Trockenheits- und Mäuseschäden auf dem Grünland führten bereits im vergangenen Sommer und Herbst zu einer deutlich erhöhten Nachfrage nach Grassaat, besonders Nachsaatmischungen. Das betrifft in erster Linie die von den Landwirtschaftskammern empfohlenen Qualitätsstandardmischungen (QSM G V), aber auch Nachsaatmischungen aus den Markenprogrammen der Saatgutunternehmen und des Handels. Wer im Frühjahr Grassaatgut benötigt, sollte schnell handeln.
Hoher Saatgutbedarf
Auf dem Markt war und ist vor allem die Nachfrage nach hochwertigen, von den Landwirtschaftskammern regional empfohlenen Sorten des Deutschen Weidelgrases sehr hoch. Die Saatgutknappheit ist im Wesentlichen auf den weit überdurchschnittlichen Saatgutbedarf vor allem von Deutschem, Welschem und Einjährigem Weidelgras in den vergangenen beiden Jahren zurückzuführen. Zum anderen fiel die Grassamenernte bereits zwei Jahre hintereinander unterdurchschnittlich aus. Weiterhin sind die Lagerbestände auch bei Rot- und Weißklee und Luzerne sowie bei Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe und weichblättrigen Rohrschwingelsorten vergleichsweise knapp. Bei Knaulgras ist derzeit dagegen ausreichend Saatgut verfügbar.
Die Nachfrage nach Deutschem Weidelgras, vor allem für die Nachsaat, wird im Frühjahr nochmals deutlich steigen, wenn das Ausmaß der Grünlandschäden besser beurteilt werden kann. Die Preise sind aufgrund der hohen Nachfrage gegenüber dem vorvergangenen Jahr deutlich gestiegen. Eine Entspannung der Situation im kommenden Sommer durch die neue Grassamenernte bei den Weidelgrasarten ist so schnell nicht zu erwarten, da diese zunächst aufbereitet, zertifiziert und abgesackt werden muss und erst ab dem Frühherbst schrittweise verfügbar ist. Wie groß die tatsächliche Nachfrage im Winter/Frühjahr 2020 sein wird, ist derzeit schwer einschätzbar.
Vor dem Hintergrund der Saatgutknappheit ist es ratsam, sich frühzeitig mit ausreichenden Mengen empfohlener Nachsaatmischungen bzw. mit Deutschen Weidelgrassorten einzudecken, die eine regionale Empfehlung seitens der Landwirtschaftskammern und Länderdienststellen haben. Diese Empfehlungen beziehen sich in NRW auf die QSM mit dem roten Etikett für Mittelgebirgslagen und das orange Etikett für Niederungslagen. Für Nachsaaten sollte die Standardmischung GV genutzt werden. Im Handel gibt es aber auch aus den Markenprogrammen der Saatgutunternehmen Mischungen, in denen ebenfalls regionale Sortenempfehlungen berücksichtigt werden. Ein Blick auf das Sortenetikett ist daher sinnvoll.
Jetzt Saatgut kaufen
Wer sich erst im Frühjahr kurzvor den Nachsaatmaßnahmen um Saatgut kümmert, geht möglicherweise leer aus und muss auf Gräsermischungen mit weniger guten Deutschen Weidelgrassorten zurückgreifen. Gerade bezüglich Ertrag sowie Ausdauer bzw. Winterhärte gibt es beim Deutschen Weidelgras erhebliche Sortenunterschiede. Das sollten Praktiker bei der Auswahl geeigneter Sorten besonders für auswinterungsgefährdete Mittelgebirgslagen berücksichtigen. Insofern hat die Nutzung empfohlener Sorten eine große wirtschaftliche Bedeutung in der Futterproduktion. Ein günstigerer Preis für das Saatgut sollte daher beim Kauf nicht das ausschlaggebende Kriterium sein.
Sollten regionale QSM-Nachsaatmischungen (GV) bzw. regional empfohlene Deutsche Weidelgrassorten im Handel nicht mehr verfügbar sein, sollten die Sorten zumindest in Deutschland zugelassen sein. Zugelassene Sorten aller bedeutenden Futterpflanzen sind in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes veröffentlicht.
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