Forschungslandschaft Westfalen

Höxter erhält neues Thünen-Institut "Wirtschaft in ländlichen Räumen"

In Höxter entsteht eine Forschungeinrichtung des Braunschweiger Thünen-Institutes zur "Wirtschaft in ländlichen Räumen". Mittelfristig soll das gesamte Institut für ländliche Räume, eines der 14 Thünen-Forschungsinstitute, nach Höxter verlegt werden.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium will seine Forschung im Bereich ländliche Räume intensivieren und dazu einen neuen Forschungsstandort aufbauen. Wie der Nachrichtendienst Agra-Europe in Berlin erfahren hat, soll im westfälischen Höxter ein neues Institut für Wirtschaft in ländlichen Räumen errichtet werden.

Mittelfristig soll auch das bisherige Thünen-Institut (TI) für ländliche Räume von Braunschweig in das 130 km entfernte Höxter umgesiedelt werden. Dem Vernehmen nach hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die notwendigen Entscheidungen dazu getroffen.

Verlegung seit längerem diskutiert

Die Diskussion um eine neue Forschungseinrichtung des Thünen-Instituts läuft bereits seit geraumer Zeit. Als wahrscheinlich galt bislang, dass ein solches Institut angesichts der ausgeprägten Problemlage in den dortigen ländlichen Gebieten in Ostdeutschland angesiedelt werden würde.

Kein Geheimnis ist, dass sich insbesondere der Hauptberichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Einzelplan 10 im Haushaltsausschuss, Christian Haase, für Höxter eingesetzt hat. Die knapp 30.000 Einwohner zählende Kreisstadt liegt im Wahlkreis des Bundesvorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung der Union (KPV).


Was ist das Thünen-Institut?

Das Thünen-Institut ist eines von rund 40 Ressort-Forschungseinrichtungen des Bundes, zu denen unter anderem auch das Robert-Koch-Institut in Berlin, der Deutsche Wetterdienst in Offenbach, das Umweltbundesamt in Dessau oder das Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und Arzneimittel in Langen gehören.
Das Thünen-Institut, 2008 gegründet und aus drei Vorgängerinstituten zusammengelegt, ist benannt nach dem Agrarforscher Johann Heinrich von Thünen (1783-1850). Es ist als Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei dem Bundeslandwirtschaftsministerium zugeordnet und erforscht die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen durch Agrarwirtschaft, Forst- und Holzwirtschaft und Fischerei. Ein Schwerpunkt liegt überdies in der Forschung zur Entwicklung ländlicher Räume.
Die Forschungseinrichtung umfasst 14 Fach-Institute mit insgesamt etwa 1100 Beschäftigten, davon rund 570 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Hauptsitz ist Braunschweig. Einzelne Fachinstitute etwa für Ökologischen Landbau Holzforschung oder Fischerei befinden sich unter anderem in Westerau/Stormarn, Hamburg, Eberswalde und Rostock. In Nordrhein-Westfalen befand sich bislang keines der Thünen-Fachinstitute. Nach eigenen Angaben unterhält das Thünen-Institut internationale Kooperationen mit rund 440 wissenschaftlichen Einrichtungen in 96 Ländern. Str.

Die Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse hatte sich im Sommer 2019 für die Neuansiedlung und Ausgründung von Behörden und Ressortforschungseinrichtungen bevorzugt in strukturschwachen und vom Strukturwandel betroffenen Regionen ausgesprochen.

Anzustreben seien Cluster von Hochschulen und Fachhochschulen, Behörden, Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen, so dass Ausbildung und praktische Anwendung nah beieinander liegen, heißt es in den Schlussfolgerungen, die die Bundesminister Horst Seehofer, Franziska Giffey und Julia Klöckner als Vorsitzende der Kommission vorgelegt haben.

Nachtrag vom 24. April 2020: Aufgrund einer mehrdeutigen Formulierung war in der ersten Version dieses Beitrags im Vorspann zu lesen, dass mittelfristig auch der Hauptsitz des Thünen-Institutes von Braunschweig nach Höxter verlegt werden solle. Das trifft nicht zu.

Hier geht es zum Thünen-Institut

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