Kreisverbandstag Lippe in Blomberg

In stürmischen Gewässern

Zur Mitgliederversammlung des WLV-Kreisverbandes Lippe hatte Kammerdirektor Dr. Martin Berges wenig gute Nachrichten im Gepäck. Unternehmer sind gefragt, um mit dem beständigen Wechsel klarzukommen und den Dialog mit der Gesellschaft fortzuführen.

Da gibt es nicht viel zu deuteln: Das laufende Wirtschaftsjahr wird für die meisten Landwirte wirtschaftlich nochmals schlechter laufen als das vergangene. "Im Durchschnitt erwarten wir einen Einkommensrückgang von gut 25 %". Glasklar und ohne Schnörkel analysierte Kammerdirektor Dr. Martin Berges am Dienstagabend in Blomberg die aktuelle Situation der nordrhein-westfälischen Landwirte. Beim lippischen WLV-Kreisverbandstag in Blomberg-Großenmarpe informierte Berges umfassend darüber, wie sich die Situation momentan darstellt.

Ganz andere Beratung

Als deutlichen Hinweis wertet der Beamte, dass sich die Nachfrage bei der Beratung stark verlagert hat. Die Investitionsberatung ist stark zurückgegangen, dafür "boomt" der Bereich der Einkommens- und Vermögensberatung. Alarmzeichen sind die Trends hin zur Maschinenmiete, weil das Geld für eine Neuanschaffung nicht mehr reicht, sowie zunehmende Lieferantenkredite. Die Zahl der landwirtschaftlichen Bauanträge hat sich innerhalb von nur vier Jahren glatt halbiert, konstatierte Berges.

Aktuell machen sich viele Ackerbauern Sorgen um die Zukunft des Zuckerrübenanbaus. Da bereiten insbesondere Wettbewerbsverzerrungen großen Ärger. Besonders schwierig ist außerdem die Lage der Schweinehalter, die sich mit den K-Fragen herumschlagen (Kastration, Kastenstand, Kupierverbot). Was bei diesen Problemen demnächst "geht", entscheidet der Gesetzgeber. Klar scheint aber zu sein: Der Strukturwandel wird nicht nachlassen, sondern sich eher beschleunigen, insbesondere bei der Sauenhaltung. "Die Ferkel kommen dann woanders her!", resümierte der Kammerdirektor.

Wem nützt das?

Ähnlich hatte es zuvor schon Dieter Hagedorn als Kreisverbandsvorsitzender formuliert: Wir sind bereit, uns den gestellten Anforderungen vom Ackerbau bis zur Tierhaltung, von Klimaschutz bis Biodiversität zu stellen. Aber es muss möglich sein, auskömmlich zu wirtschaften und Ziele können nicht ständig von Einzelnen verändert werden, sondern wenn, dann im Dialog. Wem nützt es, wenn in Deutschland nicht produziert wird?", so seine provokante Frage.

Daniel Diehl, Jenifer Helweg, Beke Charlotte Hameier und Sebastian Horn engagieren sich in der Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft. (Bildquelle: A. Richard )

Den Dialog mit der Gesellschaft zu diesen Themen nehmen in Lippe verstärkt die jungen Leute auf. Beim Kreisverbandstag wurde ihr vorbildliches Engagement gewürdigt. Zum einen Beke Charlotte Hameier aus Lage sowie Jenifer Helweg aus Detmold und Sebastian Horn aus Lage, die bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin den "Städtern" als Botschafter der lippischen Landwirtschaft deren Leistungen nähergebracht haben. Zum anderen Daniel Diehl aus Extertal und nochmals Beke Charlotte Hameier, die beim Fotowettbewerb 2018 des WLV-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe und der Fachschule für Agrarwirtschaft einen Sonderpreis und den dritten Platz errungen haben. Die jungen Leute zeigen, dass sie trotz aller Probleme nicht so schnell aufgeben - und vermitteln außerdem den Menschen, die Landwirtschaft kaum aus eigener Anschauung kennen, ein positives und realistisches Bild von der Lage auf den Höfen.

  • Den ausführlichen Bericht über den Lipper Kreisverbandstag finden Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 8/2019 vom 21. Februar.