Großdemonstration in Berlin

Gegen die „Agrarindustrie“

Am Samstag haben viele tausend Menschen in der Bundeshauptstadt demonstriert und eine Agrarwende gefordert. Schwerpunktthemen der 9. "Wir-haben-es-satt!"-Demonstration waren die Reform der Agrarpolitik und industriell hergestellte Lebensmittel.

Lautstark und sehr bunt haben am Sonnabend viele Menschen in Berlin für eine „Agrarwende“ demonstriert. Etliche tausend Teilnehmer folgten dem Aufruf der Veranstalter, die ihrer Aktion dieses Jahr das Motto „Der Agrarindustrie den Geldhahn zudrehen“ gestellt hatten. Dem Demonstrationszug vorweg fuhr ein Schlepperkorso, der nach Angaben der Veranstalter 170 Fahrzeuge umfasste.

Organisatoren oder Unterstützer dieser neunten „Wir-haben-es-satt!“-Demo sind Umwelt- und Naturschutzverbände, der Deutsche Tierschutzbund, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Greenpeace, aber auch die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor sowie die Welthungerhilfe.

Weniger scharfe Töne

Verschiedene Redner betonten, wie wichtig eine bäuerlich getragene Landwirtschaft ist, dass Natur, Umwelt und Tiere geschützt werden müssen und deshalb eine Umverteilung der Direktzahlungen im System der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nötig sei. Speziell Großbetriebe und intensive Tierhaltungsbetriebe sehen die Organisatoren äußerst kritisch. Sie wollen eine gezielte Förderung von Tier- und Umweltschutzleistungen.

Viele der mitgeführten Plakate und Transparente waren sehr sachlich gehalten, andere emotional, einige aber auch verletzend und wieder andere thematisch randständig („Gegen Macker und Sexisten!“). Insgesamt fiel auf, dass die Redebeiträge weniger aggressiv vorgetragen wurden, wenn auch der Bauernverband als „Agrarindustrieverband“ verunglimpft wurde.

Tierhaltung und Tierschutz

Hubert Weiger, Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland, hob die Wichtigkeit demokratischer Prozesse beim Kampf „gegen die Macht des Kapitals“ und die Agrarindustrie hervor und forderte von der Politik die Agrarpolitik im Sinne der Menschen zu verändern, unter anderem den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu stoppen. Wichtig sei außerdem, die Tierhaltung an die Fläche zu binden. Die Bauern müssten endlich einsehen, dass sie nur gemeinsam mit kritischen Verbrauchern, Tier- und Umweltschützern die Zukunft zu ihren Gunsten gestalten könnten.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder verlangte ein radikal neues Tierschutzgesetz und forderte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, einen Kopfsprung in die radikale Wende zu wagen.