Kein Colistin mehr

Geflügelwirtschaft bietet Komplettverzicht an

Drei Vorschläge zur Antibiotikareduzierung hat die Geflügelwirtschaft Landwirtschaftsministerin Klöckner bereits vorgelegt. Einigen konnten sich die beiden Parteien bislang nicht.

Jetzt gibt es vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) das Angebot eines kompletten Verzichts auf den Wirkstoff Colistin. Auch der Einsatz von Fluorchinolen soll signifikant weniger werden. Dieser Vorschlag ist die Reaktion auf eine Anfang Mai erfolgte deutliche Kritik von Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im Agrarministerium. Colistin wird in der Humanmedizin als besonders relevantes Reserveantibiotikum eingestuft.

Friedrich-Otto Ripke, Präsident des ZDG, bezeichnete das Angebot im Gespräch mit dem Wochenblatt als "ein sehr konkretes und weitgehendes Angebot". Gleichzeitig fordert Ripke aber einen klaren Rechtsrahmen. So soll Colistin in der ab 2022 geltenden neuen EU-Tierarzneimittelverordnung aufgeführt werden. Damit könnten EU-Mitgliedsstaaten den Einsatz von Colistin beschränken. "Das sollte möglichst EU-weit einheitlich erfolgen", so Ripke. Bei einem Verbot geht es auch um die Rechtssicherheit der Tierärzte. Ist Colistin nicht verboten und der Tierarzt würde den Wirkstoff bei einer Erkrankung des Bestandes mangels Alternativen eigentlich anwenden, so kommt er bei einem freiwilligen Verzicht in die Bredouille. Denn wenn die Tiere daraufhin leiden oder die Verluste ansteigen, hat das auch tierschutzrechtlich Relevanz.

Keine weitere Reduzierung der Besatzdichte

Bei den bisherigen Verhandlungen um eine freiwillige Vereinbarung zur Antibiotikareduzierung hatte Klöckner Ripke zufolge stets auf eine gleichzeitige Reduzierung der Besatzdichte beharrt. Hier weigert Ripke sich mitzugehen. "Wir lassen uns keine Besatzdichtenreduzierung aufdrücken", machte er deutlich. Damit sei eine Geflügelhaltung in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich. Ohnehin hätten Geflügelhalter jetzt schon Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Ausland aufgrund der geringeren Besatzdichten bei der Teilnahme an der Initiative Tierwohl (ITW). 70  % der Hähnchen und Puten werden bundesweit nach den Vorgaben der ITW gehalten.

Während ein Verzicht auf Colistin in der Hähnchenmast eher möglich ist, wird in der Putenhaltung von einer erforderlichen Übergangszeit von drei bis fünf Jahren ausgegangen. Um hier Behandlungsalternativen zu haben, hatte der ZDG bei seinen Minimierungsvorschlägen unter anderem auch die Zulassung von sogenannten "Competitive Exclusion"-Kulturen (CE) gefordert. Hierbei wird durch eine Frühbesiedlung mit einer natürlichen Geflügeldarmflora die Besiedlung mit unerwünschten Krankheitserregern und resistenten Keimen deutlich erschwert.