Ferkelkastration: Streit um den richtigen Weg

Die Fleischwirtschaft in Deutschland hat die Zulassung von Isofluran zur Ferkelkastration durch den Landwirt begrüßt, wünscht sich aber weitere Alternativen einschließlich der Lokal­anäs­the­sie.

Der Isofluran-Beschluss berücksichtige, dass die Marktrealität nicht außer Acht gelassen werden könne, teilte der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) in Bonn mit. Nur mit der Zulassung der Betäubung durch den Landwirt werde sichergestellt, dass der Markt auch ab 2021 weiter problemlos mit Schweinefleisch aus Deutschland bedient werden könne.

Eingeschränkten Absatzmöglichkeiten für Eberfleisch

Die Fleischwirtschaft akzeptiere alle Methoden, die mit Ebermast, Immunokas­tration und Isofluran-Betäubung für die Erzeuger zur ­Verfügung stünden, hob der Verband hervor. Er wies allerdings darauf hin, dass die eingeschränkten Absatzmöglichkeiten für Eberfleisch berücksichtigt werden müssten. Erfahrungen der Schlachtunternehmen zeigten, dass viele Kunden das Fleisch von Ebern mit oder ohne Improvac-Behandlung aufgrund seiner spezi­fischen Eigenschaften ablehnten, da sich damit keine Traditionsprodukte wie Rohschinken und Rohwurst herstellen ließen. „Wer sich für die Erzeugung und Vermarktung von Eberfleisch mit oder ohne Improvac entscheidet, der muss sich darüber im Klaren sein, dass seine Vermarktungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, was sich sehr wahrscheinlich auch im Erlös widerspiegeln wird“, gab der VDF zu bedenken.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat sich irritiert über die Verlautbarung des VDF gezeigt. „Ich habe wenig Verständ­nis für so ­eine Abwehrhaltung gegen die Immunokastration und die Ebermast“, sagte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken gegenüber Agra-Europe. Diese Position der Fleischwirtschaft sei umso unverständlicher, als es sowohl aus dem Lebensmitteleinzelhandel als auch aus anderen Bereichen Signale gebe, dass Eberfleisch mit und ohne Improvac Akzeptanz finde. Alle Wege zum Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration müssten genutzt werden können.

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