Hygienisch aufbrechen vor Ort

Bei landeseigenen Jagden im Regionalforstamt Hochstift wird das erlegte Wild in diesem Jahr erstmalig in einer mobilen Aufbruchstation versorgt.

Es ist 13.30 Uhr. Am Holzlagerplatz „Alte Kreisstraße“ nahe der Aabachtalsperre bei Wünnenberg im Kreis Paderborn treffen zwei Pkw samt Anhänger ein – und mit ihnen Matthias Kukuk, dessen Schwager Thorsten Granitza sowie Mitarbeiter Ramon Judda. Seit 11 Uhr wird in dem Forstbetriebsbezirk auf Rot-, Reh- und Schwarzwild gejagt.

Marke Eigenbau

Aufgabe von Kukuk und seinem Team ist es, das erlegte Wild fachmännisch aufzubrechen. Der 34-Jährige betreibt einen Wildzerlegebetrieb in Lichtenau. Erstmalig in diesem Herbst hat er bei den landeseigenen Jagden eine mobile Aufbruchstation im Einsatz. Sie „verbirgt“ sich in einem der Anhänger. Bei dem zweiten handelt es sich um einen Kühlanhänger.

Kosten Aufbruchstation
Als Pauschale für die Aufbruchstation berechnet Matthias Kukuk 450 €. Pro Arbeitskraft und Stunde kommen weitere 35 € hinzu. Das mag sich zunächst viel anhören. Dafür wird das Wild aber auch von Fachleuten zügig und optimal für die weitere Verarbeitung vorbereitet – Grundlage für gute Wildbretqualität.

Um 14 Uhr endet die Jagd. Die Männer haben also noch eine halbe Stunde Zeit, die Station aufzubauen. Der Holzlagerplatz ist zentraler Treffpunkt aller Jagdteilnehmer. Hier wird auch das zur Strecke gebrachte Wild hingebracht.

Um eine hohe Wildbretqualität sicherzustellen, müssen die erlegten Stücke möglichst hygienisch und einwandfrei versorgt und danach rasch gekühlt werden. Aufbruchstation und Kühlwagen werden dazu im rechten Winkel zueinander aufgestellt und über eine Rohrbahn, wie in jeder Schlachterei vorhanden, miteinander verbunden. Das erleichtert das spätere Verbringen der aufgebrochenen Stücke in den Kühlanhänger.

Ohne viel Kraftaufwand

Die Station selbst ist mit einer elektrischen Winde ausgestattet. Durch sie lassen sich auch schwere Stücke ohne viel Kraftaufwand an der Rohrbahn aufhängen, sodass die Metzger im Stehen arbeiten können. Ein verzinktes Gitterrost mit Wanne als Boden gewährleistet schmutzfreien und sicheren Stand.

Zur weiteren Ausstattung gehören unter anderem ein Handwaschbecken, ein Seifenspender sowie ein Sterilbecken für die Messer. Die Versorgung mit Frischwasser ist über einen 1.000-l-Wasserbehälter sowie eine Hauswasserpumpe auf dem Zugfahrzeug gewährleistet. Für den erforderlichen Strom sorgt ein Notstromaggregat. Um auch bei frostigen Temperaturen arbeiten zu können, wurde ein Rundlauf installiert, damit die Wasserlei tung nicht so schnell einfriert.

Gebaut wurde die Aufbruchstation von Thorsten Granitza. „Nur die Anhängerplattform wurde gekauft“, berichtet der gelernte Elektriker. Alles Weitere erfolgte in Eigenleistung und entsprechend der Wünsche und der Erfordernisse von Matthias Kukuk. Die Bauzeit betrug sechs Wochen. Baukosten inklusive Material: rund 30.000 €.

20 Minuten Aufbauzeit


In rund 20 Minuten ist alles aufgebaut – zeitlich passend, denn kurz darauf wird das erste Wild gebracht. Insgesamt sind es an diesem Tag acht Stücke Rotwild, neun Stücke Rehwild sowie zehn Wildschweine. „Im Kühlanhänger sowie in der Aufbruchstation können wir rund 70 Stücke lassen“, erklärt Kukuk. Fällt die Strecke größer aus, wird zwischendurch mit dem Kühlanhänger bereits Wild zum Betrieb in Lichtenau gebracht. Dort wird das Wild noch am selben Tag aus der Decke geschlagen bzw. abgeschwartet. bp