Dürre-Hilfen

Heinen-Esser: „Ich rechne mit einem zweistelligen Millionen-Betrag für die Landwirte in NRW“

Das Land Nordrhein-Westfalen hat Ernteschäden in Höhe von 200 Mio. € an den Bund gemeldet. Das Wochenblatt sprach mit NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser über die Auszahlung der Hilfen und die Konsequenzen aus der Trockenheit.

Wochenblatt: Frau Heinen-Esser, wie geht es jetzt für die von der Dürre geschädigten Betriebe weiter?

Ursula Heinen-Esser: Die Ergebnisse der Getreideernte sind in Nordrhein-Westfalen glücklicherweise nicht so verheerend ausgefallen wie bisweilen in anderen Bundesländern. Anders ist die Situation bei Mais, Kartoffeln, Gemüse und insbesondere dem Grünland. Vor allem das fehlende Futter wird ein großes Problem. Wir haben dem Bund als grobe Schätzung Gesamtschäden in Höhe von rund 200 Mio. € gemeldet, aber das genaue Ausmaß ist schwer zu beziffern. Seit dem 22. August 2018 ist klar: Es wird Hilfen für Betriebe geben, die in Notlage geraten sind, die zur Hälfte vom Bund und zur Hälfte vom Land NRW getragen werden. Ich rechne damit, dass wir einen zweistelligen Millionenbetrag für die Landwirte in NRW bereitstellen werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Ernteausfall mehr als 30 % gegenüber den Vorjahren beträgt und eine positive Bedürftigkeitsprüfung durch die Landwirtschaftskammer gibt.

Wie viel Silomais ein Betrieb in diesem Jahr geerntet hat, lässt sich noch halbwegs ins Kubikmetern und Tonnagen abschätzen. Wie viel es vor zwei oder drei Jahren war, lässt sich dagegen schwer sagen...

Die Landwirtschaftskammer kennt ihre Landwirte und uns liegen Expertenschätzungen vor. Auch haben wir Ergebnisse von Versuchsflächen. Das Ziel muss lauten, den tatsächlich bedürftigen und in Not geratenen Landwirten zu helfen. Ich gehe davon aus, dass wir bislang belastbare Meldungen erhalten.

Welche langfristigen Konsequenzen ziehen Sie aus der Trockenheit?

Die Antwort lautet: Klimaanpassung. Wir haben dieses Thema leider viele Jahre vernachlässigt. Viele dachten jahrelang, Klimawandel betreffe nur Inseln im Pazifik. Dem ist aber nicht so. Auch bei uns nehmen Extremwetterereignisse wie langanhaltende Trockenheit, Stürme und Starkregen zu. Viele Landwirte spüren das bereits seit einigen Jahren, etwa weil der Vegetationsbeginn immer früher startet.

Wie kann sich die Landwirtschaft auf die zunehmenden Wetterkapriolen einstellen?

Wir brauchen ein Bewusstsein für den Klimawandel. In der Pflanzenzucht werden wir auf klimaresistentere Pflanzen und Fruchtfolgen setzen müssen. Außerdem gilt es an der Risikoabsicherung zu arbeiten. Das hat zwei Komponenten: Die steuerliche Seite, also Instrumente zur Gewinnglättung und dem Risikoausgleich, und Versicherungslösungen. Bislang scheitert es beispielsweise an bezahlbaren Versicherungen zum Schutz vor Trockenheit. Hier wäre eine staatliche Unterstützung denkbar. Diese Themen werden wir bei der kommenden Agrarministerkonferenz in Bad Sassendorf intensiv diskutieren.

Ein ausführliches Interview zur ersten Bilanz der Ministerin und ihrer Haltung zum rasanten Strukturwandel in der Tierhaltung und der künftigen Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben, Folge 35, vom 30. August 2018.

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