Auch in diesem Jahr stellt sich wegen der Trockenheit vielerorts die Frage, ob die Getreidebestände einen ausreichenden Kornertrag erwarten lassen. In einigen Regionen des Kreises Steinfurt beispielsweise finden sich extrem vertrocknete Teilschläge, auf denen der Einsatz eines Dreschers kaum lohnt.
Weiterhin spitzt sich die Grundfutterversorgung auf einigen Betrieben zu. Da kann das Häckseln des Getreides als Ganzpflanzensilage (GPS) selbst bei mäßigen Erträgen eine Alternative zum Dreschen sein.
Erträge unterschiedlich
Unter dem Begriff Getreide-Ganzpflanzensilage werden alle Bestände zusammengefasst, die bei der Ernte bereits Körner ausgebildet haben, deren Abreife allerdings erst im Stadium der Milch- bis Teigreife liegen und die zur Silierung vorgesehen sind. Darin besteht die Abgrenzung zu Grünschnitt- und Körnergetreide.
Winterweizen besitzt die längste Entwicklungszeit bei gleichzeitig geringeren TM-Ertragsleistungen, deswegen setzen Biogasanlagen Weizen meist nicht zur GPS-Nutzung ein. Weizen-GPS eignet sich eher für die Futterverwertung in Milchviehbetrieben aufgrund der tendenziell höheren Netto-Energie-Laktation (NEL).
Wintergerste räumt die Fläche ca. zehn Tage vor Wintertriticale und -roggen, bleibt aber wie der Weizen hinter den Erträgen von standortangepasster GPS-Triticale oder -Roggen zurück.
Optimaler Erntezeitpunkt
Ist die Entscheidung zugunsten einer Ganzpflanzensilage gefallen, müssen einige Parameter beachtet werden. Als Wichtigstes gilt es, den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen. Das Zeitfenster für die Ernte beträgt bei Gerste etwa drei bis vier, bei Weizen bis zu sieben Tage. Es reicht vom Ende der Milch- bis etwa zur Mitte der Teigreife.
Den Zeitpunkt kann man durch eine „Daumennagelprobe“ eingrenzen. Hierbei sollte der Korninhalt maximal eine teigige Konsistenz haben. Weitere Anzeichen sind an den übrigen Pflanzenteilen erkennbar. Das Stroh beginnt sich gelb zu verfärben, die Halmknoten, die oberen zwei Drittel der Blätter und die Ähren sind aber noch grün.
Der optimale Zeitpunkt liegt bei einem Trockenmassegehalt der Gesamtpflanze bei ca. 28 bis 35 %. Liegt der TM-Gehalt unter 28 %, besteht das Risiko der Sickersaftbildung. Bei zu hohem TM-Gehalt sinkt der Energiegehalt der Silage und der Rohfasergehalt steigt. Die Silage ist schlechter verdaulich und die Rückverfestigung in der Silomiete wird zunehmend schwieriger.
Wartezeiten einhalten
Bei der Nutzung von vorzeitig geerntetem Getreide sind die Wartezeiten von Pflanzenschutzmitteln wegen der vorgeschriebenen Rückstandshöchstgehalte der eingesetzten Mittel und der anschließenden Nutzung (Tierfutter/Biogasanlage) einzuhalten. Diese Wartezeiten sind in den Produktbeschreibungen der Pflanzenschutzmittel dokumentiert und unbedingt einzuhalten.
In diesem Zusammenhang stehen vor allem Fungizide und Insektizide im Fokus. Bei den Fungiziden ist die Wartezeit häufig mit „durch die Vegetationszeit bis zur Körnerernte abgedeckt“ beschrieben. In diesem Fall sollte zwischen Anwendung und Ernte eine Zeitspanne von mindestens vier Wochen liegen. Bei den Insektiziden ist die Wartezeit ähnlich. So hat Karate Zeon beispielsweise 28 Tage Wartezeit, Pirimor Granulat aber 35 Tage.
Weiterhin sollten Landwirte ein frühzeitiges Gespräch mit dem Lohnunternehmer suchen, da bei der GPS-Ernte ein Exakthäcksler mit einem Direktschneidwerk und „Corn-Cracker“ zum Einsatz kommen sollte. Die Erntekosten sind sowohl beim Dreschen (inklusive Strohbergung) als auch beim Häckseln ähnlich hoch, sodass sich hier kein Vorteil für ein Verfahren ergibt.
Wie freie Fläche nutzen?
Geräumte Flächen lassen sich mit Folgefrüchten wie Ackergras, Sommergerste oder Sommerhafer als GPS bestellen. Grundsätzlich besitzen auch diese einen entsprechenden Wasserbedarf und benötigen ein sauberes Saatbett. So ist es fast unumgänglich, den Boden aus hygienischen Gründen wendend zu bearbeiten. Darauf sollte zwingend eine schnelle Rückverfestigung folgen, damit ein ausreichend feines und abgesetztes Saatbett entsteht.Diese Bearbeitung birgt allerdings die Gefahr, zu viel Bodenfeuchtigkeit zu verlieren.
Bei der überbetrieblichen Nutzung von GPS stellt sich die Frage nach der Bewertung des Aufwuchses. Durch den kleinen Markt für dieses Produkt ist es schwierig, einen Preis zu finden. Einen Ansatz der Bewertung kann man sich über den Preis für Silomais heranziehen. Dabei wird von diesem Preis ein Abschlag von 10 bis 15 % für die geringere Energiedichte der Getreide-Ganzpflanzensilage abgezogen. Hierbei kommt es allerdings sowohl auf die Qualität der Maissilage als auch auf die Qualität und den Kornanteil der Getreide-Ganzpflanzensilage an. Grundsätzlich sollten aber die Anbaukosten für das Getreide nach Möglichkeit gedeckt sein.
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