WLV-Landesverbandsausschuss

Im Gegenwind

Dämpfer für WLV-Präsident Johannes Röring beim Landesverbandsausschuss: Während seine Stellvertreter Wilhelm Brüggemeier und Henner Braach 94 bzw. 97 % der Delegiertenstimmen erhielten, stimmten für Röring 75 %. Er sieht es als "ehrliches Ergebnis".

Hundert Prozent Zustimmung wie bei Martin Schulz hatte niemand erwartet, geschweige denn erhofft. Und doch sorgte das Ergebnis der Wahl zum Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) für einen spürbaren Moment der Ernüchterung im Saal: Von den 90 wahlberechtigten Delegierten des Landesverbandsauschusses stimmten am Montag dieser Woche 68 für die Wiederwahl von Johannes Röring. 19 sprachen sich gegen ihn aus, Drei enthielten sich. Das waren 75 % Ja-Stimmen bei einer anonymen Wahl ohne Gegenkandidaten.

Es sei ein „ehrliches Ergebnis“, wie der Röring später selbst gegenüber dem Wochenblatt einräumte. Er verweis auf die hohen Erwartungen vieler Bauern. Den beiden bisherigen Vizepräsidenten Wilhelm Brüggemeier und Henner Braach erging es unter der Wahlleitung von Ehrenpräsident Franz-Josef Möllers besser. Der Ostwestfale Brüggemeier versammelte 94 % der Delegiertenstimmen hinter sich, der Siegerländer Braach sogar fast 97 %.

Rückenwind war gestern

Röring war zuvor in seinem agrarpolitischen Bericht auf den gesellschaftlichen Wandel eingegangen und hatte festgestellt, dass die negative Berichterstattung über Landwirtschaft und Tierhaltung sowie der Druck durch NGOs „negative Früchte“ getragen habe. Den Verbrauchern gehe es nicht mehr nur um guten Geschmack und günstige Preise, sondern auch darum, dass das Tier ein gutes Leben gehabt habe. Die Zeit des Rückenwindes in agrarpolitischen Diskussionen sei endgültig vorbei.

Röring kündigte an, den Wandel in der Gesellschaft weiter zu begleiten und verwies auf die Offensive Nachhaltigkeit, die Stärken und Schwächen der landwirtschaftlichen Produktion benennt und Ansätze für Problemlösungen liefert. Dabei nannte er Leuchtturmprojekte wie das „blühende Band im Münsterland“, für das die Bauern mehr als 3 t Grünsaatmischung ausgesät haben.

Erwartungen an Ministerien

Der neuen Dienstherrin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Julia Klöckner, bescheinigte Röring ein gutes Gespür für Themen und einen engen Draht zur Kanzlerin. Die neue Ministerin ist nach seiner Ansicht ein Medienprofi, gleichwohl sehe er ihre Entscheidung zum Verbot von Neonikotinoiden mit gemischten Gefühlen. Von der neuen Landwirtschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen, Ursula Heinen-Esser, wünschte sich Röring einen zügigen Start in die Arbeit. Aus seiner Sicht drängt die Zeit bei der Umsetzung der Länderöffnungsklausel bei der Düngeverordnung.

In Richtung Berlin appellierte der Bundestagsabgeordnete dazu, die Initiative Tierwohl als Einstiegsstufe in die Pläne für ein staatliches Tierwohllabel einzubinden. Dabei stellte er klar: „Die Rechnung“, so Röring, „darf am Ende nicht vom Tierhalter bezahlt werden.“

Deutliche Worte fand der Präsident auch zur Sauenhaltung. Angesichts der dramatischen Lage seien jetzt schnelle Lösungen gefragt. Röring machte sich für die Forderung nach einem nationalen Aktionsplan für die Ferkelerzeuger stark, die in Form einer Erschließung ebenso einstimmig angenommen wurde wie eine Resolution zu Stalleinbrüchen (siehe Beitrag unten). Wenn sich weiterhin in den Fragen rund um den vierten Weg der Ferkelkastration nichts tue, sei auch ziviler Ungehorsam von Seiten der Landwirte eine ausdrückliche Option.

Der Haushalt ist glatt

Einstimmig gebilligt hat der Landesverbandsausschuss die Jahresrechnung und die Bilanz des WLV für das Jahr 2017. WLV-Geschäftsführer Werner Gehring zeigte sich zufrieden mit der ausgeglichenen Bilanz und einem leicht positiven Jahresergebnis. Auch die Mitgliederzahl ist weiterhin weitgehend stabil. Im vergangenen Jahr gehörten dem WLV 39  510 Mitglieder an, das waren 500 (1,25 %) weniger als im Jahr zuvor.