Hygiene auf Auktionen

Auf Auktionen treffen sich viele Tiere und Landwirte von verschiedenen Betrieben. Das stellt ein Risiko für die Verschleppung von Erregern dar. Sind sich Verkäufer und Käufer dieser Gefahr bewusst?

Haben Sie in jüngster Zeit eine Tierauktion besucht oder gar ein Tier erstanden? Dann ist Ihnen vielleicht auch ein Klassiker bei Auktionen aufgefallen: Die angebotenen Tiere werden angefasst – am besten von jedem Interessierten.

Auch wenn die Verhaltensweise verständlich ist, stellt sich die Frage: Ist das noch zeitgemäß? Denn wird dieses Tier verkauft, wechselt es den Besitzer und den Stall und schleppt möglicherweise Keime oder Erreger in den neuen Betrieb. Doch sind sich Verkäufer und Käufer dieser Gefahr bewusst? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Arbeit an der Fachhochschule Südwestfalen im Fachbereich Agrarwirtschaft. Dafür wurden 238 Verkäufer und Käufer auf Auktionen befragt.

Matten werden gemieden

Die Studie zeigte, dass überwiegend Männer zu Auktionen gehen (rund 80 %). 66 % sind Betriebsleiter, die zwischen 30 und 60 Jahre alt sind. Die Gefahr, dass sich Erreger über eine Auktion verbreiten, ist vorhanden. Auf einer Auktion treten viele Personen und Tiere von verschiedener Herkunft miteinander in Kontakt.

Veranstalter von Auktionen wissen um die Möglichkeit der Erregerverschleppung und minimieren dieses Risiko, indem sie Desinfektionsmatten auslegen und die Auktionstiere am Handelstag tierärztlich untersuchen lassen.

Doch was nutzen diese Sicherungsmaßnahmen und wie akzeptiert sind sie in der Praxis? Eine Desinfektionsmatte ist eine recht brauchbare Lösung, um Er­reger zu eliminieren, die unter Schuhwerk verbreitet werden können – zumindest für die ersten paar Schuhe. Und das gilt auch nur, wenn es draußen trocken ist und die Schuhunterseiten vor Betreten der Matte sauber waren.

Wasser, das mit den Schuhen auf eine Desinfektionsmatte getragen wird, verdünnt die Desinfektionsmittellösung bis unter die Wirksamkeitsgrenze. Dreck unter den Schuhen, der durch Regen noch angelöst wird, führt zu einer starken Belastung der Desinfektionsmatten – diese wirken kaum noch desinfizierend für nachfolgende Schuhe. Zumal sich Dreck nicht desinfizieren lässt.

Eine Lösung wäre es, die Matte regelmäßig zu kontrollieren, um entweder Desinfektionslösung aufzufüllen oder die Oberfläche vom Straßendreck zu reinigen. Ironischerweise – so die Beobachtung im Rahmen der Untersuchung – betraten viele Auktionsbesucher die Desinfektionsmatten erst gar nicht.

Teilweise wurden diese bewusst gemieden oder absichtlich nicht berührt. Außerdem sind die Bereiche um die Matten recht dreckig, zum Teil dreckiger als die Matte selbst, weil gerne daneben getreten wird, damit die mit Desinfektionsmittel gut gefüllten Matten nicht die Schuhe zu sehr „wässern“.

In der Studie zeigte sich, dass ein Großteil der befragten Auktionsbesucher die Verwendung und die Wirksamkeit von Desinfektionsmatten als ungeeignet einschätzt. Dazu kommt, dass die Matten gar nicht überall ausliegen.

15 % mit Auktionskleidung

Interessanterweise sprachen sich jedoch mehr als die Hälfte der Befragten für die Verwendung von Desinfektionsmatten aus. Es scheint also eine Wahrnehmung dafür zu existieren, dass auf Auktionen Erreger verschleppt werden können. Dies zeigt sich auch da­ran, dass sich 74 % der Besucher bereits Gedanken über Keimverschleppung durch Auktionen gemacht haben.

15 % der Befragten gaben an, dass sie spezielle Auktionskleidung haben. Weitere 22 % sagten aus, dass sie zwischen Straßen- und Stallkleidung konsequent wechseln, um mögliche Erreger an Kleidung und Schuhen durch eigenes Handeln von den Tieren fernzuhalten.

Was die Gesundheit der Auktionstiere angeht, waren sich die Befragten relativ einig: 80 % waren davon überzeugt, dass die Glaubwürdigkeit der Veranstalter stimmt und diese nur gesunde Tiere vermarkten. Weitere 80 % sind sich sicher, dass die tierärztliche Untersuchung am Auktionstag verdächtige Tiere größtenteils ausfindig macht.

Es gibt auch Käufer, die nur auf Auktionen Tiere kaufen, da dort die Tiergesundheit besser untersucht würde als bei anderen Tierbezügen.

Irrtum möglich

Für Auktionsbesucher (unabhängig ob Verkäufer oder Käufer) ist die tiergesundheitliche Einschätzung auch durch die Beobachtung des Tieres beispielsweise im Ring gegeben. Im Klartext: Macht das Tier einen optisch gesunden Eindruck, reagiert es normal auf die Umwelt und verhält es sich normal? Leider können sowohl die tierärztliche Untersuchung als auch die tiergesundheitliche Einschätzung der Käufer irren.

Denn es gibt bei Erkrankungen immer die sogenannte Inkubationsphase, in der eine bald beginnende Erkrankung noch nicht zu sehen ist, das Tier aber bereits infiziert ist. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, zugekaufte neue Tiere in einen für solche Zwecke vorgesehenen Quarantänestall zu überführen, bevor sie in die Herde integriert werden.

Sinnvoll könnte es zudem sein, wenn die Auktionsveranstalter Handschuhe und Schuhüberzieher bereitstellen würden für den Fall, dass Interessenten vor der Auktion Tiere begutachten wollen.
Ein Tipp: Am einfachsten schützt man sich und seinen Betrieb, indem man Auktionskleidung (inklusive Schuhe) trägt, die nicht im eigenen heimatlichen Stall angezogen wird. Prof. Dr. Marc Boelhauve basierend auf einer Arbeit von Deike Harms