Handelsabkommen ist weniger schlimm als der Brexit

Keine Panik wegen Mercosur

Bei der Generalversammlung der Beckumer Raiffeisen-Genossenschaft referierte Westfleisch-Manager Heribert Qualbrink über die Marktaussichten für Rindfleisch. Sein Fazit: Das Mercosur-Abkommen hat nicht so schlimme Konsequenzen wie befürchtet.

Das Handelsabkommen der EU mit den südamerikanischen „Mercosur"-Staaten wird weder den europäischen noch den deutschen Markt durcheinanderwirbeln. Davon ist Heribert Qualbrink überzeugt, der bei der Westfleisch SCE für den Einkauf zuständig ist. Viel schlimmer als dieses Abkommen – wenn es denn in Kraft treten sollte – könnte sich der Brexit auswirken.

Nur 16.000 t zusätzlich

Schon jetzt werden aus den Mersosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) jährlich 118.000 t Rindfleisch in die EU eingeführt, davon 44.000 t voll verzollt. Das neue Abkommen erlaubt Einfuhren von 75.000 t entbeinter Ware (das sind 99.000 t mit Knochen). Im Gegenzug gehen den Südamerikanern 16.000 t Zollkontingent verloren. Angerechnet werden müssen auch die voll verzollten 44.000 t, erklärte Qualbrink bei der Generalversammlung der Raiffeisen Beckum. Tatsächlich geht es also um 16.000 t zusätzliche Einfuhren Das entspricht einem Anteil von 0,2 % des Verzehrs in der Europäischen Union. Sein Fazit: Keine Panik!

Sorgen bereiten dem Fleischfachmann viel eher die Diskussionen um des Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Wenn das EU-Mitglied Irland nicht mehr nach Nordirland, England, Schottland oder Wales exportieren kann, geht ein sehr bedeutender Absatzmarkt verloren. „Wir reden hier über rund 70.000 t Rindfleisch, die dann einen anderen Weg finden müssen", erklärte Qualbrink. Das könnte auf dem europäischen Markt zum Problem werden, wenn beispielsweise die Briten ihr Rindfleisch demnächst aus den USA beziehen.

Wehe, wenn die ASP kommt!

Viel positiver sieht zurzeit der Markt für Schweinefleisch aus. Das allerdings vor allem wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die in China offenbar völlig außer Kontrolle geraten ist. Dort ist der Sauenbestand um fast die Hälfte geschrumpft, die Zahl der Mastschweine sinkt ebenfalls stark. Und während der Preisanstieg im Frühjahr und Frühsommer eher spekulativ begründet war, machen sich die Mindermengen jetzt real bemerkbar.

Qualbrink wies aber auch darauf hin, dass erstens nicht nur Deutschland von der Entwicklung in China profitiert, und zweitens der Konsum auch dort zurückgehen wird, vor allem preisbedingt. Abgesehen davon wird das fehlende Eiweiß auch über Fleisch anderer Tierarten oder Fisch ersetzt werden.

Ganz abgesehen davon: Was passiert, wenn die ASP eines Tages in deutschen Wild- oder Hausschweine-Beständen auftauchen sollte, wird sich heute kaum realistisch abschätzen lassen. Dann kann sich das Marktbild schnell komplett ändern.

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von Nachrichtendienst Agra-Europe

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