CO2-Zertifikate

Klimaretter statt Klimasünder

„Verursacher des Klimawandels“: Das sind Worte, die Landwirte kennen. Doch jetzt sollen sie mit dem Humusaufbau das Klima retten und damit sogar Geld verdienen. Denn Humus ist der Kohlenstoffspeicher schlechthin.

Mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten können Unternehmen ihren CO2-Ausstoß „kompensieren“. Landwirte können nun in den Emissionshandel einsteigen. Sie sollen auf ihren Flächen Humusaufbau betreiben. Spezialisierte Handelsunternehmen winken dabei mit attraktiven Vergütungssätzen. Doch der Schein trügt. Caroline Labonte von der Landwirtschaftskammer NRW warnt vor unbedachten Entscheidungen.

Humuszertifikate

Das Klima retten und gleichzeitig auch noch Geld verdienen? Das klingt erst einmal verlockend. Caroline Labonte hat sich mit dem Handel von CO2-Zertifikaten näher beschäftigt. Auf der Generalversammlung des Acker- und Saatbauvereins Münsterlands, am Mittwoch vergangener Woche, riet sie jedoch zu höchster Vorsicht.

Es gibt bereits Unternehmen, die den Emissionshandel betreiben. Privatleute oder -unternehmen können sogenannte CO2-Zertifikate kaufen, und damit rechnerisch ihre Klimaneutralität zu erreichen.

Auf der anderen Seite bekommen Landwirte eine Auszahlung, wenn sie einen gewissen Humusgehalt über eine bestimmte Zeit aufbauen. Um die Veränderung des Humusgehalt zu überprüfen, werden zu verschiedenen Zeitpunkten GPS-genaue Kontrollen von den Anbietern durchgeführt. Labonte betonte, dass die Werte, mit denen die Unternehmen werben, jedoch meistens in der Praxis nicht umsetzbar seien. Zum anderen müssten die Landwirte die Kosten für die Bodenprobennahmen tragen. Anhand von einem Beispielunternehmen zeigte sie: Bei Erreichen des gewünschten Humusgehaltes erhält der Landwirt 30 €/t gebundenem CO2. Weiterverkauft werden die CO2-Zertifikate dann für 60 €. „Da stellt sich die Frage, wer verdient zum Schluss wirklich Geld mit solchen CO2-Zertifikaten?“, so Labonte. Auch Rechenbeispiele drängen bisher noch nicht zu einer Beteiligung am Handel, hält sie fest.

Trotzdem spielt der Humusaufbau beziehungsweise der Humuserhalt auch ohne Honorar eine zentrale Rolle – und zwar aus Sicht des Pflanzenbaus. Ein aktives Bodenleben, eine erhöhte Wasserkapazität und eine verbesserte Aggregatstabilität des Bodens sind nur einige Vorteile. Landwirte können durch ihre Bewirtschaftung, insbesondere durch die organische Düngung, einen Teil zum Humusaufbau beziehungsweise Humuserhalt beitragen. Generell müsse der Humusaufbau langfristig und betriebsindividuell betrachtet werden.

Tipps fürs Frühjahr

Aufgrund der starken Niederschläge sind die Oberböden aktuell mit Wasser übersättigt. Eine Befahrbarkeit sei nach derzeitigem Zustand frühestens in 7 bis 10 Tagen möglich, erklärte der Geschäftsführer Bastian Lenert, Landwirtschaftskammer NRW. Sobald die Flächen jedoch wieder befahrbar sind, muss die Andüngung unmittelbar erfolgen, riet er den Landwirten.

Der Nitratdienst zeigt, dass die Böden – vor allem die leichten Böden – leer bis restlos leer sind. „Der Reststickstoff, der noch vorhanden war, hat sich durch die starken Niederschläge in tiefere Schichten verlagert“, so der Geschäftsführer. „Wenn sie die Flächen befahren können, sollten sie von einem Einsatz mit Nitrifikationshemmern Abstand nehmen“, so Lenert. Der Stickstoff muss den Pflanzen zeitnah zur Verfügung stehen. Im Mais sollen Landwirte die Möglichkeit hingegen in Betracht ziehen. Auch weist er darauf hin, dass sich parallel zum Nitrat auch der Schwefel verlagert hat. Eine ausreichende Schwefeldüngung im Frühjahr sei daher umso wichtiger.