Mag doch jeder – oder?!

Kampagne für die heimische Landwirtschaft

Die „Landwirt schafft Leben GmbH“ macht Imagewerbung für die heimische Landwirtschaft. Das funktioniert nicht ohne Geld. Wer als Landwirt will, dass diese Arbeit Früchte trägt, muss also auch einen finanziellen Beitrag leisten.

Das Problem ist bekannt: Die deutsche Landwirtschaft steht in der Öffentlichkeit schlecht da und findet kaum Gehör. Daran ändert auch die politische Arbeit der Verbände nur wenig. Fakten und Sachargumente verfangen in der öffentlichen Diskussion und in den Medien nur selten. Umso mehr werden diejenigen wahrgenommen, die mit spektakulären Aktionen und Kampagnen das Ziel verfolgen, die Landwirtschaft schlecht aussehen zu lassen oder sich auf dem Rücken der Bauern als „die Guten“ oder die Weltretter zu profilieren.

Neues Konzept

Das muss anders werden. Umfragen zeigen immer wieder, dass „die Landwirtschaft“ von großen Teilen der Bevölkerung skeptisch-kritisch betrachtet wird, der „Bauer von nebenan“ aber positiv wirkt. Das gilt es zu nutzen, denn was ist die Landwirtschaft anderes als die Gemeinschaft aller Bauern von nebenan?

Landwirte und Landwirtinnen haben abseits der großen Politik interessante Geschichten zu erzählen. Praktiker können einfache, aber authentische und positive Botschaften vermitteln, Sympathie und Verständnis wecken. Aber das funktioniert im großen Maßstab nur, wenn sie in der Öffentlichkeit auch wahrgenommen werden.

„Landwirt schafft Leben“ heißt die GmbH, die der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) und der Raiffeisenverband Westfalen-Lippe ins Leben gerufen haben. Sie soll Imagewerbung für die heimische Landwirtschaft organisieren, mit schlanker Struktur und gemeinsam mit Profis aus der Werbebranche. Kern der Kampagne, die den Namen „Landwirtschaft – mag doch jeder!“ trägt, sollen sogenannte Hofgeschichten sein, in denen einzelne Bäuerinnen und Bauern kurz und klar erklären, was sie tun und warum. Einfach und emotional, ohne Fachchinesisch und Rechtfertigungsdeutsch. Auf der Website „www.magdochjeder.de“ gibt es Informationen für die, die tiefer in die Materie einsteigen wollen.

Solche Säulen sprechen die Menschen an, die daran vorbeikommen. (Bildquelle: Landwirt schafft Leben)

Ohne Moos nix los

Werbung kostet Geld, und daran mangelt es bisher. Aus dem regulären Etat des WLV zum Beispiel lässt sich eine groß angelegte Kampagne in keinster Weise finanzieren. Und die alte CMA mit Pflichtbeiträgen nach dem Absatzfondsgesetz gibt es nicht mehr.

Wie manche Widersacher der Landwirte arbeiten und organisiert sind, zeigt schon dieses eine Beispiel: Der Deutsche Tierschutzbund nahm 2018 allein aus Spenden und aus Nachlässen oder Erbschaften fast 20 Mio. € ein. Mit einem Bruchteil davon – rund 3,3 Mio. € – lassen sich „Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit“ sowie „Werbung und Öffentlichkeitsarbeit“ wirkungsvoll organisieren. Wobei man ehrlicherweise ergänzen muss, dass der Tierschutzbund nicht allein die Nutztierhaltung im Blick hat. Das Beispiel zeigt aber, über welche Geldsummen verfügt wird. Für das Jahr 2018 weist der Tierschutzbund einen Jahresüberschuss von gut 9 Mio. € aus.

Und die Bauern? Die Vordenker und Vorreiter von „Landwirt schafft Leben“ haben längst mit der Arbeit angefangen. Erste Entwürfe für Kampagnenmotive zeigen wir auf dieser Seite. Allein das Geld ist nach wie vor knapp.

Hans-Heinrich Berghorn, im Hauptberuf Pressesprecher des WLV und gleichzeitig Geschäftsführer bei „Landwirt schafft Leben“, macht keinen Hehl daraus, dass die Beteiligung der Bauern lebhafter sein könnte. Finanziert wird das ganze Projekt über freiwillige finanzielle Beiträge, wobei es sechs Stufen von 100 bis 2000 € gibt, je nach Umsatz des eigenen Betriebes. Wer mitmacht, verpflichtet sich zunächst für zwei Jahre, den freiwilligen Beitrag zu leisten.

Mehrgleisig fahren

Bei „www.magdochjeder.de“ sind die Namen der bisherigen Zeichner aufgelistet (sofern sie dem zugestimmt haben). Dabei fällt schon auf, dass insgesamt die Zahl der Unterstützer, gemessen an der Zahl der Bauern in Westfalen-Lippe, überschaubar ist.

Die größte Beteiligung zeichnet sich im Westmünsterland ab, in Borken und Coesfeld, aber auch in den Kreisen Steinfurt, Warendorf und Gütersloh. Andernorts lassen sich die Unterstützer noch an den Fingern einer Hand abzählen. Das darf nicht so bleiben, wenn die Aktion ein Erfolg werden soll.

Gute Öffentlichkeitsarbeit ist immer ein Mix von verschiedenen Elementen. Dazu gehören sowohl Begegnungen und Gespräche auf ganz persönlicher Ebene und in der großen Politik als auch öffentlichkeitswirksame Aktionen und PR-Kampagnen. Wenigstens auf finanzieller Ebene kann auch jeder etwas beitragen, der sich nicht wirklich fit fühlt für Diskussionsrunden auf der Straße, Informationsveranstaltungen auf lokaler oder regionaler Ebene oder gar Fernsehauftritte.

Werbung in eigener Sache

Die Aufmerksamkeit, die grüne Kreuze und vor allem die Großkundgebungen von „Land schafft Verbindung“ in Bonn, Berlin und anderswo erregt haben, muss nun weiter genutzt werden. Viele „Städter“ haben registriert, dass hier etwas im Gange ist, dass die Bauern und ihre Familien mehr zu sagen haben als „wir wollen so weitermachen wie immer“. Die persönliche Betroffenheit ist durchgedrungen. Deshalb gibt es kaum einen besseren Zeitpunkt für neue Aktionen als jetzt.

Der WLV wird die „Mag doch jeder“-Kampagne bei den Winterversammlungen seinen Mitgliedern vorstellen. Danach zeigt sich, mit wie viel Kapital die Kampagne ausgestattet wird, um das Image der Bauernfamilien zu verbessern.

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