Blühstreifen statt Demo

Keine Bauerndemo zur Grünen Woche

Zur Grünen Woche in Berlin wird es keine „Wir machen Euch satt“-Demo vonseiten der Landwirte geben. Stattdessen möchten Marcus Holtkötter und seine Partner mit regionalen Aktionen punkten. Motto: Deutschland blüht auf!

Herr Holtkötter, in den vergangenen Jahren haben die Landwirte pünktlich zur Grünen Woche versucht, am Washingtonplatz in Berlin ein Gegenbild zur „Wir haben es satt“-Demo zu schaffen. Warum soll damit jetzt Schluss sein?

Marcus Holtkötter: "Wir wollen unsere ganze Kraft und Konzentration auf regionale Aktionen setzen. Das, was die Landwirte vor Ort machen, ist für viele Menschen unheimlich wichtig. Leider wurden viele gute Ansätze in den Regionen zuletzt von Berlin überdeckt."

Marcus Holtkötter bei der vergangenen "Wir machen euch satt"-Demo. In diesem Jahr soll darauf verzichtet werden. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Was verbirgt sich hinter dem Motto: „Deutschland blüht auf!“?

"Im Mittelpunkt der Aktionen vom 18. bis 20. Januar stehen die Bemühungen der Landwirte in ganz Deutschland für die Artenvielfalt. Sichtbares Zeichen dafür sind die bereits zahlreichen Blühstreifen in der Feldflur. Um auf diese Naturschutzmaßnahmen hinzuweisen, wollen wir Blühmischungen in den Städten und Gemeinden verteilen – mit dem Versprechen, dass Landwirte das ganze Jahr über für eine reichhaltige Blütenvielfalt auf ihren Feldern sorgen. Möglicherweise entstehen so im Dialog auch gemeinsame Aktionen mit Kommunen oder Privatpersonen."

Wie können sich interessierte Landwirte beteiligen?

"Interessierte können sich gerne an das Organisationsteam wenden. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre heraus geben wir auch gerne nützliche Tipps zur Organisation und Medienansprache. Zentrale Informationsplattform für Teilnehmer und Interessierte ist unsere Internetseite „www.wir-machen-euch-satt.de“. Hier werden Hilfestellungen, Tipps, Informationen und Anregungen gegeben. Außerdem ist wieder eine „Karte der Teilnehmer“ freigeschaltet, in der sich jeder gerne eintragen darf. Jeder Punkt auf der Karte ist wichtig – jeder kann mitmachen!"

Wie viele Punkte sollen es werden?

"Ziel ist, an mindestens 100 Orten Flagge zu zeigen! Je mehr mitmachen, desto mehr wird Deutschland 2018 aufblühen! Über 1000 wären ein starkes Zeichen."

Welche Rolle spielen die Verbände bei der Aktion?

„Wir machen Euch satt“ ist weiterhin eine klassische Graswurzelbewegung von Landwirten. Wir erhalten keine finanzielle Unterstützung durch die Bauernverbände. Wenn wir Unterstützung benötigen, bekommen wir aber immer ein offenes Ohr.

Die Landwirte müssen in diesem Jahr nicht zur Demo nach Berlin reisen. 2018 soll Deutschland buchstäblich "aufblühen". (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Über Blühstreifen-Aktionen berichtet die regionale Tageszeitung, nicht aber die Tagesschau. Wird die Grüne Woche dadurch nicht wieder von den Protestbildern der Landwirtschaftskritiker geprägt?

"Die Gefahr ist tatsächlich gegeben, dass am Ende Demonstrationsbilder zu Insektensterben und Glyphosat die Medien bestimmen. Wir versuchen, durch intensive Medienarbeit dagegenzuhalten und werden unter anderem bei einer Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz entsprechend informieren. Trotzdem bleibt das Ganze ein Tanz auf Messers Schneide."

Im Rahmen der „Wir haben es satt“-Demo in Berlin werden auch in diesem Jahr wieder Vertreter der Bioverbände und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zum Ärger vieler Berufskollegen mit ihren Schleppern gegen die konventionelle Landwirtschaft demons­trieren. Dabei gab es in der jüngeren Vergangenheit durchaus Dialogansätze. Was ist aus ihnen geworden?

"Es gibt auch in diesem Jahr wieder einen runden Tisch bei Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, aber die meisten Dialogangebote sind versandet. Das ist sehr schade. Denn es nützt nur den Landwirtschaftskritikern, wenn sich ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe oder Tierhalter und Ackerbauern gegeneinander ausspielen lassen. An der Basis der Ökoverbände haben das bereits viele Landwirte begriffen. Viele von ihnen beteiligen sich an unserer Blühstreifen-Aktion. An der Spitze von AbL und Bioverbänden scheint diese Erkenntnis aber noch nicht angekommen zu sein."