Fracking: Das Münsterland ist nicht Texas

Das Thema Fracking sorgt zurzeit für heiße Diskussionen. Viele Landwirte und andere Bürger lehnen das Verfahren zur Erdgasförderung ab. Das wurde auch bei einer Infoveranstaltung des WLV in Ascheberg-Herben deutlich.

Der Berufsstand lehnt das Fracking-Verfahren unter den derzeitigen Bedingungen ab – das ist der Kern einer Resolution, die der WLV am vergangenen Freitag im Rahmen einer Informationsveranstaltung zum Thema Fracking in Ascheberg-Herbern verabschiedete. Begründung: Die mit der Technologie verbundenen Risiken für Mensch, Tier und Natur seien zu groß. Sie ständen in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Aber auch die weiteren Flächenverluste durch Bohrtürme, Straßen und Leitungen mit den Ausgleichsmaßnahmen machen WLV-Präsident Johannes Röring Angst. „Wir sind hier im dicht besiedelten Münsterland, nicht in Texas. Fracking ist bei uns derzeit nicht zu verantworten.“

Fracking ist keine neue Technologie

Was hinter der Technologie des Fracking steckt, darüber informierten anerkannte Experten die anwesenden Landwirte und Bürger. Laut Dr. Harald Kassner werden Öl, Gas und Kohle bis 2040 bei der weltweiten Energieversorgung weiter eine zentrale Rolle spielen. Der Mitarbeiter der Öl- und Gasgesellschaft ExxonMobil, die mithilfe des Frackings im Münsterland Erdgas fördern möchte, wies darauf hin, dass man mit dem Frackverfahren Deutschland 13 bis 15 Jahre allein mit Erdgas aus heimischen Quellen versorgen könne. Die Technologie sei nicht neu. Von 1961 bis heute habe man 300 Fracks in Deutschland durchgeführt. Der mit den Aufsichtsbehörden abgestimmte technische Schutz etwa der Bohrstellen sei vorbildlich. Undichte Stellen habe es nicht gegeben.

Fracking einfach verbieten?
Viele Bürger lehnen das Fracking ab. „Warum können Bund und Länder das Frack-Verfahren nicht zum Beispiel per Gesetz verbieten?“, wurde wiederholt bei der Infoveranstaltung gefragt. „Das geht in einem Rechtsstaat nicht“, so die klare Antwort von Prof. Dr. Foth. Reichtum und Wohlstand in Deutschland seien im Kern das Ergebnis von Innovationen. Ohne Innovationen gebe es keinen Fortschritt. „Wir müssen uns mit jeder neuen Technologie auseinander setzen – ob wir dies wollen oder nicht. Wenn wir das Fracking verbieten wollen, müssen wir dies sehr genau begründen, sonst erleidet der Staat auch eine Niederlage vor den Gerichten.“

ExxonMobil werde, so Dr. Kassner weiter, dem Frackwasser in Zukunft nur noch ungiftige Stoffe beigeben. Biozide zum Beispiel würden nicht mehr benötigt. Das Unternehmen habe eine Kommission aus 40 Wissenschaftlern beauftragt, alle offenen Fragen zu klären und einen offenen Dialog zu führen. Dr. Kassner wörtlich: „ExxonMobil hat mit dem Frackverfahren noch nie das Trinkwasser verunreinigt. Das wird auch in Zukunft nicht passieren.“

Derzeit keine Erkundungsbohrungen erlaubt

Die Bezirksregierung Arnsberg (Bergbaubehörde) hat Gasfirmen in NRW derzeit 22 gewerbliche Erlaubnisse erteilt, bestimmte Gebiete zu erkunden. Doch die Firmen dürfen laut Wolfgang Dronia (Bezirksregierung) derzeit keine Erkundungsbohrungen durchführen. Das regelt ein Erlass der Landesregierung vom 18. November 2011. Erst nach der Bundestagswahl will Berlin offensichtlich das Bergrecht ändern und für derartige Anträge vorschreiben, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen ist.

Umweltfolgen kaum bekannt

Die größte Beachtung auf dem Podium und in der Diskussion, souverän vom WLV-Umweltausschuss-Vorsitzenden Johann Prümers geleitet, fand Prof. Dr. Heidi Foth. Die Wissenschaftlerin aus Halle, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung, wies im Kern auf zwei Dinge hin:

  • Gegenwärtig braucht die deutsche Industrie das Fracking-Gas aus Wettbewerbsgründen oder aus Gründen der Versorgungssicherheit nicht.

  • Dagegen sind zahlreiche langfristige Umweltfolgen wenig oder gar nicht bekannt. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob beim großflächigen Fracking und zerklüfteten Gestein nicht doch belastetes Wasser in die grundwassernahen Schichten gelangt. Das größte Risiko sieht Prof. Dr. Foth jedoch im hochgiftigen Lagerwasser, das mit jedem Frack an die Oberfläche gelangt. Das Wasser enthält Eisen, Mangan, Methan und andere bedenkliche Stoffe, die über eine Aufbereitung aus dem Wasser herausgefiltert werden müssten.

Prof. Dr. Foths Fazit: Momentan bestehen gravierende Wissenslücken beim Fracking. Deshalb sollten Industrie und Bund Pilotprojekte entwickeln, um nähere Erkenntnisse zu gewinnen. Armin Asbrand