G 7 kämpft gegen Resistenzen

Die G7-Staaten wollen die Wirksamkeit von Antibiotika erhalten. In der Abschlusserklärung zu ihrem Gipfeltreffen auf Schloss Elmau betonen die Staats- und Regierungschefs die zentrale Rolle von Antibiotika für die Human- und Veterinärmedizin. Sie unterstützen den kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschlossenen globalen Aktionsplan zu Antibiotikaresistenzen und kündigen an, eigene nationale Aktionspläne zu erstellen und umzusetzen.

Ausdrücklich bekennen sich die G7-Industrienationen zum „One Health“-Ansatz, der alle Bereiche einbezieht, also die Gesundheit von Mensch und Tier sowie Landwirtschaft und Umwelt.

Die G7 sichern zu, eine fachgerechte Verwendung von Antibiotika zu fördern und die Grundlagenforschung, die Forschung zu Epidemiologie, die Infektionsprävention und ‑bekämpfung sowie die Entwicklung von neuen Antibiotika, alternativen Therapien, Impfstoffen und Schnelltests zu stärken.

Bereits im Vorfeld der Konferenz hatte Regierungssprecher Steffen Seibert betont, dass Antibiotikaresistenzen eine weltweite Bedrohung seien, gegen die dringend wirksame Schritte ergriffen werden müsse. Die Bundesregierung selbst sieht sich in einer Vorreiterrolle und verweist auf die kürzlich vom Kabinett beschlossene neue Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020), mit der die Anstrengungen in der Human- und Veterinärmedizin zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen intensiviert werden sollen. Kernpunkte sind:

  • eine verbesserte Diagnostik,
  • die Umsetzung von Hygienemaßnahmen,
  • eine Weiterentwicklung der Tierhaltung,
  • die Aufklärung der Bevölkerung, von Ärzten und Tierärzten sowie
  • ein Ausbau der Forschung.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium vermeldete die Fortschritte im Veterinärbereich. Mit der 16. Novelle des Arznei­mittelgesetzes habe man den Weg zur konsequenten Minimierung des Antibiotikaeinsatzes auf das therapeutisch notwendige Maß eingeschlagen.

Unterdessen appellierte Ressortchef Christian Schmidt an die Länder, eine lückenlose Anwendung der Regelungen zu gewährleisten. Weitere für den Agrarbereich wichtige Themen beim G7-Treffen waren der Klimawandel, die weltweite Hungerbekämpfung sowie Gespräche über das internationale Freihandelsabkommen TTIP.

Grüne: "Verheerende zeitversetzte Folgen"

Auch der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Martin Häusling, hatte bereits im Vorfeld des G7-Gipfels die Erwartung geäußert, dass die Staats- und Regierungschefs konkrete Schritte gegen den Missbrauch von Antibiotika in der Tiermast in die Wege leiten. Nach Auffassung des Grünen-Politikers muss beim Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ein größeres Gewicht auf den Tierbereich gelegt werden. Der missbräuchliche Einsatz dieser Wirkstoffe in der Mast habe „verheerende langfristige Folgen, die sich dann zeitversetzt in der Humanmedizin niederschlagen“.

Laut Häusling werden in der Tiermast immer noch doppelt so viele Antibiotika verabreicht wie im Humanbereich. Benötigt würden Tierhaltungssysteme, „die den prophylaktischen Einsatz überflüssig machen und die vor allem die Verwendung als Wachstumsförderer ein für alle Mal stoppen“. Auch der Einsatz der lebensrettenden Reserveantibiotika müsse in der Tiermast untersagt werden. Für den Grünen-­Abgeordneten heißt das: „Massentierhaltung beenden und agrarpolitisch auf Klasse statt Masse setzen.“ AgE

Einen ausführlichen Bericht veröffentlicht das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe in seiner aktuellen Ausgabe dieser Woche – Folge 24 vom 11. Juni 2015.


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