Forschen, was für mehr Tierwohl sorgt

Erkenntnisse aus der Forschung zum Thema Tierwohl sollen schneller auf landwirtschaftlichen Betrieben ankommen. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) informiert ab November Fachleute und Verbraucher.

Mehr Tierwohl wird von vielen Seiten gefordert. Doch welche Tiersignale lassen sich für eine Beurteilung nutzen? Und bedeutet eine Umstellung der Haltung immer Stress und Leistungseinbußen?

Dazu forscht unter anderem die Universität Bonn. Damit die Ergebnisse solcher Versuche in der landwirtschaftlichen Praxis ankommen hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) – in die auch Teile des aid-Infodienstes integriert wurden – das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) ins Leben gerufen.

Das BZL wird darüber informieren, was sich einerseits in der Wissenschaft tut – und was die verschiedenen Akteure andererseits davon haben. "Die Kommunikation von Forschungsergebnissen bedarf Übersetzungsarbeit. Diese leistet das BZL mit seiner Expertise aus verschiedenen Projektträgerschaften und Kommunikationskampagnen. Moderne, nachhaltige Landwirtschaft soll für jedermann transparent und verständlich werden", beschreibt Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die Aufgabe des BZL.

Mittelweg finden

Wasseraufnahme, Liege- und Laufzeit oder Herzfrequenz: Welche Parameter bilden das „Wohlfühlen“ von Kühen ab? Auf Versuchsgut Frankenforst in Bonn gewährte die Universität Bonn mit dem Projekt "CowSoft" Einblicke in den Stand ihrer Tierwohl-Forschung. Ein erstes Ergebnis: Kühe können sich an Haltungsänderungen anpassen – und das ohne Einbußen bei der Milchleistung. "Wir werden dazu verschiedene Haltungsvarianten und Indikatoren testen", so Dr. Ute Müller vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn. Im von der BLE betreuten Innovationsprojekt "CowSoft" versucht die Universität Bonn dank Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu ermitteln, wie neue Ställe für mehr Tier-Komfort gebaut sein müssen.

"Es muss einen Mittelweg zwischen Bauernhof-Romantik und Skandalisierung geben. Diesen will das BZL mit neutralen und zuverlässigen Informationen aufzeigen. Dafür brauchen wir Forschungseinrichtungen und Betriebe, die ihre Türen aufmachen und zeigen, was möglich ist und wie neue Erkenntnisse schnell in die Praxis umgesetzt werden können", so BZL-Leiter Dr. Matthias Nickel. Damit sich alle Interessierten über Neues aus der Landwirtschaft informieren können, baut das BZL derzeit Internetseiten mit Rubriken für Fachleute und Verbraucher auf. Von der Analyse des Milchmarkts über Publikationen zur Milchkuhfütterung bis hin zur Antwort auf die Frage, ob Kühe nur Milch geben, wenn sie Kälber bekommen: Hier soll jeder fündig werden. Das neue Internetangebot geht voraussichtlich im November online. BLE/CG