Ist Betriebsgröße alles?

Einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen – mit dieser Zielsetzung hatte die Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft eG Damme das Programm für ihren diesjährigen Veredlungstag zusammengestellt.

Der fand am Montag in Damme-Osterfeine statt – zum ersten Mal für Schweine- und Rinderhalter gemeinsam. Professor Dr. Ludwig Theuvsen von der Universität Göttingen wagte einen Ausblick auf die Betriebsstrukturen im Jahr 2030. Tendenziell geht er von einem weiteren Wachstum der Betriebe aus. Dafür machte er verschiedene Faktoren verantwortlich.

Strukturwandel geht weiter

Die klassischen, rein in der Produktion liegenden Größenvorteile treten dem Wissenschaftler zufolge zwar in den Hintergrund, weil relativ viele Betriebe im Nordwesten sie bereits weitgehend ausschöpfen. Doch gebe es neue Treiber für betriebliches Wachstum. So trügen die zunehmende Bürokratisierung der Landwirtschaft und die steigenden Tierwohl- und Umweltauflagen maßgeblich zum Strukturwandel bei.

Auch die hohen Bodenpreise beschleunigen laut Theuvsen den Strukturwandel. Zwar erschwerten sie einerseits das betriebliche Wachstum. Andererseits jedoch zwinge eine verminderte Profitabilität der Flächen die Betriebe zum Wachstum, um das Einkommen zu sichern. Außerdem schafften die hohen Bodenpreise für die Eigentümer Anreize, ihre Flächen zu verpachten oder zu verkaufen, also aus der Produktion auszusteigen.

Gleichzeitig böten sich für die potenziellen Hofnachfolger heute außerhalb der Landwirtschaft meist bessere Erwerbsmöglichkeiten. Wer trotzdem aktiv Landwirtschaft betreiben möchte, habe gewisse Vorstellungen. „Die jungen Leute wollen heute auf Urlaub nicht mehr verzichten. Deshalb ist Voraussetzung, dass ein Mitarbeiter eingestellt wird, sonst steigen sie erst gar nicht in den Betrieb ein“, machte Prof. Theuvsen den rund 200 anwesenden Landwirten einen weiteren Punkt deutlich, der die durchschnittliche Betriebsgröße ansteigen lässt.

Mit der Betriebsgröße steigt in der Öffentlichkeit auch das Misstrauen gegenüber der Landwirtschaft, so scheint es manchmal. Insbesondere die Tierhalter stehen dabei in der Kritik. Um hier gegenzusteuern, engagiert sich Junglandwirt Andre Brösterhaus aus Heiden im Kreis Borken mit seinem Verein „Tierhaltung – modern und transparent e. V.“, den er 2014 gemeinsam mit anderen Osnabrücker Landwirtschaftsstudenten gegründet hat. Es geht darum, realistische Bilder aus den Ställen zu zeigen und so Vorurteile zu beseitigen.

Wie tickt Facebook?

Wichtigstes Aktionsfeld des Vereins ist das Internet und hier insbesondere die sozialen Medien. „Wer im Netz nach Informationen über die Nutztierhaltung sucht, soll auf unseren Seiten landen“, betonte Brösterhaus. Da Verbraucher in diesem Zusammenhang Google-Auswertungen zufolge am häufigsten „Massentierhaltung“ in die Maske der Suchmaschine eingeben, nutzen auch Brösterhaus und seine Kollegen diesen Begriff für ihre Internetangebote. Dabei sind sie recht erfolgreich, schließlich registrieren sie rund 30 000 Nutzer pro Monat. Ihre Face­book-Seite „Massentierhaltung aufgedeckt“ zum Beispiel hat inzwischen fast 10 000 „Gefällt mir“-Angaben gesammelt.

„Am meisten Interesse wecken Fotos und Videos. Lange Texte hingegen schrecken eher ab“, so die Erfahrung des Praktikers, der einen Betrieb mit Schweinehaltung, Spargel- und Erdbeeranbau führt. Berufskollegen, die eine eigene Facebook-Seite für ihren Betrieb einrichten wollen, empfiehlt er daher, die Beiträge kurz und knackig zu halten und Wert auf gute Bilder zu legen. msch