Großkundgebung in Münster: „Zukunft braucht uns“

Mehr als 6000 Landwirte aus vielen Teilen Deutschlands setzen in Münster ein Ausrufezeichen gegen die geplante Verschärfung der Düngeverordnung. Fotos zur Veranstaltung finden Sie in der Bildergalerie.

Die Bühne war voll von Landesbauernpräsidenten und gestandenen Agrarfunktionären, aber die Rede des Tages hielt eine 26-jährige Milchviehhalterin. Bettina Hueske aus Südlohn im Kreis Borken machte unter dem Motto „Landwirtschaft braucht uns“ nicht nur die Perspektive junger Landwirte greifbar. Vor allem redete sie Klartext in alle Richtungen.

Bauern noch gewollt?

„Sind wir noch gewollt?“, fragte sie in Richtung der Gesellschaft. Dabei kritisierte sie einen Trend zu immer mehr Verständnislosigkeit und immer weniger Wertschätzung gegenüber den Landwirten.

Die eigenen Berufskollegen erinnerte die Junglandwirtin daran, dass die derzeit hohen Nitratwerte auch ein Ergebnis der Düngung der Vergangenheit seien.Und gegenüber den beiden Ministerinnen Klöckner und Heinen-Esser machte sie deutlich, dass der vorgelegte 7-Punkte-Plan mit Begleitmaßnahmen zur Umsetzung der Düngeverordnung noch nicht ausreicht. „Zu den 20 % pauschale Unterdüngung fehlt jegliche Aussage“, kritisierte die Milchviehhalterin die Vorschläge, „dabei ist genau dieser Punkt doch das Kernproblem.“

Hueske verwies auf Berater der Landwirtschaftskammer, die offen einräumten, keinen Schimmer von den zukünftigen Auflagen zu haben. „Niemand kann sich gerade auf die Zukunft einstellen“, appellierte Hueske unter donnerndem Applaus an die Ministerinnen: „Wir erwarten Antworten, sonst schafft die Politik die Bauern ab.“

Genug ist genug

Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Johannes Röring, hatte vorher bereits klargestellt, dass die Bauern sich zum Wasserschutz bekennen. Der vorgeschlagene Weg, die Ziele zu erreichen, sei aber grundverkehrt. Die vorgesehenen Maßnahmen seien drastische Einschnitte, die fachlich wenig oder gar nicht überzeugten, kritisierte Röring und fügte hinzu: „Die Art und Weise, wie die Maßnahmen über die Köpfe der Betroffenen hinweg beschlossen wurden, macht wütend und fassungslos.“

Deutlich Kritik übte Röring an der Tatsache, dass die federführende Umweltministerin Svenja Schulze und ihr Staatssekretär Jochen Flasbarth die Einladung der Bauern zu der Kundgebung abgelehnt haben. Das sei bezeichnend und sehr bedauerlich.

Bestände auf Diät?

RLV-Präsident Conzen fragte, wie die Bauern in Zukunft Brotweizen produzieren sollen, wenn sie ihre Bestände gleichzeitig auf Diät setzen müssen. In Richtung der beiden Ministerinnen appellierte er: „Erklären Sie den Schreibtischtätern aus Brüssel diesen Sachverhalt.“ Den jüngst vorgelegten 7-Punkte-Plan bezeichnete er als ein erstes wichtiges Signal, das aber nicht ausreiche. Für die Betriebe seien mehr einzelbetriebliche Spielräume bei der Düngung erforderlich. Außerdem seien großzügigere Förderprogramme gefordert, um die Anpassungsmaßnahmen zu begleiten.