursachen die beiden Sektoren Landwirtschaft und landwirtschaftliche Landnutzung zusammen rund 11% der Treibhausgas(THG)- Emissionen. Bis 2030 sollen die Emissionen um mindestens 20% sinken. Die wichtigsten Emissionen mit Klimaeffekt entstehen durch Lachgas (N2O), Ammoniak (NH3), Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2):

  • 80% des in Deutschland emitierten N2O stammt aus der Landwirtschaft. Einsparungen lassen sich durch einen möglichst effizienten Stickstoffeinsatz erzielen.
  • Aufgrund von EU-Vorgaben zurzeit am drängendsten ist die Reduzierung der NH3-Emissionen. Diese stammen in Deutschland zu 95% aus der Landwirtschaft – Trend steigend. NH3 wird in Ställen, bei der Wirtschaftsdüngerlagerung und -ausbringung frei. Bei Gülle oder Gärresten mit hohem pH-Wert lassen sich die NH3-Emissionen zum Beispiel durch die Zugabe von Säure und die damit verbundene pH-Absenkung reduzieren.
  • Die Landwirtschaft verursacht mit Abstand den höchsten CH4-Ausstoß in Deutschland. Rund 80% des Methans stammen aus der Rinderverdauung. Den Ausstoß zu senken, ist sehr schwer. Hohe Tierleistungen und eine gute Tiergesundheit können helfen. Weitere Emissionen entstehen bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdünger. Abhilfe können eine gasdichte Lagerung (und Vergärung in einer Biogasanlage) sowie die schnelle Einarbeitung bringen.
  • CO2 wird in großen Mengen durch den Humusabbau bei der landwirtschaftlichen Nutzung (Acker- und Grünland) von entwässerten Mooren frei. In Niedersachsen stammt ein Drittel der THG-Emissionen von Landwirtschaft und Landnutzung aus dieser Quelle. Die CO2-Freisetzung lässt sich nur durch eine vollständige Wiedervernässung vermeiden.

Gute Standortbedingungen

Klimaschutz, so Prof. Flessa, kann nicht isoliert betrachtet werden. „Das Gesamtpaket aus Klimaschutz, Wasserschutz und der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und Rohstoffe muss stimmen“, meinte er. Manche Maßnahmen, wie die der Düngeverordnung, schützen gleichzeitig Wasser und Klima. Es kann aber auch zu Zielkonflikten kommen: Zum Beispiel können Außenklima- und Offenställe zu mehr Tierwohl führen, gleichzeitig aber den Ausstoß von THG erhöhen.

Aufgrund der guten Standortbedingungen ist in Deutschland und der EU eine relativ klimaschonende Erzeugung von Lebensmitteln und Rohstoffen möglich. Keinen Sinn machen also Klimaschutzmaßnahmen, die zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland führen. Die Klimagase werden dann dort ausgestoßen – je Produktionseinheit vielleicht sogar mehr als in Deutschland.

Für Klima und Geldbeutel

Ansgar Lasar, Klimabeauftragter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, empfahl Landwirten, sich mit dem CO2-Fußabdruck ihrer Produktion auseinanderzusetzen. „Bisher haben wir rund 400 Betriebe unter die Lupe genommen und anschließend Maßnahmen zur Senkung des Treibhausgas­ausstoßes erarbeitet“, berichtete er. Im Durchschnitt konnten diese Betriebe ihren CO2äq-Ausstoß jeweils um 50 t/Jahr senken. Zum Vergleich: Im Durchschnitt verursacht jeder Deutsche den Ausstoß von rund 9 t CO2äq pro Jahr. „Die meisten der Klimaschutzmaßnahmen rechnen sich für die Betriebe auch finanziell. Nur durch tatsächliches Handeln können wir der Öffentlichkeit und der Politik zeigen, was möglich ist“, erläuterte er.