Das hörten die Bauern gern: Dorothee Feller sagte ihnen mit klaren Worten Unterstützung zu. Bei der Generalversammlung der Raiffeisen-Genossenschaft Agri V am Mittwochabend bekundete die Münsteraner Regierungspräsidentin in der Borkener Stadthalle nicht nur Verständnis für die aktuellen Proteste im Land und in Berlin. Ausdrücklich erklärte sie auch, dass Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen generell so flächensparend wie möglich abgewickelt werden sollen. Im März 2020 findet ein Symposium zum Thema Fläche statt, organisiert vom Regierungspräsidium, bei dem alle Beteiligten zusammenkommen sollen, auch Vertreter der Landwirtschaft.
Nicht über die Bauern hinweg
Ausdrücklich forderte Feller in wichtigen Fragen, die die Landwirtschaft betreffen, eine Beteiligung der Bauern auf Augenhöhe. Man könne nicht einfach über deren Köpfe hinweg Beschlüsse fassen. Viele Betriebe säßen wegen des Konflikts zwischen Tierwohlansprüchen und Immissionsschutzbestimmungen in der Klemme. Beides sei nicht miteinander in Einklang zu bringen. Darüber hinaus werde Landwirtschaft völlig zu Unrecht oft als etwas Bedrohliches dargestellt. Natürlich gebe es in bestimmten Bereichen zum Beispiel Belastungen des Grundwassers mit Nitrat. Aber die Landwirtschaft habe schon einen Anspruch darauf, dass deswegen eine differenzierte Analyse erfolgt, die andere mögliche Verursacher nicht von vornherein ausschließe.
Broschüre für die Schulen
Sorge bereitet Dorothee Feller auch die Darstellung der Agrarwirtschaft im Schulunterricht. Fehlerhafte Informationen über die Landwirtschaft legten den Grundstock für bauernfeindliche Vorurteile bei jungen Menschen. Deshalb soll eine Broschüre als ergänzendes Unterrichtsmaterial zusammengestellt werden, die falsche Darstellungen korrigiert und sachgerecht informiert. Längerfristig müssten dann die entsprechenden Passagen in den Schulbüchern überarbeitet werden.
Die Landwirte selbst müssten aber auch etwas tun, verlangte die Regierungspräsidentin: Öffentlichkeitsarbeit ist Pflicht. Wer könnte besser als die Bauern selbst darüber informieren, was sie auf ihren Feldern und in den Ställen tun, als sie selbst? Die Chancen beispielsweise des Digital Farmings mit exakt bedarfsgerechter und präziser Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln beispielsweise bieten hier gute Anknüpfungspunkte für eine offene Diskussion. Gerade weil die gut organisierten Protestkundgebungen für eine bessere Wahrnehmung der Landwirtschaft gesorgt haben, muss das Feld der Öffentlichkeitsarbeit jetzt weiter beackert werden.