Nach zwölf Jahren als Präsident wird Johannes Frizen (68) bei der Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer NRW am Freitag dieser Woche aus dem Amt scheiden. Nachfolger des Fleischrinderzüchters aus Alfter im Rhein-Sieg-Kreis wird voraussichtlich Karl Werring (57) aus Sendenhorst im Kreis Warendorf. Seit 2014 ist Werring Vizepräsident und damit Frizens Stellvertreter.
Regionalproporz
Vor drei Jahren waren der Rheinländer Frizen und der Westfale Werring zunächst noch gegeneinander bei der Wahl zum Präsidentenamt angetreten. Das hatte zu deutlicher Verstimmung zwischen den Landwirtschaftsverbänden WLV und RLV geführt, die jeweils die Kandidaten aus ihrem Landesteil vorgeschlagen hatten. Frizen wurde im ersten Wahlgang gewählt, Werring brauchte drei Wahlgänge, bevor er das Amt des Vizepräsidenten antreten konnte.
Traditionsgemäß wird das Amt des Vizepräsidenten der Wahlgruppe 1 (Betriebsinhaber) jeweils mit einer Person besetzt, die nicht aus derselben Region stammt wie der Präsident. Deshalb hat der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) bereits einen Wahlvorschlag unterbreitet: Martin Dahlmann aus Wuppertal soll neuer Vizepräsident der Kammer werden. Der 52-Jährige führt mit seiner Ehefrau einen Milchviehbetrieb mit Direktvermarktung und ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann im RLV.
Der zweite Vizepräsident, der die sogenannte Wahlgruppe 2, die Arbeitnehmer(innen), vertritt, wird aller Voraussicht nach sein Amt behalten, das er seit 2014 innehat: Oliver Beitzel (46) aus Bad Berleburg im Kreis Siegen-Wittgenstein. Seine Wiederwahl gilt als sicher.
Mindestens 123 Stimmen
Die Hürde, die die Kandidaten bei der Wahl zum Präsidium überspringen müssen, ist hoch: Um gewählt zu werden, braucht man mindestens 123 Stimmen, das entspricht zwei Dritteln der Kammermitglieder. Besonderheit dabei: Auch wenn nicht alle Mitglieder anwesend sind, gilt die 123 weiter als absolute Grenze. Zwei Drittel der Anwesenden reichen nicht.
Auch während der Sitzung können noch Wahlvorschläge gemacht werden. Eine formelle Nominierung im Vorfeld ist nicht notwendig. Gewählt werden darf jedes Mitglied der Hauptversammlung.
Wichtige Projekte erledigt
Während eines Pressegesprächs am Freitag der vergangenen Woche wies der scheidende Präsident unter anderem darauf hin, dass in den vergangenen Jahren das Standort- und Organisationskonzept der Landwirtschaftskammer umgesetzt und damit wichtige Weichenstellungen abgeschlossen wurden. Die Zentrale in Bonn ist geschlossen und verkauft, die Umzüge vieler Beschäftigter erledigt, der Neubau der LUFA ebenfalls „abgehakt“. Diese Neuausrichtung hatte Frizen gern bis zum Ende begleiten wollen: So hatte er es schon vor drei Jahren angekündigt. Die Mitgliedschaft des Rheinländers bei der Landwirtschaftskammer endet übrigens erst 2020. Er bleibt deshalb bis auf Weiteres auch Kreislandwirt im Rhein-Sieg-Kreis.
Kammerdirektor Dr. Martin Berges hob die Schwerpunkte der fachlichen Arbeit in der Landwirtschaftskammer hervor. Vor allem die Tierhalter stehen unter Druck, unter anderem wegen der neuen Düngeverordnung samt Stoffstrombilanz, weil die Silage- und Düngerlagerung verstärkt ins Blickfeld gerät und weil es um die Zukunft des Pflanzenschutzes geht. Zu all diesen Themenfeldern bietet die Kammer Beratung und Betreuung an. Das gilt auch für den Bereich der Biodiversität. Berges weiß: Die Bauern sind bereit, einen großen Beitrag zu leisten, aber sie brauchen dabei auch Begleitung.
Gebühren steigen um 5 %
Beschließen wird die Hauptversammlung über eine Anhebung der Beratungs- und Bildungsgebühren um 5 % sowie über eine Anpassung der Aufwandsentschädigungen. Zum ersten Mal seit 2009 sollen die Sätze um rund 10 % steigen. Bei den Kreislandwirten und den ehrenamtlich tätigen Prüfern im Ausbildungsbereich werden neue, höhere Sätze vorgeschlagen, die dem tatsächlichen Aufwand näherkommen als die bisherigen.