Kalbfleisch: 20 Jahre „unfallfrei“

Die Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch wird 20. Dank des umfangreichen Melde-, Dokumentations- und Kontrollprogramms haben Handel und Verbraucher Vertrauen in die Branche – auch, weil sich Fütterung und Haltung änderten.

Die Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch besteht seit 20 Jahren. Dank eines umfangreichen Melde-, Dokumentations- und Kontrollprogramms haben Handel und Verbraucher großes Vertrauen in die Branche – und auch, weil sich Fütterung und Haltung geändert haben.

Die Kälbermast galt einst als Schmuddelecke der Tierhaltung: Hormonskandale, unerlaubter Einsatz von Arzneimitteln, Einzeltierhaltung in engen Boxen, reine Milchmast ohne Raufutter. All das behagte vielen Verbrauchern nicht. Die Kälbermast als Betriebszweig stand lange Zeit auf der Kippe. Daran, dass das heute völlig anders aussieht, hat die Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch (KDK) einen wesentlichen Anteil. Darin zusammengeschlossen sind rund 130 Mastbetriebe, die etwa 80 % des in Deutschland erzeugten Kalbfleisches erzeugen. Markus Dammann, selbst Mäster und Vorsitzender der KDK, freut sich, dass alles so gut läuft: „Wir haben das Vertrauen in deutsches Kalbfleisch zurückgewonnen; darauf sind wir stolz.“

Alles unter Kontrolle

Partner der Mäster in der KDK sind die Schlacht- und Zerlegebetriebe Bahlmann, Brüninghoff und Westfleisch; die meisten Mäster sind vertraglich an einen der drei Vermarkter gebunden oder arbeiten direkt für sie als Lohnmäster. Die Vermarkter haben sich verpflichtet, ausschließlich Kälber von KDK-Betrieben anzunehmen und deren Fleisch zu vermarkten. Die Tiere sind in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet und geschlachtet worden.

Kernelement des KDK-Systems sind umfangreiche Kontrollen auf den Betrieben, die sich vor allem auf unzulässige Stoffe konzentrieren. Jede Mastgruppe wird unangemeldet kontrolliert, teilweise auch mehrfach. Standard sind Urin-, Haar- oder auch Blutproben. Nur wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchungen Rückstandsfreiheit ergeben, werden die Kälber zur Schlachtung freigegeben. Kontrolliert wird von dem unabhängigen Unternehmen SGS Germany. Dessen Mitarbeiter Dr. Christian Hummert fasste die Geschichte der KDK so zusammen: Sie haben 20 Jahre unfallfrei Kalbfleisch produziert.

Grundvoraussetzung zur Teilnahme am KDK-Programm ist die Haltung der Tiere nach dem QS-System einschließlich Futtermittelkontrollen und Antibiotika-Datenbank. Standard bei Neu- und Umbauten für die Kälbermast sind heute Gruppenställe mit weicher (Gummi-)Auflage für die Spaltenböden, außerdem gibt es eine ad-libitum-Wasserversorgung und Raufuttergaben für alle Tiere.

Ökonomisch, ökologisch, sozial

Der Staatssekretär im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium, Dr. Heinrich Bottermann, lobte während der Jubiläumsfeier in Münster-Handorf ebenfalls die KDK. Mit ihren Eigenkontrollen habe sie Maßstäbe gesetzt und außerdem beim Tierschutz Enormes geleistet. Gleichwohl gelte es, die Kontrollen immer wieder auf neue Stoffe auszuweiten, die theoretisch als Masthilfsmittel infrage kommen könnten. So schaffe man Sicherheit für alle Beteiligten. Ausdrücklich bekannte sich der Tierarzt aber auch dazu, dass die Landwirte mit der Tierhaltung Geld verdienen sollen. Landwirtschaft müsse nicht nur ökologische, sondern gleichermaßen ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen, sonst sei sie nicht nachhaltig. Anselm Richard